Sprach-Regelungen und Macht-Strukturen

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Mit Foucault im Kino Diskursanalyse des Films

Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

Mit Foucault im Kino Diskursanalyse des Films

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Semesterplan

Einführungssitzung Filmwissenschaftliches „Handwerkszeug“ (2 Sitzungen) Block 1: Michel Foucaults Diskursanalyse (4 Sitzungen) Block 2: Anwendungsbeispiele (5 Sitzungen) Abschlusssitzung Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

Mit Foucault im Kino Diskursanalyse des Films

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Block 1: Michel Foucaults Diskursanalyse

05.05.2010

Was ist Diskursanalyse?

(Grundbegriffe und Zusammenhänge) 12.05.2010

Die Verfasstheit des Wissens

(Archäologie des Wissens, 1969) 02.06.2010

Sprach-Regelungen und Macht-Strukturen

(Die Ordnung des Diskurses, 1971 Dispositive der Macht, 1978) 09.06.2010

Rezeption und Weiterentwicklung der Diskursanalyse

(Historische Diskursanalyse, Interdiskursanalyse, Heterotopologie, etc.) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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Block 1: Michel Foucaults Diskursanalyse

L ITERATUR Michel Foucault: Die Archäologie des Wissens (1969), Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981 u. ö. (stw 356).

Michel Foucault: Die Ordnung des Diskurses (1971), Frankfurt am Main: Fischer 1991 u. ö. (Fischer TB 10083).

Michel Foucault: Dispositive der Macht (1978), Berlin: Merve (Internationaler Merve Diskurs 77).

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Block 1: Michel Foucaults Diskursanalyse

(A) Sprach-Regelungen (Die Ordnung des Diskurses) Archäologie: Wie entsteht Wissen(schaft)?

(interne Bedingungen: Gegenstände, Begriffe, Äußerungsmodalitäten, Strategien) Genealogie: Unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen entstehen (wissenschaftliche) Diskurse?

(externe Bedingungen: Kontrolle, Selektion, Organisation, Kanalisation) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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Block 1: Michel Foucaults Diskursanalyse

(A) Sprach-Regelungen (Die Ordnung des Diskurses) • • •

Prozeduren der Ausschließung

Das Verbot: Darüber darf nicht jeder in jeder Weise sprechen.

Tabu des Gegenstandes – Ritual der Umstände – Recht des sprechenden Subjekts (Beispiele: Sexualität, Politik) Entgegensetzung von Vernunft und Wahnsinn Ausgrenzung, Entwertung der Worte des Wahnsinnigen (Beispiel: Diskurs der Normalität, Psychiatrie) Gegensatz von Wahrem und Falschem w/f – binäre Logik  Was nicht ins Raster passt, ist nicht zugelassen („tertium non datur“) Druck und Zwang für andere Diskurse („Wahrhaftigkeit“ in der Literatur) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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(A) Sprach-Regelungen (Die Ordnung des Diskurses) • • •

Prozeduren der Klassifikation, Anordnung und Verteilung

Der Kommentar: Trennung von Primärtext („große Erzählung“) und Sekundärtext (Kommentar, Aktualisierung, Bezugnahme) Rückbezug auf schon Gewesenes, auf alte Autoritäten („philosophus dixit“), Produktion neuer Diskurse (Beispiele: juristische Exegese, religiöser Kommentar, Hermeneutik, lit.wiss. Interpretation) Der Autor: Autor-Prinzip als einheitliches Ordnungselement für Diskurse Bindung an eine Autorität in Philosophie, Wissenschaft, Literatur (Beispiel: Shakespeares „Weltbild“, die Kantische Philosophie etc.) Die „Disziplinen“: Gegenstandsbereich einer Wissenschaft („Bündel von Methoden, ein Korpus von ‚wahren‘ Sätzen etc.)  „Permanente Reaktualisierung der Regeln“ (Beispiel: Die Botanik als Teil der Biologie) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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(A) Sprach-Regelungen (Die Ordnung des Diskurses) • • •

Prozeduren der Verknappung der sprechenden Subjekte

Das Ritual: Wer darf wann wie und wo sprechen?

Qualifikation des Subjekts: Gesten, Verhaltensweisen, Umstände, Zeichen (Beispiele: juristisches Plädoyer, therapeutischer Dialog, Unterrichtsgespräch) „Diskurs-Gesellschaften“: Gruppen zur Aufbewahrung und Tradierung von Diskursen Privilegierte „Sprecher“ – Geheimwissen – Codes und Regeln (Beispiel: antike Rhapsoden, Priester etc.) „Doktrinen“: Sammlung verbindlicher Lehrsätze Gemeinsame Verbindlichkeit eines gemeinsamen Diskursensembles führt zu Zugehörigkeit zu einer Gruppe (Beispiel: Christentum, Scientific Community etc.) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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(A) Sprach-Regelungen (Die Ordnung des Diskurses)

versus traditionelle Ideengeschichte Diskurs-Analyse

• • • • Ereignis Serie Regelhaftigkeit Möglickeitsbedingung versus versus versus versus Schöpfung Einheit Ursprünglichkeit Bedeutung Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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(A) Sprach-Regelungen (Die Ordnung des Diskurses) Diskurs-Analyse: Kritik („ungenierte Gelehrsamkeit“) und Genealogie („fröhlicher Positivismus“) (a) Kritik: „es soll versucht werden, die Formen der Ausschließung, der Einschränkung, der Aneignung [...] zu erfassen“ (S. 38) (b) Genealogie: „es soll untersucht werden, wie sich durch diese Zwangssysteme hindurch [...] Diskursserien gebildet haben“ (ebd., S. 39) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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(B) Macht-Strukturen (Dispositive der Macht) Was ist ein Dispositiv? (frz. dispositif ‚Filter‘) „ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architekturale Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebensowohl wie Ungesagtes umfaßt“ (S. 119 f.) „Das Dispositiv selbst ist das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft werden kann.“ (S. 120) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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(B) Macht-Strukturen (Dispositive der Macht)

Was ist die Funktion des Dispositivs?

„[Ich] verstehe [...] unter Dispositiv eine Art von [...] Formation, deren Hauptfunktion zu einem gegebenen historischen Zeitpunkt darin bestanden hat, auf einen Notstand zu antworten. Das Dispositiv hat also eine vorwiegend strategische Funktion.“ (S. 120)  z. B. das Sexualitätsdispositiv, das psychiatrische Dispositiv, das Normalitätsdispositiv (Jürgen Link) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR

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Block 1: Michel Foucaults Diskursanalyse

Diskursanalyse des Films – zwei mögliche Perspektiven Diskursanalyse 1 = Untersuchung des „epistemischen Substrats“ (R. Warning)  Inwiefern sind die Diskurse eines Films typisch für seine Zeit?

Diskursanalyse 2 = Film als „Diskursinszenierung“ (R. Warning) Filmbeispiel: P RINCE OF D ARKNESS (1986) Institut für Germanistik, SS 2010, Patrick Baum, StR