Transcript Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung
Slide 1
Arbeitsplatzevaluierung psychischer
Belastungen nach dem ASchG/B-BSG
Julia Steurer,
Sozialministerium, Sektion VII, Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat
Abteilung Arbeitsmedizin, Arbeitshygiene und Arbeitspsychologie
Gesunde Arbeitsplätze - den Stress managen!
Eine Europäische Kampagne wirkt auch in Österreich
Julia Steurer, Salzburg den 02.10.2014
arbeitsinspektion.gv.at
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Agenda
•
•
•
•
•
•
•
ASchG Novelle 01.01.2013 / B-BSG-Novelle 1.1.2014
Ziele und Hintergründe der Arbeitsplatzevaluierung
Begriffsklärung
Planung und Organisation der Arbeitsplatzevaluierung
Wahl eines geeigneten Vorgehens
Eignung von Maßnahmen
Zwischenbilanz Arbeitsplatzevaluierung
Slide 3
Neuerungen im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz
(ASchG 1.1.13) und
Bundesbedienstetenschutzgesetz (B-BSG 1.1.14)
•
Klarstellung, v.a. hinsichtlich der Begriffe und zeitgemäße
Terminologie
•
Starke Betonung der Prävention von Gefahren durch
psychische Belastungen bei der Arbeit
•
Erhöhung des Bewusstseins und stärkere betriebliche
Auseinandersetzung mit dem Thema
•
Betonung der Rolle der Arbeitspsycholog/innen neben den
Präventivfachkräften (Arbeitsmediziner/innen,
Sicherheitsfachkräfte)
3
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Konkretisierungen im ASchG / B-BSG
• Unter Gefahren sind auch psychische Gefahren zu verstehen;
unter Gesundheit auch psychische Gesundheit (§ 2 ASchG)
• Arbeitsplatzevaluierung ist auf die grundlegenden vier Dimensionen
arbeitsbedingter psychischer Belastungen abzustellen (§ 4 i V § 7
ASchG)
• Aufgabenanforderung und Tätigkeit
• Sozial- und Organisationsklima
• Arbeitsumgebung
• Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation
• Mit der Arbeitsplatzevaluierung können auch sonstige Fachleute im
Sinne des § 82a ASchG (Präventionszeit) , insbesondere
Arbeitspsycholog/innen, beauftragt werden
• Grundsätze der Gefahrenverhütung (§ 7 ASchG): Berücksichtigung der
grundlegenden vier Dimensionen arbeitsbedingter psychischer
Belastungen
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Arbeitsplatzevaluierung psychischer
Belastung
Ziel:
Menschengerechte
Arbeitsgestaltung
Nichtziel:
•
•
•
•
Herausfiltern psychisch kranker Bediensteter
individuelle Befindlichkeiten und Störungen
Psychotherapie, noch mehr Yogakurse und Konzentrationsschulungen
Messung von Beanspruchung, Gesundheitszustand, Wohlbefinden,
Burnout, Zufriedenheit, Arbeitsfähigkeit
Slide 6
Prozess der Arbeitsplatzevaluierung
Ermittlung der Arbeitsbedingungen mit
standardisierten Messverfahren
Ableitung und
Umsetzung
konkreter
Maßnahmen
sowie
Prüfung der
Wirksamkeit
Arbeitsplatzevaluierung nach
dem
ASchG /B-BSG
qualitätsgesicherte
Beurteilung der
Ergebnisse
Überprüfung und erforderlichenfalls Anpassung der Arbeitsplatzevaluierung
nach (Auszug): Unfällen, nach Zwischenfällen mit erhöhter arbeitsbedingter
Fehlbeanspruchung, Einführung neuer Arbeitsmittel, Arbeitsstoffe,
Arbeitsverfahren,... (§ 4 Abs 5 ASchG)
6
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Novelle ASchG 01.01.2013
Novelle B-BSG 01.01.2014
Vom Leitfaden der AI zum Merkblatt des Baunebengewerbes (2011 – 2014)
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ÖNORM EN ISO 10075-1: Begriffe
• Psychische Belastung: "Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse,
die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn
einwirken."
• Psychische Beanspruchung: "Die unmittelbare (nicht die langfristige)
Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in
Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und
augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen
Bewältigungsstrategien.„
Beschäftigung mit Reduzierung von Gefahren durch psychische
Belastung bei der Arbeit, um Fehlbeanspruchungen und deren Folgen
vorzubeugen bzw. zu verhüten.
Slide 9
Dimension
Aufgabe,
Tätigkeit
Gefahren durch
psychische Belastungen
Freundlichkeitsdruck
hohe Konzentration, …
Persönlichkeitsmerkmale, individuelle
Leistungsvoraussetzung
Kurzfristig:
Überforderung, Unterforderung, Stress…
Unklare Zuständigkeit,
Arbeitsorganisation
unplanbare Arbeitsmenge,
und Abläufe
…
Organisationsu Sozialklima
Arbeitsumgebung
Fehlende Information,
mangelhafte Kommunikation, …
Beanspruchung
und Folgen
Langfristig:
Innere Kündigung,
Erkrankungen…
Lärm, Hitze…
Private
Lebenssituation
Quelle: nach Herbert Friesenbichler, AUVA
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Dimension
Aufgabe,
Tätigkeit
Gefahren durch
psychische Belastungen
Freundlichkeitsdruck…
Arbeitsorganisation Unklare
und Abläufe
Zuständigkeit…
Organisationsu Sozialklima
Fehlende
Information…
Arbeitsumgebung
Lärm, Hitze…
Quelle: nach Herbert Friesenbichler, AUVA
Thema der
Arbeitsplatzevaluierung
Slide 11
Erkennen von geeigneten und ungeeigneten
Fragestellungen
Fragen, die direkt eine Belastung erheben
Fragen, die keine Belastung erheben
Aufgabenanforderung / Tätigkeit
Bei meiner Arbeit kommt es zu Unterbrechungen
durch Telefonanrufe. (BASAII)
• Wenn ich in eine schwierige Situation gerate,
vertraue ich auf meine Fähigkeit, sie zu
meistern. (TPF)
• Ich hatte Kreuz- oder
Rückenschmerzen.(KÖPS)
Arbeitsabläufe / Arbeitsorganisation
Für die Arbeit notwendige Informationen oder
Unterlagen fehlen (ABS)
• Wenn es sein muss, arbeite ich bis zur
Erschöpfung.(AVEM)
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Arbeitsplatzevaluierung:
Prozess und Wertigkeit
Slide 13
Arbeitsschritte – Planung / Organisation
Vorbereiten und
Planen
Maßnahmen
entwickeln
Ermitteln und
Beurteilen
Maßnahmen
umsetzen
Team bilden
(AG/in, Amed, SFK,
SVP, BR, Arbeitspsychologie, ASA…)
Aufgaben bewusst
machen / klären
Informationsfluss und
Beteiligung festlegen
Evaluierungsplan
erstellen
Vorhandene
Daten sichten
Messverfahren
auswählen
Fragebögen,
Einzelinterviews,
Beobachtungsverfahren,
Gruppengespräche
Erhebungsbereiche festlegen
Quelle: nach Herbert Friesenbichler, AUVA
Gruppen
einteilen
ev. mit Pilotprojekt beginnen
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Welche Messverfahren sind geeignet?
Stand. schriftl.
Befragung
Standard. GruppenInterview
Nur standardisierte,
qualitätsgesicherte, vergleichbare
Messverfahren!
Nichts „Selbstgestricktes“
Standard.
Beobachtungserhebung
Standard. mündl.
Interview
Anforderungen an Verfahren zur Messung und Erfassung
psychischer Arbeitsbelastungen ÖNORM EN ISO 10075-3;
Orientierung zur Geeignetheit Leitfaden Arbeitsinspektion, Kapitel 6
Quelle: ABS Gruppe – Arbeitsbewertung in der Gruppe (Molnar,
Prinkel, Friesenbichler, Grafik: SoltBittner, 2013, AUVA, i.E.)
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Beispiele Messverfahren
Gruppeninterview,
Orientierend, 22 Items
schriftliche Befragung /
Beobachtungsinterview/ Gruppeninterview, Screening, 81 Items
•
•
schriftliche Befragung /
Screening, 26 Items
•
Beobachtungsinterview,
Orientierend 44 Items
http://www.baua.de/de/Informationenfuer-die-Praxis/Handlungshilfen-undPraxisbeispiele/Toolbox/Toolbox.html
http://www.arbeitsinspektion.gv.at/AI/
Gesundheit/Belastungen/default.htm
http://eval.at/evaluierung-psychischerbelastungen
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Vorgehensweise Wahl und Einsatz des Messverfahrens
Ermittlung
• Ermittlung von arbeitsbedingten Belastungen auf allen 4 Dimensionen
mit standardisiertem, qualitätsgesicherten Messverfahren?
• Passt die im Verfahren verwendete Sprache, zur Sprache der Befragten?
• Ist Verfahren so angewendet, dass ehrliches Antwortverhalten möglich
ist?
• Evaluierungsbereiche (Tätigkeitsgruppen, Arbeitsvorgänge,Standorte)
passend abgebildet?
• Messverfahren passend zum Betrieb, der Arbeitstätigkeit, dem
Arbeitsbereich?
ev. mit Pilotprojekt beginnen
Beurteilung der Belastung? (Welche Belastung stellt Gefahr dar)
• Benchmarks?
• Arbeitswissenschaftliche Kriterien?
Beurteilung der Belastung muss nachvollziehbar sein
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Gute Maßnahmen wirken kollektiv und setzen
an der Quelle an! (§ 7 ASchG)
Gestaltung der Arbeitsaufgabe,
Anforderung aus der Tätigkeit
Gestaltung des Organisationsund Sozialklimas
Gestaltung der ArbeitsAbläufe und Arbeitsorganisation
Gestaltung der Arbeitsumgebung
Auch bei der Gefahrenverhütung sind die grundlegenden Dimensionen
arbeitsbedingter psychischer Belastungen sowie deren Zusammen- und
Wechselwirkung und die Schnittstelle Mensch-Technik-Organisation zu berücksichtigen.
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Angemessene Maßnahmen entwickelt?
Ermittelte Belastung
Maßnahmen
Maßnahmen
Aufgabenanforderung / Tätigkeit
Konzentrationsschulungen
Störung bei konzentrierten Arbeiten Schaffung von störungsfreien
Quelle? Kollektiv wirksam? ~
durch das Telefon
Zeiten.
Quelle? Kollektiv wirksam?
Arbeitsabläufe / Arbeitsorganisation
Ansprechperson ist bei Störungen
nicht erreichbar oder unklar.
Vor Arbeitsbeginn Aushang
Entscheidung über Arbeitsablauf
Zuständigkeitsplan in
selbst treffen.
Quelle? Kollektiv wirksam?
Werkstätte.
Quelle? Kollektiv wirksam?
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Maßnahmen: Eintragung in Sicherheits- und
Gesundheitsschutzdokumente (SiGeDok)
Ermittelte Belastung (was?)
Maßnahme
(wie?)
Zuständig
(wer?)
Bis
wann?
Überprüfung
Wirksamkeit:
Störung
konzentriertes
Arbeiten
Schaffung störungsfreier
Arbeitszeiten.
Ermittlung ruhiger Stunden.
Danach Arbeitsaufteilung:
Telefondienst und
Konzentrationsdienst
Ermittlung Anruffrequenz:
Team.
< 4 Mon
2 x jährlich Prüfung:
Fehlerfreieres Arbeiten;
Rückmeldung Team, dass
störungsfreie
Arbeitszeiten
funktionieren
Informationsmangel über
Zuständigkeit
Schriftliche Festlegung in
einem übersichtlichen
Zuständigkeitsplan
Aushang an der Tür zur
Produktionshalle. Falls
Ansprechperson verhindert.
Vertretung und
Erreichbarkeit angegeben
Festlegung
Hierarchiestruktur:
Geschäftsleitung
Nennung Stellvertretung,
falls Ansprechperson
verhindert:
Produktionsleitung
Anbringung Aushang:
Schichtleitung
< 6 Mon
Frage "wer ist zuständig?"
stellt sich nicht mehr.
1 x pro Quartal im
Teamgespräch
thematisieren
Einteilung „Dienste“ nach
Teambesprechung:
Frau Huber
Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumente sind vorhanden von Grundevaluierung
Dokumentation der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung in vorhandene Struktur
einfügen
Slide 20
Was eine Maßnahme zu einer guten Maßnahme
macht
Zeit für Vorsorgeuntersuchungen wird gestellt.
Kein E-Mail Zugang mehr von 18:15 – 7:00 Uhr
Rauchentwöhnungsprogramm
Spezielle Schulung, um EDV Programme sinnvoll
anwenden zu können
"Sagen Sie NEIN"
Mehr Engagement bei Gruppenarbeiten
Klare Festlegung von Kompetenz- und Handlungsrahmen
Workshops zur gesunden Ernährung
System zur rechtzeitigen Nachbestellung von Arbeitsmaterialien
eingeführt.
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Komplett ist die Evaluierung, wenn
1. Belastungen mit einem geeigneten Verfahren
standardisiert ermittelt wurden
2. Messergebnisse beurteilt sind
(Handlungsbedarf?)
3. geeignete ursachenbezogene, kollektiv wirksame
Maßnahmen abgeleitet sind
4. Maßnahmen umgesetzt werden und im SiGeDok
eingetragen sind
5. die Wirksamkeit überprüft wird
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Zwischenbilanz AI
• Zuwenig Planung und Organisation des Prozesses
• Beschäftigte wissen nicht, warum und woran sie sich beteiligen
• Ergebnisse werden nicht konkreten Arbeitsplätzen / Arbeitsvorgängen
zugeordnet
• Überbordende und teure Messverfahren, statt schlanker bedarfsorientierter
Messverfahren
• Ausführliche Dokumentation der Befragung; wenig Interpretation der
Ergebnisse; oberflächliche Benennung der konkreten Gefahren
• Festlegung unpräziserer Maßnahmen ohne Frist und Zuständigkeit
• Ungeeignete Maßnahmenvorschläge bzw. Umsetzung im Arbeitsschutz (z.B.
Coaching, Massagen, Konfliktmanagementseminare, ...)
• Betriebliche Ressourcen teilweise wenig genutzt (AMED, SFK, BR, SVP)
• nicht aussagekräftige Tätigkeitsberichte sonstiger Fachleuten und PFK
mangelnde Arbeitsschutzkenntnisse = mangelhafte
Arbeitsplatzevaluierung
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Zwischenbilanz AI
• Thema wird ernst genommen, viele Betriebe erkennen
Chance mit Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen
"Schwachstellen" zu beheben
• Unklarheiten werden weniger, strukturierte durchdachte Prozesse
beginnen zu laufen
• Bereits ohne nachhaltiger Wirkungskontrolle werden erste
Verbesserung der Arbeitsbedingungen wahrgenommen z.B.
klare Schichtübergaben reduzieren Konflikte
vereinbarte festgelegte Handlungs- und Entscheidungskompetenzen
vermeiden Doppelgleisigkeit und Arbeitsaufwand
klare Kommunikationswege reduzieren Informationsaufwand
arbeitsplatzbezogene Maßnahmen reduzieren konkrete Gefahren
am Arbeitsvorgang
immer mehr Betriebe beginnen einen qualitätsvollen systematischen
Prozess und profitieren davon
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www.arbeitsinspektion.gv.at
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
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Arbeitsplatzevaluierung psychischer
Belastungen nach dem ASchG/B-BSG
Julia Steurer,
Sozialministerium, Sektion VII, Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat
Abteilung Arbeitsmedizin, Arbeitshygiene und Arbeitspsychologie
Gesunde Arbeitsplätze - den Stress managen!
Eine Europäische Kampagne wirkt auch in Österreich
Julia Steurer, Salzburg den 02.10.2014
arbeitsinspektion.gv.at
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Agenda
•
•
•
•
•
•
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ASchG Novelle 01.01.2013 / B-BSG-Novelle 1.1.2014
Ziele und Hintergründe der Arbeitsplatzevaluierung
Begriffsklärung
Planung und Organisation der Arbeitsplatzevaluierung
Wahl eines geeigneten Vorgehens
Eignung von Maßnahmen
Zwischenbilanz Arbeitsplatzevaluierung
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Neuerungen im ArbeitnehmerInnenschutzgesetz
(ASchG 1.1.13) und
Bundesbedienstetenschutzgesetz (B-BSG 1.1.14)
•
Klarstellung, v.a. hinsichtlich der Begriffe und zeitgemäße
Terminologie
•
Starke Betonung der Prävention von Gefahren durch
psychische Belastungen bei der Arbeit
•
Erhöhung des Bewusstseins und stärkere betriebliche
Auseinandersetzung mit dem Thema
•
Betonung der Rolle der Arbeitspsycholog/innen neben den
Präventivfachkräften (Arbeitsmediziner/innen,
Sicherheitsfachkräfte)
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Konkretisierungen im ASchG / B-BSG
• Unter Gefahren sind auch psychische Gefahren zu verstehen;
unter Gesundheit auch psychische Gesundheit (§ 2 ASchG)
• Arbeitsplatzevaluierung ist auf die grundlegenden vier Dimensionen
arbeitsbedingter psychischer Belastungen abzustellen (§ 4 i V § 7
ASchG)
• Aufgabenanforderung und Tätigkeit
• Sozial- und Organisationsklima
• Arbeitsumgebung
• Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation
• Mit der Arbeitsplatzevaluierung können auch sonstige Fachleute im
Sinne des § 82a ASchG (Präventionszeit) , insbesondere
Arbeitspsycholog/innen, beauftragt werden
• Grundsätze der Gefahrenverhütung (§ 7 ASchG): Berücksichtigung der
grundlegenden vier Dimensionen arbeitsbedingter psychischer
Belastungen
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Arbeitsplatzevaluierung psychischer
Belastung
Ziel:
Menschengerechte
Arbeitsgestaltung
Nichtziel:
•
•
•
•
Herausfiltern psychisch kranker Bediensteter
individuelle Befindlichkeiten und Störungen
Psychotherapie, noch mehr Yogakurse und Konzentrationsschulungen
Messung von Beanspruchung, Gesundheitszustand, Wohlbefinden,
Burnout, Zufriedenheit, Arbeitsfähigkeit
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Prozess der Arbeitsplatzevaluierung
Ermittlung der Arbeitsbedingungen mit
standardisierten Messverfahren
Ableitung und
Umsetzung
konkreter
Maßnahmen
sowie
Prüfung der
Wirksamkeit
Arbeitsplatzevaluierung nach
dem
ASchG /B-BSG
qualitätsgesicherte
Beurteilung der
Ergebnisse
Überprüfung und erforderlichenfalls Anpassung der Arbeitsplatzevaluierung
nach (Auszug): Unfällen, nach Zwischenfällen mit erhöhter arbeitsbedingter
Fehlbeanspruchung, Einführung neuer Arbeitsmittel, Arbeitsstoffe,
Arbeitsverfahren,... (§ 4 Abs 5 ASchG)
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Novelle ASchG 01.01.2013
Novelle B-BSG 01.01.2014
Vom Leitfaden der AI zum Merkblatt des Baunebengewerbes (2011 – 2014)
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ÖNORM EN ISO 10075-1: Begriffe
• Psychische Belastung: "Die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse,
die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn
einwirken."
• Psychische Beanspruchung: "Die unmittelbare (nicht die langfristige)
Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in
Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden und
augenblicklichen Voraussetzungen, einschließlich der individuellen
Bewältigungsstrategien.„
Beschäftigung mit Reduzierung von Gefahren durch psychische
Belastung bei der Arbeit, um Fehlbeanspruchungen und deren Folgen
vorzubeugen bzw. zu verhüten.
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Dimension
Aufgabe,
Tätigkeit
Gefahren durch
psychische Belastungen
Freundlichkeitsdruck
hohe Konzentration, …
Persönlichkeitsmerkmale, individuelle
Leistungsvoraussetzung
Kurzfristig:
Überforderung, Unterforderung, Stress…
Unklare Zuständigkeit,
Arbeitsorganisation
unplanbare Arbeitsmenge,
und Abläufe
…
Organisationsu Sozialklima
Arbeitsumgebung
Fehlende Information,
mangelhafte Kommunikation, …
Beanspruchung
und Folgen
Langfristig:
Innere Kündigung,
Erkrankungen…
Lärm, Hitze…
Private
Lebenssituation
Quelle: nach Herbert Friesenbichler, AUVA
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Dimension
Aufgabe,
Tätigkeit
Gefahren durch
psychische Belastungen
Freundlichkeitsdruck…
Arbeitsorganisation Unklare
und Abläufe
Zuständigkeit…
Organisationsu Sozialklima
Fehlende
Information…
Arbeitsumgebung
Lärm, Hitze…
Quelle: nach Herbert Friesenbichler, AUVA
Thema der
Arbeitsplatzevaluierung
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Erkennen von geeigneten und ungeeigneten
Fragestellungen
Fragen, die direkt eine Belastung erheben
Fragen, die keine Belastung erheben
Aufgabenanforderung / Tätigkeit
Bei meiner Arbeit kommt es zu Unterbrechungen
durch Telefonanrufe. (BASAII)
• Wenn ich in eine schwierige Situation gerate,
vertraue ich auf meine Fähigkeit, sie zu
meistern. (TPF)
• Ich hatte Kreuz- oder
Rückenschmerzen.(KÖPS)
Arbeitsabläufe / Arbeitsorganisation
Für die Arbeit notwendige Informationen oder
Unterlagen fehlen (ABS)
• Wenn es sein muss, arbeite ich bis zur
Erschöpfung.(AVEM)
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Arbeitsplatzevaluierung:
Prozess und Wertigkeit
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Arbeitsschritte – Planung / Organisation
Vorbereiten und
Planen
Maßnahmen
entwickeln
Ermitteln und
Beurteilen
Maßnahmen
umsetzen
Team bilden
(AG/in, Amed, SFK,
SVP, BR, Arbeitspsychologie, ASA…)
Aufgaben bewusst
machen / klären
Informationsfluss und
Beteiligung festlegen
Evaluierungsplan
erstellen
Vorhandene
Daten sichten
Messverfahren
auswählen
Fragebögen,
Einzelinterviews,
Beobachtungsverfahren,
Gruppengespräche
Erhebungsbereiche festlegen
Quelle: nach Herbert Friesenbichler, AUVA
Gruppen
einteilen
ev. mit Pilotprojekt beginnen
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Welche Messverfahren sind geeignet?
Stand. schriftl.
Befragung
Standard. GruppenInterview
Nur standardisierte,
qualitätsgesicherte, vergleichbare
Messverfahren!
Nichts „Selbstgestricktes“
Standard.
Beobachtungserhebung
Standard. mündl.
Interview
Anforderungen an Verfahren zur Messung und Erfassung
psychischer Arbeitsbelastungen ÖNORM EN ISO 10075-3;
Orientierung zur Geeignetheit Leitfaden Arbeitsinspektion, Kapitel 6
Quelle: ABS Gruppe – Arbeitsbewertung in der Gruppe (Molnar,
Prinkel, Friesenbichler, Grafik: SoltBittner, 2013, AUVA, i.E.)
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Beispiele Messverfahren
Gruppeninterview,
Orientierend, 22 Items
schriftliche Befragung /
Beobachtungsinterview/ Gruppeninterview, Screening, 81 Items
•
•
schriftliche Befragung /
Screening, 26 Items
•
Beobachtungsinterview,
Orientierend 44 Items
http://www.baua.de/de/Informationenfuer-die-Praxis/Handlungshilfen-undPraxisbeispiele/Toolbox/Toolbox.html
http://www.arbeitsinspektion.gv.at/AI/
Gesundheit/Belastungen/default.htm
http://eval.at/evaluierung-psychischerbelastungen
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Vorgehensweise Wahl und Einsatz des Messverfahrens
Ermittlung
• Ermittlung von arbeitsbedingten Belastungen auf allen 4 Dimensionen
mit standardisiertem, qualitätsgesicherten Messverfahren?
• Passt die im Verfahren verwendete Sprache, zur Sprache der Befragten?
• Ist Verfahren so angewendet, dass ehrliches Antwortverhalten möglich
ist?
• Evaluierungsbereiche (Tätigkeitsgruppen, Arbeitsvorgänge,Standorte)
passend abgebildet?
• Messverfahren passend zum Betrieb, der Arbeitstätigkeit, dem
Arbeitsbereich?
ev. mit Pilotprojekt beginnen
Beurteilung der Belastung? (Welche Belastung stellt Gefahr dar)
• Benchmarks?
• Arbeitswissenschaftliche Kriterien?
Beurteilung der Belastung muss nachvollziehbar sein
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Gute Maßnahmen wirken kollektiv und setzen
an der Quelle an! (§ 7 ASchG)
Gestaltung der Arbeitsaufgabe,
Anforderung aus der Tätigkeit
Gestaltung des Organisationsund Sozialklimas
Gestaltung der ArbeitsAbläufe und Arbeitsorganisation
Gestaltung der Arbeitsumgebung
Auch bei der Gefahrenverhütung sind die grundlegenden Dimensionen
arbeitsbedingter psychischer Belastungen sowie deren Zusammen- und
Wechselwirkung und die Schnittstelle Mensch-Technik-Organisation zu berücksichtigen.
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Angemessene Maßnahmen entwickelt?
Ermittelte Belastung
Maßnahmen
Maßnahmen
Aufgabenanforderung / Tätigkeit
Konzentrationsschulungen
Störung bei konzentrierten Arbeiten Schaffung von störungsfreien
Quelle? Kollektiv wirksam? ~
durch das Telefon
Zeiten.
Quelle? Kollektiv wirksam?
Arbeitsabläufe / Arbeitsorganisation
Ansprechperson ist bei Störungen
nicht erreichbar oder unklar.
Vor Arbeitsbeginn Aushang
Entscheidung über Arbeitsablauf
Zuständigkeitsplan in
selbst treffen.
Quelle? Kollektiv wirksam?
Werkstätte.
Quelle? Kollektiv wirksam?
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Maßnahmen: Eintragung in Sicherheits- und
Gesundheitsschutzdokumente (SiGeDok)
Ermittelte Belastung (was?)
Maßnahme
(wie?)
Zuständig
(wer?)
Bis
wann?
Überprüfung
Wirksamkeit:
Störung
konzentriertes
Arbeiten
Schaffung störungsfreier
Arbeitszeiten.
Ermittlung ruhiger Stunden.
Danach Arbeitsaufteilung:
Telefondienst und
Konzentrationsdienst
Ermittlung Anruffrequenz:
Team.
< 4 Mon
2 x jährlich Prüfung:
Fehlerfreieres Arbeiten;
Rückmeldung Team, dass
störungsfreie
Arbeitszeiten
funktionieren
Informationsmangel über
Zuständigkeit
Schriftliche Festlegung in
einem übersichtlichen
Zuständigkeitsplan
Aushang an der Tür zur
Produktionshalle. Falls
Ansprechperson verhindert.
Vertretung und
Erreichbarkeit angegeben
Festlegung
Hierarchiestruktur:
Geschäftsleitung
Nennung Stellvertretung,
falls Ansprechperson
verhindert:
Produktionsleitung
Anbringung Aushang:
Schichtleitung
< 6 Mon
Frage "wer ist zuständig?"
stellt sich nicht mehr.
1 x pro Quartal im
Teamgespräch
thematisieren
Einteilung „Dienste“ nach
Teambesprechung:
Frau Huber
Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumente sind vorhanden von Grundevaluierung
Dokumentation der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung in vorhandene Struktur
einfügen
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Was eine Maßnahme zu einer guten Maßnahme
macht
Zeit für Vorsorgeuntersuchungen wird gestellt.
Kein E-Mail Zugang mehr von 18:15 – 7:00 Uhr
Rauchentwöhnungsprogramm
Spezielle Schulung, um EDV Programme sinnvoll
anwenden zu können
"Sagen Sie NEIN"
Mehr Engagement bei Gruppenarbeiten
Klare Festlegung von Kompetenz- und Handlungsrahmen
Workshops zur gesunden Ernährung
System zur rechtzeitigen Nachbestellung von Arbeitsmaterialien
eingeführt.
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Komplett ist die Evaluierung, wenn
1. Belastungen mit einem geeigneten Verfahren
standardisiert ermittelt wurden
2. Messergebnisse beurteilt sind
(Handlungsbedarf?)
3. geeignete ursachenbezogene, kollektiv wirksame
Maßnahmen abgeleitet sind
4. Maßnahmen umgesetzt werden und im SiGeDok
eingetragen sind
5. die Wirksamkeit überprüft wird
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Zwischenbilanz AI
• Zuwenig Planung und Organisation des Prozesses
• Beschäftigte wissen nicht, warum und woran sie sich beteiligen
• Ergebnisse werden nicht konkreten Arbeitsplätzen / Arbeitsvorgängen
zugeordnet
• Überbordende und teure Messverfahren, statt schlanker bedarfsorientierter
Messverfahren
• Ausführliche Dokumentation der Befragung; wenig Interpretation der
Ergebnisse; oberflächliche Benennung der konkreten Gefahren
• Festlegung unpräziserer Maßnahmen ohne Frist und Zuständigkeit
• Ungeeignete Maßnahmenvorschläge bzw. Umsetzung im Arbeitsschutz (z.B.
Coaching, Massagen, Konfliktmanagementseminare, ...)
• Betriebliche Ressourcen teilweise wenig genutzt (AMED, SFK, BR, SVP)
• nicht aussagekräftige Tätigkeitsberichte sonstiger Fachleuten und PFK
mangelnde Arbeitsschutzkenntnisse = mangelhafte
Arbeitsplatzevaluierung
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Zwischenbilanz AI
• Thema wird ernst genommen, viele Betriebe erkennen
Chance mit Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen
"Schwachstellen" zu beheben
• Unklarheiten werden weniger, strukturierte durchdachte Prozesse
beginnen zu laufen
• Bereits ohne nachhaltiger Wirkungskontrolle werden erste
Verbesserung der Arbeitsbedingungen wahrgenommen z.B.
klare Schichtübergaben reduzieren Konflikte
vereinbarte festgelegte Handlungs- und Entscheidungskompetenzen
vermeiden Doppelgleisigkeit und Arbeitsaufwand
klare Kommunikationswege reduzieren Informationsaufwand
arbeitsplatzbezogene Maßnahmen reduzieren konkrete Gefahren
am Arbeitsvorgang
immer mehr Betriebe beginnen einen qualitätsvollen systematischen
Prozess und profitieren davon
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www.arbeitsinspektion.gv.at
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
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