Kapitel 4 – Das Schicksal der Osterinseln

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Transcript Kapitel 4 – Das Schicksal der Osterinseln

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PEAKOIL UND DAS
SCHICKSAL DER
MENSCHHEIT
Kapitel 4 – Das Schicksal der Osterinseln
Von Robert Bériault
Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler


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Um unsere Geschichte fortzusetzen, müssen wir
ins Jahr 500 unserer Zeitrechnung zurückgehen,
und zwar zu einem der entlegensten Orte auf
der Erde:

zur Osterinsel.

Das Land der Moai


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Sie war ein unbewohntes
subtropisches Paradies
160 Quadratkilometer groß
Im Osten 3700
Kilometer von
der chilenischen Küste
im Westen
2100 Kilometer
von den
Pitcairn-Inseln
entfernt.


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Um das Jahr 500 erreichte eine Gruppe
polynesischer Siedler die Insel.
Archäologen
schätzen, dass es
100 Menschen
waren.
Die Insel wurde
Rapa Nui genannt.


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Große Palmen
und 17
Baumarten
gediehen auf der
Insel.
Die waren für
Brennholz,
Bretter und
Boote geeignet.


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Die Ankömmlinge brachten mit:
Hühner, Schweine und
polynesische Ratten.
Sie pflanzten
Bananenstauden,
Tarowurzeln und
Süßkartoffeln.


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Die Insulaner begannen die riesigen Palmen zu
fällen und daraus Häuser zu bauen und
Einbäume auszuhöhlen.


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Sie ergänzten ihre Nahrung aus dem
Meer.
Um die Osterinsel gab es
keine Riffe und darum
wenig kleine Fische.
Der wichtigste Fang waren
Tümmler. Sie fingen sie mit
Hilfe ihrer großen
Holzboote.


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Die Bedingungen auf der Insel
ermöglichten ihnen ein leichtes Leben.

Sie hatten
genügend Zeit
für religiöse
Zeremonien
zur Verfügung.


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Sie hielten zeremonielle Tänze und
Feste ab.


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Und sie waren erfahrene Steinmetze.

Steine für Statuen


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Das Aushauen der großen Statuen
war eine Meisterleistung:
 Die Statuen wurden
direkt aus den
Steinbrüchen in den
Bergen
herausgehauen.
 Sie wurden ganze 14
Kilometer bis zu
ihrem Ehrenplatz am
Strand gebracht.
“Collapse: How Societies Choose to Fail or Succeed”, Jared Diamond


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Wie groß
waren diese
Statuen?


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Die ersten waren 2,40 bis 3,60 Meter
hoch.
Rivalisierende Clans
wetteiferten um die höchsten
Statuen.
Die Größe der Statuen wuchs
spiralenartig: Jeder Clan
wollte den anderen
übertreffen.
Die zuletzt gebauten waren
mehr als 9 Meter hoch. Die
höchste maß 21 Meter und
wog 240 Tonnen!

Unvollendete Statue, die im
Steinbruch zurückgelassen
wurde.

“Kon-Tiki: Across the Pacific by Raft” by Thor Heyerdahl


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Wie konnten sie
die denn ohne
Krähne
transportieren?


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Diese Frage beschäftigte die Forscher
lange Zeit.
Sie stimmten darin überein,
dass die Bewohner von Rapa
Nui lange Rutschen aus Holz
bauten, die zu den
Zeremonienorten führten.
Die Statuen wurden also auf
Rollen gelegt, die aus
Baumstämmen gemacht
waren, und an ihren Standort
überführt.
Thor Heyerdahls Team rekonstruiert
die Errichtung der Moai.
“Kon-Tiki: Across the Pacific by Raft” by Thor Heyerdahl


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Der Transport der
Statuen trug
wesentlich zur
Entwaldung der Insel
bei.


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Die Rapa-Nui-Bevölkerung wuchs

Und im
Jahr
1500…

Erreichte sie den
Höhepunkt von
10000 bis 20000
Bewohnern.


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Kurz darauf
endete das
Aushauen
von
Statuen.

887 Statuen in verschiedenen
Stadien der Vollendung blieben
zurück.
Hunderte von unvollendeten
Statuen wurden in den
Steinbrüchen zurückgelassen und
die Steinmeißel wurden einfach
fallen gelassen.


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Die Steinmetzarbeiten hatten ein
Ende gefunden.
Irgendjemand hatte die letzten
noch übrig gebliebenen Bäume
gefällt.
Nur Büsche und Gras gab es
noch.


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Der Zusammenbruch der Bevölkerung.
Nachdem der dichte
Bodenbewuchs weggeschwemmt
war, versiegten die Quellen.

Die Nahrungsproduktion
nahm radikal ab.

Die großen Vögelschwärme,
die auf der Insel gerastet
hatten, blieben aus.


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Ohne
Holz...

 ...konnten sie ihre
schadhaften Boote nicht
durch neue ersetzen. Die
Delphinjagd endete und
damit die Fleischversorgung.
 Sie konnten die verfallenen
Häuser nicht durch neu
erbaute ersetzen. Schließlich
lebten die Menschen von
Rapa Nui in Schilfhütten und
Höhlen.

 Sie büßten ihr
Heizmaterial ein und
konnten nicht mehr
kochen.


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 Hungersnot grassierte.
 Kämpfe um die wenigen Nahrungsmittel brachen
aus.
 Aus Verzweiflung aßen sie sogar Menschenfleisch.
 Die Temperatur sank im Winter bis auf 5°C. Ohne
Holz zum Heizen litten besonders Kinder und Alte.

 Die soziale Ordnung zerbrach. Die rivalisierenden
Clans zerstörten wechselseitig ihre Statuen.

 Es gab ein Massensterben.


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Dann kamen die Europäer:
Es war Ostersonntag des Jahres 1722.
Der niederländische Admiral Jacob
Roggeveen erreichte die Insel.

Er fand 3000 Menschen vor, die unter
erbärmlichen Bedingungen lebten.


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Dann besuchte 52 Jahre später
Captain Cook die Insel.
Da war die Bevölkerung auf 2000
zusammengeschrumpft.
Die einzigen Tiere
waren Hühner.
Die Clans befanden
sich in beständigem
Krieg miteinander.


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Im Laufe des nächsten Jahrhunderts

...schrumpfte die Bevölkerung – vor
allem dank dem Kontakt mit den
Europäern – auf 111 zusammen.


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Wie konnte das
nur passieren, wo
doch die Insel am
Anfang so vieles
zu bieten gehabt
hatte?


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Das kam einfach dadurch, dass die Bewohner
von Rapa Nui die Grenzen der BELASTBARKEIT
der Insel überschritten hatten.

BELASTBARKEIT bedeutet die
Anzahl an Organismen, die ein
Gebiet dauerhaft ertragen kann,
ohne dass sein
Lebenserhaltungssystem geschädigt
wird.


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BELASTBARKEIT DER ERDE
Menschen können durch die Wahl ihrer Nahrung die
Belastbarkeit beeinflussen.
So verlangt die Ernährung mit Fleisch viel mehr Land und
Energie als die Ernährung mit Getreide.
Um 1 kg Steak zu produzieren, braucht man 7 kg Getreide.

Wenn die Bevöl kerung sich also dafür entscheidet, sich von
Fleisch zu ernähren, ist die Belastbarkeit geringer, als wenn sie
sich mit langweiligem Müsli zufrieden gibt.


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Der Lebensstil hat einen Einfluss auf die
BELASTBARKEIT
 All dieses… 
PRO KOPF
Größe der Wohnfläche
Autos, Wohnwagen, Boote
Gefahrene Kilometer
Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe und Öko-Trips
Werkzeuge, Elektronik,
Kücheneinrichtung usw.

 …beeinflusst dieses 
Erschöpfung der natürlichen
Ressourcen
Zerstörung der Artenvielfalt
Verderben von künftigem
Ackerland
Beschleunigung des Peakoil
 All das reduziert die
Belastbarkeit.


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Wir wollen den Begriff BELASTBARKEIT
näher definieren:

BELASTBARKEIT der Erde bedeutet die Anzahl der
Menschen, die sie bei einem gewissen Lebensstil
und einem bestimmten Stand der Technik ohne
Schädigung des Lebensserhaltungssystems dauerhaft
ertragen kann.

i.e.:

Der Planet kann mehr Menschen mit bescheidenem
Lebensstil und niedrigem Technikstand erhalten als
Menschen mit extravagantem Lebensstil und hohem
Technikstand.


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Eine Population kann die Grenzen der
Belastbarkeit ihrer Umwelt überschreiten. Wir
nennen das Overshoot (Überschießen).

Wenn eine Population reiche und zuvor nicht
ausgebeutete Ressourcen findet, fördert das die
Fortpflanzung. Dann kann Overshoot eintreten.


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Unaufhaltsam folgt einem
Populations- Overshoot
ein Massensterben der
Art.

Belastbarkeit


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St. Matthew Insel
Im Zweiten Weltkrieg brachte
die Küstenwache der USA 29
Rentiere auf die entlegene Insel
als Reservenahrung für ihre
Männer.
Wiesen mit 10 cm hohen
Flechten, die in Jahrhunderten
gewachsen waren, bedeckten
die Insel.
Da es keine Raubtiere gab,
hatte sich die RentierPopulation im Jahr 1963 auf
6000 vermehrt.

www.dieoff.org


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Drei Jahre nachdem die
Rentiere den Gipfelpunkt ihrer
Population erreicht hatten,
sank ihre Zahl auf 42 elende
abgemagerte Exemplare.
Die Abbildung zeigt, wie
schnell und scharf die
Populations-Kurve abfällt,
wenn die Population
„überschießt“.
Da die Flechten langsam
wachen, war die Belastbarkeit
weit weniger als 6000
Rentiere.


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Wie die Rentiere auf der St. MatthewInsel fanden die Menschen des
Industriezeitalters eine
i reiche und zuvor
nicht ausgebeutete Ressource, die ihre
Fortpflanzung förderte: PETROLEUM!


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Kanada ist riesig.
Vermutlich ist seine
Belastbarkeit auch
riesig, oder?


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Ja und nein. Wenn wir die
gesamte Erdbevölkerung einen
neben die andere aufstellen
würden, könnten wir sie auf der
Prinz-Edward-Insel unterbringen.
Aber wir Menschen brauchen
mehr Platz als den, auf dem wir
stehen können.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Wir
brauchen
Platz für
unsere
Städte
und
Äcker.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Wir sind davon
abhängig, dass wir
weite Landstriche
erhalten, um das
komplexe
biologische
System, das wir zu
unserer Erhaltung
brauchen,
aufrechtzuerhalten.


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Unterscheidung
zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Artenvielfalt setzt
große ungestörte
Landschaften voraus.
Artenvielfalt
ermöglicht es uns,
neue Medikamente
und essbare Pflanzen
zu entdecken.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Wir brauchen Platz für
Förderanlagen, für den Bau
von Schulen, Universitäten,
Theatern, Kinos,
Auditorien, Arenen,
Konferenzzentren und wir
brauchen Räume für
Maschinen, Instrumente
und Fahrzeuge.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Wir brauchen Flüsse zum
Bootfahren und zum Fischen,
Wälder zum Wandern, Strände
zum Aufenthalt und zum
Schwimmen, Felder und Berge,
um mit der Natur in Kontakt zu
sein.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und Belastbarkeit
Und eine
technisierte
Gesellschaft
braucht große
Gebiete an
Mooren,
Sümpfen und
Mangroven,
die ihr
Abwasser
aufnehmen
und neutralisieren.

Moor

Sumpf

Mangroven


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Wir brauchen große Gebiete mit natürlichen Wäldern
...um die Grundwasserseen
durch langsam durchsickerndes Regenwasser zu ergänzen.

…die den Boden zusammenhalten und damit Bodenerosion und Erdrutsche
verhindern.

…um die Luft zu
reinigen und
Verschmutzungen
zu absorbieren.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit
Bekanntlich ist nur ein
kleiner Teil von Kanadas
Boden für den Ackerbau
geeignet.

In einem kalten Klima brauchen wir
mehr Ressourcen. Je mehr Ressourcen eine Population verbraucht, um
so niedriger ist die Belastbarkeit..

Das Ackerland ist grün gezeichnet.

www.hort.purdue.edu/. ../v4-015a.html

Im kanadischen Winter brauchen wir viel!.


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Unterscheidung zwischen Gebiet und
Belastbarkeit

Außerdem muss Kanada seine Bürger
mit Nahrung, Wohnung, Kleidung,
Wärme, Transport und mit einer
Infrastruktur versehen, die Bildung
und Gesundheitsversorgung
bereitstellt.


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Wie ist es mit Phantom-Land?


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Die Ausbeutung des Öls war eine einmalige
Sache, die uns ermöglichte, die Erträge unserer
Landwirtschaft zu verdreifachen.
Die riesige Menge Erdöl, die die Natur vor Millionen Jahren
für uns zurückgelegt hat, hat die Fähigkeit der Erde, uns mit
Nahrung zu versorgen, künstlich vergrößert.


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Anders gesagt:
Erdöl
verdreifachte die
Belastbarkeit der
Erde.
* “Overshoot”, William R. Catton, Jr.

Es ist so, als hätte das
Erdöl uns mit vielen
Morgen Land versehen,
das es eigentlich gar nicht
gibt. Catton nennt das in
seinem bahnbrechenden
Buch “Phantom-Land”*.


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Wie hat
denn Erdöl
das fertiggebracht?


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…Wie? Weil es Folgendes zur Verfügung stellt:

- Ressourcen
zum Bau von
Laboratorien
und für die
Technologie
zur
Entwicklung
ergiebigerer
Getreidesorten.

-Energie, um
die
Maschinen
anzutreiben,
die einem
Landwirt
ermöglich,
100
Menschen zu
ernähren.

Chemikalien
für Düngemittel und
Pestizide, mit
denen die
Erträge verdreifacht
wurden.

- Energie

für das
Heraufpumpen
des
Grundwassers zur
Bewässerung.

- Energie für
den
Transport
der Nahrung
vom
Erzeuger
zum
Verbraucher.

-Energie zur
Trocknung
des
Getreides
und für die
Konservierung,
wodurch
große
Verluste
vermieden
werden.


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All diese Faktoren vergrößerten –
vorübergehend - künstlich die
Nahrungsproduktion.


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Aber wenn das Erdöl knapp wird, dann sinkt die
Nahrungsmittelproduktion – und das gerade
dann, wenn die Bevölkerung am größten ist!


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Wenn wir unsere
Regierungen nicht davon
überzeugen, dass sie
aktiv werden müssen,
dann sind wir vielleicht
nicht in der Lage, noch
rechtzeitig Erneuerbares
bereitzustellen.


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Werden wir die zunehmende Bevölkerung Kanadas
ernähren können, wenn wir auf die Technik des 19.
Jahrhunderts zurückgreifen müssen?


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Und wenn wir jemals Tiere anstelle von Traktoren
gebrauchen müssen…

…dann müssen wir 25
bis 30% mehr
Ackerland haben, um
das Futter für die
Tiere anzubauen.


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Die Bewohner der
Osterinsel hatten keine
seetüchtigen Schiffe, die
ihnen eine Flucht von der
Insel ermöglicht hätten.
Sie konnten
nirgendwohin.


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…und auch wir können
nirgendwohin.

Wir haben keine
Raumschiffe, die uns
eine Flucht von
unserem Planeten
ermöglichen würden.


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Das nächste Kapitel befasst sich mit den
Parallelen zwischen dem Verhalten der
Bewohner von Rapa Nui und dem unserer
technisierten Gesellschaft. Sind wir wesentlich
intelligenter? Die Frage soll Kapitel 5
beantworten.
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