Kapitalismuskrise - Herbert Leuninger

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Akzente der Katholischen SozialLehre

Akzente

der Katholischen Soziallehre
Von der Industrialisierung zur Globalisierung
Die Krise des Kapitalismus

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Inhaltsverzeichnis
1. Die Industrialisierung
2. Soziale Gerechtigkeit

3. Arbeit
4. Globalisierung
5. Die Krise des Turbokapitalismus
6. Perspektiven

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1 Die Industrialisierung „Rerum novarum 1891“

70

1000 Jahre feudalistisches System

60

•Landwirtschaftlich geprägt
•Feudalistische Struktur, die unteren
Schichten hatten kaum Rechte
•Armenfürsorge im Notfall
•Krise durch Bevölkerungswachstum
(1780 hatte Deutschland 21 Millionen
1914 67 Millionen Bewohner)
•und Freiheitsdenken

50
40
30
20
10
0
1800

1825

1850

1875

1900

1914

Hambacher Fest: Großkundgebung der deutschen
Einheits- und Freiheitsbewegung am 27. Mai 1832
mit 30.000 Teilnehmern

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Der Prozess der Industrialisierung
•1. Welle (Eisenbahn und Dampfmaschine) ab 1830

Fahrt der ersten deutschen Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth. Kupferstich von C.
Wießner ca. 1835/36.

•2. Welle (Elektrizität und Automobilbau) ab 1890

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Die soziale Lage
Von 1835 – 1873
•Die Arbeitsbedingungen waren schlecht, auch Kinder ab 4 Jahren
mussten 13 Stunden am Tag arbeiten (1839 wurde in Preußen
Kinderarbeit unter 9 Jahren verboten), für den normalen Wochenlohn
waren 90 Stunden Arbeit fällig. Noch 1953 konnten zwei Drittel der
Arbeiter einer Maschinenfabrik von ihrem Arbeitslohn mit ihren Familien
nicht auskömmlich leben
•Die Wohnungssituation war beengt und unsicher
•Die Ernährung war schlecht
Nach 1880 verbesserte sich die Lage langsam, es blieben 12 Stunden
Arbeitszeit

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Die Entstehung der Arbeiterbewegung
Arbeiterbildung
•In den 30er Jahren des 19. Jh. entwickelte sich
Arbeiterbildung und Lesezirkel. Es ging darum
das Leben vernünftig und menschlich zu
gestalten. „Wohlstand, Bildung und Freiheit für
alle“. Liebknecht sagte: Wissen ist Macht –
Macht ist Wissen“.
•Die Arbeiter suchten aber weniger
politische als die berufliche Bildung.

die

•Liebknecht und die Religion
•Eine Religionsfeindlichkeit, die sich lange
durchgehalten hat kam durch Liebknecht, der
die Kirche als Instrument des Klassenstaates
sah.

Karl Liebknecht

1871-1919
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Die Gründung der Gewerkschaften
•Die ersten Aufständen und ihre Gründe

•Weberaustand in Peterswaldau 1844 bei den Gebrüder Zwanziger,
Verleger, die Heimarbeiter verlangten höheren Lohn. Sie zerstörten die
Gebäude, etwa 3000, die Polizei schlug den Aufstand nieder. Preußen
verbot den Streik.
•Vorkämpfer waren oft die Gesellen, sie kannten Organisation.

•Viele Vordenker flohen nach Frankreich, dort wurde der Bund der
Geächteten und davon abgespaltet 1847 der Bund der Kommunisten
gegründet.

Käthe Kollwitz, Weberaufstand
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Gründung von Gewerkschaften
• Erste Gewerkschaften entstanden 1848 in Mainz.
• Es lief eine zweite und eigentliche Welle der
Gründung von Gewerkschaften ab 1861 mit den
Leipziger Buchdruckern. Sie streikten nach
erfolglosen Petitionen 1872 .
• Es wurden dann verschiedene Gewerkschaften
gegründet, eine mehr sozialistische und eine liberale
Richtung in den Hirsch-Dunkerschen
Gewerkvereinen.
• In der Zeit der der Sozialistengesetze ab 1878 bis
1890 kam es zu Verboten. Ab den 80er Jahren
wurden oft unter Decknamen wieder
Zentralverbände gebildet.

• 1920 gab es die Freien, die Hirsch-Dunkerschen
und die Christlichen Gewerkschaften.
• 1883 wurde das erste Sozialversicherungsgesetz
geschaffen.

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Die Entwicklung der politischen Ideen und
Parteien
•Die geistigen Strömungen kamen vor allem von
Frankreich und England. St. Simon (1760-1852) gilt
als Begründer eines religiösen Sozialismus

•Etienne Cabet (1788-1856) entwickelte einen
romantischen Frühsozialismus, es beruhte auf der
Vorstellung von der grundsätzlichen Gleichheit aller
Menschen.
•Robert Owen (1771-1858) war britischer
Unternehmer und gründete Mustersiedlungen. Er
wollte die Menschen soweit entwickeln, dass eine
„Ordnung ohne Herrschaft (Anarchie) möglich wäre.
•Karl Marx (1818-1883) war mit Friedrich Engels
(1820-1895) in Frankreich im Bund der Kommunisten
und entwarf mit diesem im Auftrag des Bundes das
Kommunistische Manifest. Marx und Engels gelten
als Begründer des „wissenschaftlichen
Sozialismus.“

Karl Marx

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Sozialistische Parteien
Für die Entwicklung von sozialistischen
Parteien setzten sich vor allem ein:
•Ferdinand Lassalle (1825-1964), er
entwickelte die Theorie vom „ehernen
Lohngesetz“, das Existenzminimum würde
nicht steigen, bei Mehrverdienst würden mehr
Ehen geschlossen und mehr Kinder geboren
und das Angebot an zusätzlichen
Arbeitskräften den Lohn wieder senken. Er
gründete 1963 den Allgemeinen Deutschen
Arbeiterverein.
•August Bebel (1840-1913) gründete 1869 mit
Wilhelm Liebknecht und einigen
Lassallianern die Sozialdemokratische Partei
Deutschlands.
•In der Zeit der Sozialistengesetzte (18781890)war sie verboten.
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Auf dem Weg zu einer Sozialenzyklika
•Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877)
wurde 1850 Bischof von Mainz. Als Pfarrer hatte er sich
schon intensiv mit der sozialen Frage auseinandergesetzt.
•Er rief zur Organisation der Arbeiter auf. Die Arbeiter zu
organisieren, um mit gemeinschaftlicher Anstrengung
ihre Interessen und Rechte geltend zu machen, ist
berechtigt und heilsam, ja selbst notwendig, wenn der
Arbeiterstand nicht erdrückt werden soll von der Macht
des Geldes.
•Er sprach sich gegen die herkömmlichen Stände aus,
die das Problem nicht mehr lösen könnten. Er trat für die
Gewerkschaftsidee ein. Er gab auch Anregungen für die
erste Sozialenzyklika.
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1891 erscheint die Enzyklika von Leo XIII.
Rerum novarum
1. Der Geist der Neuerung (Rerum novarum),
welcher seit langem durch die Völker geht, musste,
nachdem er auf dem politischen Gebiete seine
verderblichen Wirkungen entfaltet hatte,
folgerichtig auch das volkswirtschaftliche Gebiet
ergreifen.

Es war eine Sensation, dass ein Papst sich
so auf die Seite der Arbeiter stellt.

Die wichtigsten Themen sind:
•Eigentum, auch der Arbeiter muss Eigentum
bilden können
•Gerechter Lohn ist ein Anspruch, er sichert für
den Arbeiter, seine Familie und die Zukunft das
Leben
•Koalitionsfreiheit hat der Arbeiter zur Bildung von
Arbeitervereinigungen
•Staatsintervention ist gefordert, wenn die Rechte
der arbeitenden Menschen geschmälert werden
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2.Soziale Gerechtigkeit, Solidarität und
Subsidiarität
40 Jahre später (1931) kommt
Quadragesimo anno (40 Jahre) von Pius XI. heraus
Vorausgegangen war eine Weltwirtschaftskrise mit
Massenarbeitslosigkeit (D 1932 ca. 5,5 Millionen).
Der Entwurf ist von Oswald von Nell-Breuning S.J.
Themen sind vor allem:
• Soziale Gerechtigkeit
• Gegen Massenarbeitslosigkeit
•Gerechte Verteilung der Erdengüter
•Subsidiarität, die Basis in ihren Anliegen stützen

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Soziale Gerechtigkeit erstmals in einem kirchlichen Dokument:
Der Begriff ist ein urkatholischer Begriff, der 1840 von dem Jesuiten
Taparelli in Sizilien erstmals verwandt wurde.



„126. ..die Wir hier in feierlicher Weise von neuem als Losung
ausgeben, das soziale Reformprogramm der Kirche verwirklichen, in
sozialer Gerechtigkeit und sozialer Liebe die Gesellschaft zu
erneuern!“



Was ist soziale Gerechtigkeit







Die Güter der Erde sind für alle da
Jeder ist ein Geschöpf Gottes
Gott will Gerechtigkeit unter den Menschen
Eine absolute Gleichheit ist hier nie zu schaffen
Sie muss aber immer wieder Option sein, die unser Handeln hier
immer unter die Frage stellt, wie trifft das die Armen und Schwachen,
ist eine gerechtere Lösung machbar?
Allzu große Unterschiede sind nicht zulässig
Allen sind nach Möglichkeit die Beteiligungsrechte zu geben, die sie
zur Realisierung eines Lebens in Anstand und Würde benötigen
Der Staat ist der Garant der sozialen Gerechtigkeit, er muss ggf.
durch Ausgleich für eine bessere Gerechtigkeit sorgen
Soziale Gerechtigkeit umfasst vor allem Verteilungsgerechtigkeit






Taparelli SJ
1793-1863

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3. Arbeit – Laborem exercens 1981 Johannes Paul II
Armut trotz Arbeit

Viele Haushalte sind arm,
obwohl mindestens eine
Person einer
Beschäftigung nachgeht.
Dies ist ein Grund für die
zunehmende Ungleichheit
in vielen Staaten, die auch
die wachstumsstarken
Staaten betrifft.

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•Ende 2005 sind weltweit 2,85
Milliarden Menschen einer
Beschäftigung nachgegangen.
Die absolute Zahl der
Beschäftigten hat sich erhöht
und ist seit 1995 um etwa 440
Millionen (16,8 Prozent)
gestiegen.

•Der relative Anteil der
Beschäftigten an der
Gesamtbevölkerung ist im
selben Zeitraum von 62,8 Prozent
(1995) auf 61,4 Prozent (2005)
gesunken. Dramatisch ist vor
allem die Jugendarbeitslosigkeit
•2008 September sind bei uns
über 3Millionen arbeitslos, bei
nach wie vor hoher
Sockelarbeitslosigkeit und
wachsenden prekären
Arbeitsverhältnissen, die
Billiglöhner lagen im April bei
22,2%.
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Mit die wichtigste Sozialenzyklika (1981) von
Johannes Paul II. ist Laborem exercens (durch die
Arbeit)
Hier wird Arbeit zur Menschenwürde deklariert.
Arbeit hat Personcharakter, Kapital ist ein Werkzeug
Es gilt deutlich zu machen, dass es einen Vorrang der Arbeit
vor dem Kapital gibt.
„12... . Dieses Prinzip betrifft direkt den Produktionsprozess,
für den die Arbeit immer eine der hauptsächlichen
Wirkursachen ist, während das Kapital, das ja in der
Gesamtheit der Produktionsmittel besteht, bloß Instrument
oder instrumentale Ursache ist. Dieses Prinzip ist eine
offensichtliche Wahrheit, die sich aus der ganzen
geschichtlichen Erfahrung des Menschen ergibt.“
Es gilt deutlich zu machen, dass es einen Vorrang
der Arbeit vor dem Kapital gibt.

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4 Globalisierung und Soziallehre

Nicht mehr nur um Europa

sondern um die ganze Welt

Unter Globalisierung wird die Veränderung der Weltwirtschaft verstanden, die zu
mehr länderübergreifenden Transaktionen führt. Auch im kulturellen und
gesellschaftlichen Bereich findet eine Globalisierung statt.
Negativen Folgen:
• Schuldenkrise
• Öffnen der Schere zwischen arm und reich
• Korruption
• Belastung der Umwelt (z.B. Kohlendioxyd)
• Überforderung der Nationalstaaten gegenüber Global-Players
• Krise des Finanzsystems

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Globalisierung hat nach U. Beck zwei Zielrichtungen

Globalität heißt wir leben schon längst in einer globalen Welt, dahinter gibt es
kein zurück mehr. Globalisierung ist hier der Versuch, die Weiterentwicklung
der Globalität zu steuern durch internationale und nationale Aktivitäten
Globalismus meint die vorherrschende Ideologie für den Weltmarkt, den
Neoliberalismus mit seiner Tendenz zum Abbau des Sozialen, ist
gewissermaßen eine weite verbreitete Leitidee der Globalität.

Unter heutigem Neoliberalismus kann verstanden werden:
•Die Arbeitskraft wird wie jede andere Ware betrachtet. Je billiger diese Ware ist,
•desto mehr wird davon gekauft, heißt es. Massenarbeitslosigkeit ist für die
•Neoliberalen demnach eine Folge zu hoher Lohn(neben)kosten.
•Wenn die Löhne nur stark genug sinken, wird sich Vollbeschäftigung einstellen. Die
neoliberale Therapie läuft daher auf Lohnsenkung, Lohndifferenzierung und Sozialabbau
hinaus.
•Gesamtwirtschaftlich geht es um eine Umverteilung
•des Volkseinkommens von den Arbeits- hin zu den Gewinn- und Vermögenseinkommen.

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Das Phänomen der Globalisierung
Die Ursachen:
•Die Industrialisierung agiert weltweit
•Die Kapitalströme kennen keine Grenzen
Der Shareholder value (Verdienst aus
Aktienbesitz) ist offensichtlich das
Wichtigste, spekulieren macht mehr
Gewinne als Produzieren, so fließt in der
Spekulation täglich das mehrfache an
Kapital um die Welt als tatsächlich benötigt
würde. Dies führt immer wieder zu Krisen.

•Die Weltwirtschaft und der -handel nehmen
zu aber unsymmetrisch zu.
Im Jahr 1980 gab es etwa 17.000
Multinationale Unternehmen. Bis zum
Jahr 2000 stieg die Gesamtzahl auf
über 63.000 an und hat sich bis 2004
noch einmal deutlich auf 70.000 erhöht.
Die Zahl der Tochterunternehmen der
Multinationalen Unternehmen lag im
selben Jahr bei etwa 690.000.
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Am schlechtesten stehen die subsaharischen
Staaten Afrikas da, deren BIP pro Kopf von 1990
bis 2000 erneut rückläufig war.

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Klimaänderung
•Beim Treibhauseffekt wird die Wärmestrahlung die von der Erdoberfläche
zurückgeworfenen wird , durch reflektierende Gasmoleküle in der Atmosphäre (z.B
CO 2 ) behalten .
•Der Treibhauseffekt ist im Grunde ein völlig normaler Vorgang, der dafür sorgt,
dass es auf die Erde nicht zuviel Wärme abgibt und erkaltet . Problematisch wird es
nur, wenn durch Abgase zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen und
dadurch zu viel Wärme reflektiert wird.
•Ähnlich wie in einem Treibhaus steigt dadurch die Temperatur auf der Erde immer
weiter an, was zu einer Klimaveränderung führt.

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Das fordert uns heraus


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Neue technologische Entwicklungen
entgrenzen (z.B. Internet, arme
Länder haben kaum Anteil)

•80 Millionen Kinder weltweit gehen nicht zur Schule/ Millenniums-Ziel „Bildung für
alle" kaum noch zu schaffen. In Subsahara Afrika gibt es 40% Analphabeten.
•Das Millenniums-Ziel „Bildung für alle Kinder bis zum Jahr 2015" ist in Gefahr. Die
reichen Industriestaaten und auch Deutschland halten ihre Zusagen an die
Entwicklungsländer nicht ein.
•Jährlich fehlen rund 16 Milliarden Dollar, damit bis 2015 alle schulpflichtigen Kinder
tatsächlich eingeschult werden können. Gerade einmal „ausreichend" bewertet die
Globale Bildungskampagne die Bemühungen der Bundesregierung
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Korruption

Wie kam es zur Schuldenkrise?
•Die Schuldenkrise der Dritten Welt fiel
nicht vom Himmel.
•1980 betrug die Schuldlast der Länder
Schwarzafrikas 60 Mrd. US-$, im Jahr 2000
hatte sich die Schuldenlast auf 216 Mrd.
US-$ erhöht und steigt weiter.
•Armut ist die Folge, weiterhin Hunger,
Reduzierung der Sozial- und
Bildungssysteme.

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Weltweite Rüstungsausgaben und Krieg -meist in den
armen Ländern- verhindern oft positive Entwicklungen.

•Die weltweiten Ausgaben für Rüstungsgüter sind
nach Angaben des Stockholm International Peace
Research Institute (SIPRI) im vergangenen Jahr
gegenüber 2004 um 3,4 Prozent auf 1118 Milliarden
US-Dollar gestiegen.
•Das waren 173 Dollar pro Erdenbürger, 14 Mal
soviel wie für Entwicklungs-hilfe. Auf die USA
entfallen laut SIPRI fast die Hälfte der weltweiten
Rüstungsausgaben von 2005.

Die ganze Welt ist ein Netzwerk von
Beziehungen, es gilt sie positiv zu gestalten

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4. Globalisierung – weltweite Solidarität
„Mater et Magistra“ (Mutter und
Lehrmeisterin) erscheint unter Johannes
XIII. 1961
Die Soziallehre wird weltweit
Sie wendet sich neuen Themen zu, vor allem der
Entwicklungshilfe
Entwicklungshilfe entsteht, Kirche war einer der
ersten Impulsgeber!
In der ersten großen Friedensenzyklika der
Kirche von Papst Johannes XXIII. 1963 Pacem in
terris (Friede auf Erden)
„109. Anderseits sehen Wir nicht ohne großen
Schmerz, daß in den wirtschaftlich gut entwickelten
Staaten ungeheuere Kriegsrüstungen geschaffen
wurden und noch geschaffen werden und daß dafür die
größten geistigen und materiellen Güter aufgewendet
werden.

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„Gaudium et spes“ (Konzil 1965)
geht auch von der Menschenwürde aus und
entwickelt ein umfassendes Bild von einer
menschenwürdigen Welt. Dazu gehören
Gerechtigkeit und Frieden.
GS 80: Deshalb macht sich diese Heilige Synode
die Verurteilung des totalen Krieges, wie sie schon
von den letzten Päpsten ausgesprochen wurde3, zu
eigen und erklärt: Jede Kriegshandlung, die auf die
Vernichtung ganzer Städte oder weiter Gebiete und
ihrer Bevölkerung unterschiedslos abstellt, ist ein
Verbrechen gegen Gott und gegen den Menschen,
das fest und entschieden zu verwerfen ist.

Populorum progressio – über die
Entwicklung der Völker
Die Enzyklika von Paul VI. erschien 1967. Sie ist
ganz dem Thema der Entwicklungshilfe gewidmet.
Sie ist auch aus der unmittelbaren Anschauung des
Papstes erwachsen, 1960 nach Lateinamerika und
1962 nach Afrika.
Er entwirft eine christliche Vision von Entwicklung.
Die Enzyklika will aber mehr als die Schreiben
vorher zum unmittelbaren handeln anregen.

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Octogesimo adveniens - 80jährige Jubiläum von
Rerum novarum 1971 Johannes Paul II. Ein 2.
Schreiben zur Entwicklung
•Infolge seines Tuns bahnt sich eine neue Katastrophe an.
Verschmutzung, Abfälle, neue Krankheiten, absolute
Zerstörungsgewalt drohen:
•„21... plötzlich wird der Mensch sich heute bewusst, infolge
seiner unbedachten Ausbeutung der Natur laufe er Gefahr,
dies zu zerstören und Opfer ihrer auf ihn selbst
zurückschlagenden Schändung zu werden.

Sollicitudo rei socialis – die soziale Sorge der
Kirche
Die Enzyklika über die Soziale Sorge der Kirche erscheint im
Dezember 1987 20 Jahre nach Populorum progressio, der
ersten Enzyklika zur Entwicklungshilfe. Was den Papst
bedrängt, ist das sich in dieser Zeit die Lage der meisten
Entwicklungsländer nicht verbessert hat. In vielen Ländern
kam es zum Stillstand, in anderen sogar zum Rückschritt.
Eine vierte Welt ist entstanden. Das ist die Ausgangslage
dieser Enzyklika.
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Johannes Paul II. zum Weltfriedenstag
1. JANUAR 1999
„In der Achtung der Menschenrechte liegt das
Geheimnis des wahren Friedens
Globaler Fortschritt in der Solidarität
9. Die rasch zunehmende Globalisierung der
Wirtschafts- und Finanzsysteme weist ihrerseits
darauf hin, dass dringend festgeschrieben werden
muss, wer das globale Gemeinwohl und die
Anwendung der ökonomischen und sozialen Rechte
gewährleisten soll. Der freie Markt allein ist dazu

nicht imstande, da es in Wirklichkeit viele
menschliche Bedürfnisse gibt, die keinen
Zugang zum Markt haben. »Noch vor der
Logik des Austausches gleicher Werte und
der für sie wesentlichen Formen der
Gerechtigkeit gibt es etwas, das dem
Menschen als Menschen zusteht, das heißt
auf Grund seiner einmaligen Würde.“
Es geht darum wie Johannes Paul II. sagt: "...der
Globalisierung des Profits und des Elends eine
Globalisierung der Solidarität entgegenzuhalten...“

Dies alles muss
zusammenwachsen auf eine
neue Weltordnung und
Weltordnungspolitik (Global
Governance) hin.
1975 fordert der Papst eine
Zivilisation der Liebe
aufzubauen. 1991 sagt dies
auch Johannes Paul II.
Bendikt XVI. betont in seiner
1. Enzyklika „Gott ist die
Liebe“ (25.12.05) immer
wieder, wie wichtig die Liebe
zum Aufbau einer gerechten
Gesellschaft ist.

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5. Die Krise des Turbokapitalismus (10.08)

Der Schweizer
Soziologe Jean
Ziegler fordert
Strafen für Wetten
auf Nahrungsmittel
und warnt vor den
Wirkungen der
Finanzkrise auf die
armen Regionen der
Welt.

Welche Auswirkungen hatte die Liberalisierung der Weltmärkte
auf Armutsregionen der Welt?
• Das hat unter anderem dazu geführt, dass alle fünf Sekunden
ein Kind unter zehn Jahren verhungert. Täglich sterben über
100 000 Menschen am Hunger oder seinen unmittelbaren
Folgen. 923 Millionen Menschen auf der Welt sind permanent
schwierst unterernährt. Letztes Jahr waren es noch 854
Millionen Menschen.
•Wie funktioniert diese Spekulation genau?
Die Schweizer Großbank UBS hat für ein Zertifikat auf Reis. Im
Prospekt heißt es, dass dieses Zertifikat auf Reis
außergewöhnlich hohe Profite verspricht.
•Die großen Hedgefonds haben auf der Suche nach profitablen
Anlegemöglichkeiten die Agrar-Rohstoffbörsen der Welt
angesteuert und dort ihre Termingeschäfte aufgebaut. Sie
haben auf Mais, Getreide und so weiter gewettet. Der Reispreis
ist innerhalb von nur sechs Monaten um 83 Prozent gestiegen.
Mais um 67 Prozent und Getreide um 111 Prozent.
•Vor allem die Slumbewohner hat das weltweit zuerst getroffen.
Die Spekulanten sollten jetzt vor ein Tribunal kommen, wie die
Nazi-Verbrecher nach dem Krieg in Nürnberg angeklagt wurden.
Das sind Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
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•Jeden Tag werden derzeit in den USA etwa 10 000 Familien aus ihren Häusern
ausgewiesen, weil die Kredite platzen. Da kommt die Polizei, klopft an die Tür und sagt:
ihre Wohnung wird in 24 Stunden geräumt. 25 Millionen Familien haben in den USA in
diesem Jahr ihre Wohnung verloren.
•Auf diese Kredite wurde vor allem von den Investmentbanken spekuliert, obwohl der
Wert der Aktien nicht gesichert war. Als die Zinserhöhung kam, platzten viele Kredite
und damit auch Investmentbanken wie Lehmann Brothers und rissen andere mit in den
Strudel wie die Real Hypo Estate bei uns.
•Welche Lehren müssen aus der Finanzkrise gezogen werden?
•Es muss ein neuer Gesellschaftsvertrag durchgesetzt werden. Der Finanzmarkt bleibt
ein Instrument. Es geht ja nicht um Kollektivierung im DDR-Stil. Der freie Markt ist nur
eine Maske für die unglaubliche Gier weniger Menschen.
•Der Chef von Lehman Brothers, Richard Fuld, hat sich in den letzten Krisentagen 20
Millionen Dollar Bonus angeeignet. Das ist Banken-Banditismus, Kriminalität mit Hilfe
einer Bank.

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•Kann die Erste Welt die Krise auch als Chance zur Neubestimmung begreifen?
•Ja, genau. Der Zusammenbruch der neoliberalen Wahnidee macht die Sicht frei auf die
Notwendigkeit einer ganz anderen Gesellschaft, eines planetaren
Gesellschaftsvertrages. Wenn die Menschen in der Herrschaftswelt begreifen, was für
ein Irrweg diese spekulative globalisierte Kapitalismus-Ordnung war.
•Absurd und mörderisch zugleich. Mörderisch, weil sie tötet, und absurd, weil sie
unnützerweise tötet. Weil man ja alle materiellen Probleme lösen könnte mit diesem
einzigartigen Überfluss an Ressourcen. Wenn diese Sicht sich in der westlichen
Öffentlichkeit durchsetzen würde, dann wird auch die Sicht auf die Dritte Welt ganz
anders. Dann kommt es zu einem Dialog, zu gemeinsamem Widerstand.

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Was sagt ein Sozialethiker aus seiner Sicht dazu?
Friedhelm
Hengsbach S.J.

•Eine Chance
vertan
•Er bemängelt,
dass die
Brandstifter den
Löschzug
leiteten. (Sie
saßen im Gremium der Bundesregierung.)
•Hier wäre nach
dem Ende des
liberalen
Kapitalismus die
Chance für einen
Neuanfang
gegeben gewesen.

Formal hält Hengsbach fünf politische Vorentscheidungen für grundlegend:
1. Die globalen Finanzmärkte sind erstens wie die Güter- und
Arbeitsmärkte ein gesellschaftliches, kulturelles Geschehen,
von Menschen geschaffen und gesellschaftlich eingebettet,
den Normen der Gerechtigkeit und Fairness unterworfen.
2. Zweitens sind alle Finanzgeschäfte, also neben den
bilanzierten auch solche, die im Schatten ausgewiesener
Bilanzen versteckt sind, einer solchen öffentlichen Aufsicht
und Kontrolle zu unterwerfen.
Die angeblich innovativen Finanzdienste sind in einer
Positivliste zu erfassen und einer öffentlichen Prüfung zu
unterziehen. Spekulative Finanzgeschäfte, die darauf abzielen,
Kursschwankungen zum eigenen Vorteil auszunutzen, in der
Wirkung diese jedoch ausgleichen, sind nicht verwerflich.

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3. Drittens sind alle Plätze, an denen grenzüberschreitende
Finanzunternehmen operieren, der öffentlichen Aufsicht und
Kontrolle zu unterwerfen oder ganz zu schließen, das sind die
bisher freien Bankzonen, die sich häufig als
Geldwaschanlagen herausgestellt haben.
Finanzunternehmen, die Steuerflüchtigen
Anlagemöglichkeiten bieten, sind international zu
sanktionieren.
4. Viertens sollten alle kurzfristigen und spekulativen
Kapitalströme mit einer Steuer (Tobin-Steuer) belegt werden,
um das Tempo der Finanztransaktionen zu entschleunigen
bzw. den Handel mit Wertpapieren wie den mit Gütern zu
belasten, um öffentliche Aufgaben zu finanzieren. Auch die
Vergütungsnormen der Finanzmanager sind zu korrigieren,
die derzeit so angelegt sind, dass sie kurzfristige Gewinne
ohne Verlustrisiken bieten.
5. Fünftens ist der nachhaltigen Rückkopplung der finanzund güterwirtschaftlichen Sphäre eine erhöhte
Aufmerksamkeit zu widmen. Die global und regional weit
geöffnete Schere der Einkommens- und Vermögensverteilung
sollte durch eine solidarische Tarif- und Sozialpolitik
geschlossen werden. Ebenso sollten die strukturell
verfestigten Zahlungsbilanzungleichgewichte, die sich häufig
in asymmetrischen Spannungen entladen, abgebaut werden.
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6. Handlungsperspektiven
1.

Aus politischer Sicht

Der sogenannte Raubtierkapitalismus muss ein Ende
haben.


Wie 1944 in Bretton Wood die Weltwirtschaft auf die Basis
des US-Dollars gestellt wurde, so muss heute eine
verbindliche Weltwirtschaftsordnung entwickelt werden

Sie beinhaltet nationale, internationale und weltweite
Elemente
Ihre Einhaltung bedarf der intensiven staatlichen Kontrolle, die
Finanzkrise darf nicht zu einer allgemeinen
Wirtschaftskrise werde.

Rein spekulative Bank-Geschäfte bedürfe der
Einschränkung

Hedgefond (von hegde=schützen) spezielle Art von
Investition, die durch eine hohe spekulative Anlagestrategie
gekennzeichnet sind. Hedge-Fonds bieten dadurch die
Chance auf sehr hohe Rendite, sind aber dementsprechend
auch mit hohen Risiken behaftet. Sie spekulieren nur auf
hohe Rendite. sie kaufen oft schwaches Aktienkapital (um
es zu schützen!) auf und plündern dann diese Firmen und
ihre Patente aus (Heuschrecken). Ihre Sitz haben sie meist
rechtlich nicht erreichbar in Offshore-Zentren
(Steueroasen). Sie sind zu verbieten.

Spekulation auf Lebensmittel ist zu verbieten

Haftungsverbund aller deutschen und europäischen
Banken. Wenn eine Bank sich verzockt, zahlen die
Wettbewerber und nicht die Steuerzahler die Zeche.

•Wie funktionieren Leerverkäufe?
•Ein Beispiel: Die Hedge Fonds
glauben, dass die Aktie der
•Lehmann Brüder nächste Woche
im Wert sinken wird - z.B.
•von 100 Dollar auf 50 Dollar.
Deshalb verkaufen sie sie heute
•auf Termin zu 90 Dollar. Das
scheint dem Käufer ein
•günstiger Preis zu sein. Aber der
Hedge Fonds besitzt die
•Aktien gar nicht (eben ein
„Leerverkauf“). Wenn der Preis
eine
•Woche später tatsächlich auf 50
Dollar gesunken ist,
•kauft der Hedge Fonds die Aktie
zu diesem Preis und liefert
•sie seinem Käufer für 90 Dollar. 40
Dollar pro Aktie sind sein
•Gewinn. Es zeigt sich einmal
mehr: an den Finanzmärkten
•wird nichts produziert. Der Hedge
Fonds hat nur gewonnen,
•was der dumme Käufer der
Lehmann Aktie verloren hat.
•Inzwischen in USA, London und
Ffm verboten.
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6. Handlungsperspektiven
2. Es wird in Zukunft darauf ankommen die Ethik wieder zur
Grundlage zu machen dazu gehören:
• Soziale Gerechtigkeit
• Wahrhaftigkeit und Treue

• An die Stelle von Gier muss wieder Verantwortung treten
• Keine Korruption
• Kapital ist nur ein Instrument, der Mensch ist ein Wesen mit Würde
• Ziel alle Wirtschaft ist der Mensch
• Die wirtschaftliche Entwicklung muss allen Menschen dienen
• Spekulieren auf Lebensmittel ist sündhaft
• Für die Weltwirtschaft brauchen wir ein Weltethos (Küng

Es gilt „eine Zivilisation der
Gerechtigkeit und Liebe aufzubauen“
(Johannes Paul II.)
Dieser Vortrag ist für die Bildungsarbeit bestimmt und dient
keinen kommerziellen Interessen.

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