Transcript Befragungen

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Befragungen
IBL Institut Beruflicher Lehrerbildung
Seminar: Methoden für betriebliche
Praxisstudien
Dozent: Prof. Dr. Stuber
Referentin: Sonja Mrotzek


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Gliederung
1.
2.
3.
4.
5.
6.

7.
8.

Formen der Befragung
Kommunikationsart: Mündlich – schriftlich
Anwendungsbereiche einzelner
Befragungstypen
Standarisiertes – nicht-standarisiertes
Interview
Offenen und geschlossene Fragen
Direkte und indirekte Fragen
Faustregeln bei der Frageformulierung
Fragebogenstrategien


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1. Formen der Befragung


1.

2.

Gültigkeit und Verlässlichkeit der
erhobenen Daten
Befragung als sozialer Vorgang in
spezifischer Situation
Systematische Kontrolle


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1.1 Instrumentalisten S-R-Modell






1.
2.

Perfektionisierung des Instrumentes
Fragebogen
Stimulus-Reaktions-Modell
Qualität des Fragebogens entscheidet
über Gültigkeit
sorgfältige Auswahl
differenzierte Auswertung


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1.2 Interaktionisten





Sinn von Gesprächen, Reaktionen auf
Fragen nur im einzelnen Kontext einer
ganz bestimmten sozialen Situation
verstehbar
Stimulus-Person-Reaktions-Modell
Verbale Vieldeutigkeit als Hinweis auf
Zusammenhänge


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1.3 Wenig strukturiertes Interview







Interviewer kontrolliert das Interview
ohne Fragebogen, hoher Freiheitsspielraum,
Frage wird individuell angepasst, Änderung
der Gesprächsführung jederzeit möglich
Gute Schulung des Forschers: Verlauf,
Hinweise Sprachebene,
Bedeutungszusammenhänge, Umgebung
Kein vorfixiertes Vorgehen, offene
Reaktionsmöglichkeit des zu Befragenden


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1.4 Stark strukturiertes Interview








Fragebogen muss konstruiert werden
Freiheitsspielräume von Interviewer und Befragten
stark eingeschränkt
Fragebogen legt Inhalt, Anzahl und Reihenfolge der
Fragen fest
sprachliche Formulierung
Verwendungsweisen von Antwortkategorien
Inhalt, Anzahl und Reihenfolge der theoretischen
Problemstellung
Dauer bzgl. Bereitschaft des Befragten beachten, bis
zu ca. 30-60 Minuten


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1.5 Teilstrukturiertes Interview







Gespräche mit vorbereiteten und
vorformulierten Fragen
Abfolge der Fragen offen
Freiheitsspielräume
Gesprächsleitfaden


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2. Kommunikationsart:
Mündlich - Schriftlich









Mündlich oder schriftlich abhängig vom
Forschungsverlauf
In Beziehung auf den Stimulus Kombination
möglich
Persönliche Befragung
Interviewer Einfluss auf Gesprächsverlauf
Verzerrungsfaktor
Regel- und Kontrollfunktion


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2.1 Interviewerverhalten:
weich, hart, neutral






Weiches Interview
Anfänglich aus Psychologische Beratung
Reaktionsmöglichkeiten des Befragten
soll am höchsten sein
Höchstmögliche Übereinstimmungen
der Kommunikationsbereiche


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2.1 Interviewerverhalten:
weich, hart, neutral








Hartes Interview
Kinseys Forschung zum Sexualverhalten
Vorherige Befragung, allgemeine
Kenntnisse sollten vorhanden sein
Schnelle Fragestellung, spontane
Antworten ohne viel Überlegungen
Schwindeleien können aufgedeckt
werden


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2.1 Interviewerverhalten:
weich, hart, neutral









Neutrales Interview
Gefühle in der Beziehung Interviewer
und Befragter fast ausgeschaltet
uniforme Interviewsituation
Neutralität soll Vergleichbarkeit erhöhen
starke Anlehnung an S-R-Modell
menschliche Beziehungen können nicht
neutral sein


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2.2 Schriftliche Befragung







Ermittlung von einfachen Tatbeständen
und reflexiven Antworten, keine
spontanen Antworten notwendig
Vorteile
Kostengünstig (kurze Zeit, wenig
Personal)
Interviewer fällt als Fehlerquelle und
Kontrollinstanz weg


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2.2 Schriftliche Befragung







Nachteile
Befragungssituation nicht kontrollierbar
Beeinflussung durch Dritte möglich
Fragebögen können unvollständig und
unsorgfältig ausgefüllt werden
Zahl der Ausfälle, nicht beantwortete
Fragebögen, erheblich


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2.2 Schriftliche Befragung





Ausnahmen
Allgemein schriftliche Befragung
geschlossener, homogener Gruppen z.B.
Vereine, Interessengemeinschaften
Frage-Antwort-Medium darf auch hier
keine Schwierigkeiten bereiten


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2.2 Schriftliche Befragung








Durchführung
Entscheidung: Vollbefragung / Stichprobe
Begleit- und Einführungsbrief: Verantwortlichkeit,
Grund, Interesse der Befragten wecken, leichte
Handhabung, Hinweis Anonymität
Rücksendung ist zu erleichtern (adressierter und
frankierter Rückumschlag)
Auswertung der gesandten Fragebögen auch zum
Zwecke der Feststellung der Repräsentativität (soziodemographische Daten)


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2.3 Telefoninterview


1.
2.
3.

Vorteile
Kostenersparnis, zeitlich effizient
erhöhte Erreichbarkeit
rasche Verarbeitungsmöglichkeit
relativ rascher Einsatz


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2.3 Telefoninterview

1.
2.

3.

4.

Nachteile
Erschwerte Kontrolle der Interviewsituation
Erinnerungsstützen etwa durch Vorlagen
von Tabellen entfallen
Begrenzung auf relativ einfache
Fragegegenstände
Fast gänzliche Ausrichtung auf stark
strukturierte Stimuli, kaum
Reaktionsmöglichkeiten des Befragten


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2.4 Fragebögen im Telefoninterview









Bereitschaft des Befragten muss auch hier geweckt
werden
Aufmerksamkeit des Befragten für die Gesamtdauer
des Interviews muss auch hier geweckt werden
im Vergleich zu Intensivinterviews, leichte
Handhabung, um Interviewfehler zu vermeiden
Befragter muss Interview leicht folgen können
S-P-R-Annahme: Anleitung Telefoninterviews wie
Ausbildungsmanuale


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3. Befragungstypen - Gliederung
1.

2.

3.
4.
5.

Offene Konzepte – wenig strukturierte
Befragung
Befragung in Gruppen
Leitfaden Befragung
Narratives Interview
Befragung mit Fragebogen


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3.1 Offene Konzepte –
wenig strukturierte Befragung



1.
2.
3.
4.
5.

6.
7.

Offene Konzepte Hauptinstrument qualitativ ausgerichteter
Forschung

7 Punkte Modell nach Gorden:
Abgrenzung des Problems
Abfolge der Fragen: Anlaufphase, Bezugskontakt,
beste Reihenfolge
Relevante Antwortkategorien
Reichweite Antwortkategorien: qualitative Aspekte
Auffinden der richtigen Informationen:
Personengruppen
Sprachliche Besonderheiten: Codes zur Abgrenzung
Hemmschwellen der Kommunikation


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3.2 Befragung in Gruppen








Gruppenbefragung: Gruppe und Forscher
Gruppeninterview: mit offenem Konzept
werden Fragen in der Gruppe beantwortet
Gruppendiskussion:
vom Forscher beobachtet, evtl. durch Fragen
gelenkt
Gruppe kann Fragen selbst formulieren und
stellen


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3.3 Leitfaden - Befragung









Gradueller Unterschied zum Vorgehen der
teilstrukturierten Befragung
Intensivinterview
hohe Bereitschaft des Befragten
besondere individuelle Erfahrungen zu
eruieren
Leitfadengespräch
Hypothesenentwicklung
Forscher stellt zentrale Fragen im geeigneten
Moment


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3.3 Leitfaden - Befragung







Nachteile
höhere Anforderung an den Interviewer
höhere Anforderung an den Befragten zur
Mitarbeit (sprachliche und soziale Kompetenz)
stärkere Intervieweinflüsse, Datenqualität
abhängig von Interviewqualität
höherer Zeitaufwand als bei standardisierter
Befragung
Geringe Vergleichbarkeit der Ergebnisse und
damit schwierige Auswertung


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3.4 Narratives Interview






weder Fragebogen noch Leitfaden,
Forschungssituation statt Interview
Ziel: Verstehen, Aufdecken von Sichtweisen
und Handlungen von Personen und deren
Erklärungen aus eigenen sozialen
Bedingungen (Hermanns, 1981, S.16)
Durchführung: Erzählphase, Rückgriffsphase,
Bilanzierungsphase


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3.5 Befragung durch Fragebogen







bekannteste Form der Befragung ist das
Interview
Durchführung anhand eines stark
strukturierten Fragebogens als Einzelinterview
Panel – Befragung
repräsentative Gruppe wird wiederholt
befragt
gleiche Variablen und gleiche Personen
Ziel: Erfassen von Veränderungen der
Einstellungen


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4. Standarisiertesnicht-standardisierte Interviews




Standardisiert
Fragen in Kategorien zusammen gefasst
Vergleichbarkeit wird so hergestellt


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4. Standardisiertesnicht-standardisiertes Interviews








Nicht-standardisiert
Kategorisierung: nach dem Interview
Geschlossene Frage: Antwortkategorie
vorher festgelegt
Ja-Nein-Dichotomie: Verteilung der Meinung
zu einem bestimmten Problem; klare und
eindeutige Stellungnahme
Suggestiv-Wirkung beachten


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Erinnerung








Strukturiert – unstrukturiert: bezieht sich auf
den Verlauf des Interviews
Standardisiert – nicht-standardisiert: bezieht
sich auf die Kategorien (Fragebogen)
Offene – geschlossene Fragen: bezieht sich
auf die Antwortmöglichkeiten
Vergleiche: P. Atteslander, Methoden der
empirischen Sozialforschung, Berlin New
York, 2000, S. 158)


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5. Offene und geschlossene Fragen


Offenheit respektive Geschlossenheit
einer Frage bezeichnet den Spielraum,
der dem Antwortenden gelassen wird
(P. Atteslander, Methoden der
empirischen Sozialforschung, Berlin
New York 2000, S. 158)


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5. Offene und geschlossene Fragen






Offene Frage
Bsp.: Bitte erläutern Sie, wie Sie
Ausbildungsqualität an Ihrer Fakultät
beurteilen?
Geschlossene Fragen
Bsp.: Auf einer Skala von 1-6: Wie
beurteilen Sie die Ausbildungsqualität
an Ihrer Fakultät?


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6. Direkte und indirekte Fragen






Indirekte Frage
Denk- und Sprachebene des Befragten
Befragter ist durch indirekte Fragen
gewillt über gefühls- und
problembeladene Fragen frei und
ehrlich zu antworten
Projektionsfragen, Assoziationsfragen,
Informationstest


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7. Faustregeln bei der
Frageformulierung
Befragung ist ein sozialer Prozess
 Fragen im komplizierten
Zusammenhang
 Einwirkungen durch Interviewer und
Befragten nie gänzlich vorhersehbar
und kontrollierbar
 jede Frage sollte gut vorgetestet
werden


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7. Faustregeln
bei der Frageformulierung
(Dillmann, Louverse, Preber)








Fragen mit einfachen Wörtern (keine
Fremdwörter)
Fragen kurz formulieren
Fragen konkret stellen
Fragen sollten keine bestimmte Beantwortung
provozieren (Vermeidung Suggestivfragen)
Fragen sollten neutral formuliert werden


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7. Faustregeln
bei der Frageformulierung
(Dillmann, Louverse, Preber)









Fragen nicht hypotetisch formulieren
(Wenn…., dann…)
Fragen nur auf einen Sachverhalt formulieren
Fragen sollten keine doppelte Negationen
enthalten
Fragen sollten den Befragten nicht
überfordern
Fragen sollten formal „balanciert“ sein, d.h.
positive wie negative Antwort möglich


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8. Fragebogenstrategien






Der Fragebogen ist die schriftlich fixierte
Strategie einer strukturierten Befragung
Leitfadengespräch: flexible Handhabung der
Fragen
Logischer Aufbau: Untersuchungsgegenstand,
Forschungsziel und theoretische
Forschungsregeln
Psychologischer Aufbau: ´kann erst nach
Vortest und Probeläufen optimal gestaltet
werden


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8.1 Reihenfolge der Fragen
nach Richardson








Beginn: Fragen die das Intresse des
Befragten wecken
Mitte: weniger interessante Fragen, die
Überlegungen durch den Befragten erfordern
Ende: heikle Fragen
Befragter sollte Vertrauen gewonnen haben
Interviewer erlangt bei vorzeitigem Abbruch
die zuerst gemachten Antworten


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8.2 Fragebogendramaturgie
nach Atteslander










Fragen zum Abbau konventioneller Schranken
Provokatorische Fragen sollen die Spontanität
der Antworten steigern
Kontrollfragen (Fragen mit Fallgruben)
Funktionale Fragen
Filterfragen (Aussonderung einer Gruppe)
Ergänzungs- und Folgefragen
Kontakt- und Einleitungsfragen
Trainings- und Ablenkungsfragen


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8.2 Fragebogendramaturgie
nach Atteslander









Umfang abhängig von:
Inhalt der Befragung
Art der Fragen
Qualität des Interviews
Verlässlichkeit:
umfangreiche Vortests und Überprüfungen
Untersuchungszweck darf durch den
Befragten nicht frühzeitig erkannt werden


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Literaturverzeichnis


P. Atteslander, Methoden der
empirischen Sozialforschung, Berlin
New York 2000