Die Situation in Deutschland

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Transcript Die Situation in Deutschland

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Bestandsaufnahme
der finanziellen
Situation der
Bibliotheken
Deutschland und
International
Kai Scheuing
Wahlmodul Haushaltskonsolidierung
BMD 03/07


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Situation in Deutschland
• Laufende Ausgaben der Bibliotheken
steigen weiter (zw. 1999 - 2003 Anstieg
von 645 Mio. auf 684 Mio. EUR)
• Erwerbungsetats sinken (von 74 Mio. auf
69 Mio.)
• Personaletat steigt, aber nur geringfügig,
d.h. nicht der allgemeinen
Lohnentwicklung folgend (von 444 Mio.
auf 457 Mio.)


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Situation in Baden-Württemberg
• Ähnliche Tendenz wie in Gesamtdeutschland
• laufende Ausgaben steigen (von 99
auf 117 Mio.)
• Erwerbungsetat stagniert (bei 14 Mio.)
• Personaletat steigt (von 59 auf 69
Mio.)


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Situation der WBs in Bayern
Negative Entwicklungen

• Literaturproduktion steigt in fast allen
Literaturmärkten der Welt weiter an
• Rasanter Anstieg des Angebots von
elektronischen Zeitschriften
(jährlich zw. 30-40 %)

• Preissteigerungsrate in den STMFächern im zweistelligen Bereich
Kai Scheuing

BMD 03/07

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Situation der WBs in Bayern
Negative Entwicklungen

Schlechte Etatsituation:
• jährliches Wachstum des Literaturetats nur
zwischen 0 % bis 6 % (zw. 1992 und 2002)
• wegen staatlicher Sparmaßnahmen: dramatischer Etatrückgang in 2003 um 9,3 %
--> Literaturmittel wieder auf dem Niveau von 1996

• die (reichlichen) Sondermittel fließen meist
recht spät im Haushaltsjahr und sind
unterschiedlich hoch


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Das Konvergenzkonzept
• Reaktion auf die Entwicklung der
Zeitschriftenpreise und der
Erwerbungsetats
• wichtigstes Ziel: Verbesserung der
Kooperation unter den Bibliotheken
durch Entwicklung eines

kooperativen Leistungsverbundes


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Bausteine des Konvergenzkonzepts
• Optimierung der Nachweissituation der
Bibliotheksbestände
--> Retrokonversion der nicht
maschinenlesbaren Kataloge
• Aufbau eines benutzerfreundlichen
Online-Bestellsystems


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Bausteine des Konvergenzkonzepts
• Ausbau der Funktion der Bayerischen
Staatsbibliothek als „last resort“
• kooperativ abgestimmte Erwerbung
--> Absprache bei der Beschaffung von
teuren Monographien und
Zeitschriften; Bayern-Konsortium


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Bausteine des Konvergenzkonzepts
• Konsortialbildung:
--> Mehrwert durch zuvor nicht
abonnierte Inhalte und Kosteneinsparungen durch Mengenrabatte etc.
Fazit: Der kooperative Leistungsverbund
hat sich als sehr erfolgreich erwiesen,
ist aber durch erneute drastische
Einsparungen ernsthaft gefährdet


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Hamburger Bücherhallen
• Die Hamburger Öffentlichen
Bücherhallen (HÖB) sparen bereits seit
zehn Jahren
• Grund: Budgets der Bibliotheken
wurden lange Jahre nicht erhöht,
dafür mussten aber Preis- und
Tarifsteigerungen von rund 20 %
erwirtschaftet werden


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Rahmenbedingungen
• Die HÖB existieren als Stiftung, einer
Gesellschaftsform, die rechtlich den
Bedingungen eines privaten Unternehmens
entspricht
• Trotzdem können sie sich nicht ohne
öffentliche Zuwendung erhalten
• Die Stiftung arbeitet tendenziell effizienter
und kostenbewußter, da der Kostenanfall
für alle Beteiligten transparent ist


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Lösungswege
• Stellen- bzw. Personalabbau
• Schließung von Standorten
• Einführung von
Selbstbedienungsfunktionen
• Überprüfung von Mietverträgen auf
mögliche Mietsenkungen


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Lösungswege
• Ressourcenabbau bei gleichzeitiger
Qualitätssteigerung des Medienangebots
• Überprüfung folgender Faktoren:
– Lektoratsdienste
– Öffnungszeiten
– Veranstaltungen und Stadtteilaktivitäten
– Technische Standards


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Bibliothekssystem Finnland
• Seit 1928 Bibliotheksgesetz
• seit den 50ern Aufbau eines
professionellen Bibliotheksnetzes
• 1990 Wirtschaftskrise durch den
Zusammenbruch der Sowjetunion
--> Bibliotheksnetz blieb durch
gesetzliche Zusagen und die
funktionierende Infrastruktur intakt


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Bibliothekssystem Finnland
• Von 1991 bis 1998 Budgetkürzungen
bei den ÖBs: 14 % der Einrichtungen
vor Ort wurden geschlossen
--> durch effiziente Kooperation und
intensiven Einsatz von EDV konnten
die Einsparungen aufgefangen werden


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Erfolgsfaktoren
• Nationale finnische Bibliothekspolitik
• großer Benutzerkreis (80 % der
Bevölkerung)
• Vorbild der lesenden, sich selbst
bildenden demokratischen Gesellschaft
• Verpflichtung der Kommunen durch
das Bibliotheksgesetz, öffentliche
Bibliotheken zu unterhalten


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Situation in Großbritannien
• Public Libraries and Museums Act
(1964):
Kommunen müssen ein umfassendes
bibliothekarisches Angebot unterhalten
und dürfen keine Gebühren für die
Ausleihe von Büchern erheben


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Situation in Großbritannien
• Einnahmen durch alternative
Einnahmequellen (Cafébetrieb etc.) ähnlich
hoch wie in Deutschland (max. 10-15 %)
• Entwicklung einer Ausschreibungskultur
• wissenschaftliche Bibliotheken erhalten
Gelder über das „funding council“, das die
Mittel nach einheitlichen Bedingungen an
die Universitäten verteilt
--> System wird von den meisten Experten
als gerecht betrachtet


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Situation in Großbritannien
• Bei den Ausgaben von ÖB sind die
Personalkosten der größte Posten:
zw. 1998 und 2002 Anstieg von 672
auf 782 Mio. Pfund/Jahr (16 %)
• danach folgen die Verwaltungskosten
(auch Kosten für den Unterhalt von
Gebäuden etc.) :
von 326 auf 405 Mio. Pfund (24 %)


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Situation in Großbritannien
• Erwerbungstetat ist rückläufig (-2 %), Zahl
der Neuerwerbungen bleibt jedoch gleich
• möglicher Grund: Wegfall der
Buchpreisbindung
• bei den WBs ähnliche Ausgabenentwicklung, jedoch starker Anstieg der
Erwerbungskosten (35 %)
• vor allem auf gestiegene Zeitschriftenpreise zurückzuführen


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Situation in den USA
• Das Bibliothekssystem ist nach dem
Subsidiaritätsprinzip aufgebaut: so viel
Staat wie nötig, so wenig Staat wie
möglich
--> Folge: es gibt kaum staatliche
Steuerungsinstrumente und einrichtungen


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Situation in den USA
• Trotzdem bleibt die Bibliothekslandschaft durch ihre gute Vernetzung
einigermaßen homogen
• Investitionen in Bibliotheksgebäude:
im Dezember 2000 gab es 30 neue
oder erweiterte Bibliotheksgebäude
wissenschaftlicher Bibliotheken


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Situation in den USA
• Fundraising ist sehr viel weiter verbreitet
als in Deutschland
• viele Bibliotheken betreiben Fundraising
professionell durch eigens geschulte
Mitarbeiter
• einige Bibliotheken unterhalten eigene
Abteilungen, die sich ausschließlich mit
der Einwerbung von Drittmitteln
beschäftigen


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Situation in den USA
• Bsp.: New York Public Library beschäftigt
etwa 40 Mitarbeiter in ihrer FundraisingAbteilung
• Möglichkeiten der Mittelbeschaffung:
– Freundeskreise
– Spenden und Schenkungen
– Veranstaltungen
– Begünstigungen aus Testamenten,
Lebensversicherungen u.ä.


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Situation in den USA
• Auch in den USA haben Personalkosten
am Gesamtbudget einen hohen Anteil: in
ÖB´s 1998 64%
• relativ geringe Erwerbungsetats (1998 15
%)
• Anteile verschieben sich bei den WBs: die
Hälfte des Budgets werden für Personal,
ein Drittel für die Medienbeschaffung
investiert


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Literaturverzeichnis
• ZfBB 51 (2004) 5-6, S. 295-304
• BuB 55 (2003) 12, S. 734-738
• Bibliothek 2007. Internationale BestPractice-Recherche (Bertelsmann Stiftung,
Bundesvereinigung Deutscher
Bibliotheksverbände e.V. (Hrsg.))
http://www.bibliothek2007.de/x_media/pdf/best_practice_recherche.pdf

• Deutsche Bibliotheksstatistik (DBS)
www.bibliotheksstatistik.de