LEBENDIGE ERINNERUNG Auf dem Weg nach Galiläa - Das Markusevangelium als Erzählung lesen Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte verstehen „Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und verstehen,

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LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


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ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


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Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


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Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


Slide 5

LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


Slide 6

LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


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ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


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LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


Slide 9

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ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


Slide 10

LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


Slide 11

LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“


Slide 12

LEBENDIGE
ERINNERUNG
Auf dem Weg nach Galiläa - Das
Markusevangelium als Erzählung lesen

Hermeneutik: Evangelien als Erzähltexte
verstehen
„Wollen wir die Evangelien als Erzählungen lesen und
verstehen, ist es notwendig, ihre inneren Strukturen
kennen zu lernen, die Wort- und Satzverbindungen zu
erfassen, die Motive und Bedeutungsgehalte zu
erschliessen und letztendlich zu erfragen, warum man sich
wohl gerade diese Geschichten erzählt, wie und warum sie
in den Gesamtzusammenhang eines Evangelienentwurfs
eingebaut sind und welche Bedeutung sie für die
entsprechende Erzählgemeinschaft haben.“
Das Christentum versteht sich in der Traditionslinie des
Judentums als Erinnerungs- und Erzählgemeinschaft!

Der Verfasser „Markus“
• Griechische Sprache
• Theologisch gebildet
• Kennt das Erste Testament und jüdisch-hellenistische

Schriften
• Muss mündliche und/oder schriftliche Quellen mit einem
stark hebräischen oder aramäischen Einschlag benutzt
haben (erklärt aramäische Ausdrücke)
• Kennt sich nicht gut aus in der Geografie des
palästinischen Raums; schreibt sein Evangelium also
ausserhalb

Die Leserinnen und Leser
• Ort der Ereignisse, von denen das Evangelium erzählt, ist






nicht der Ort, an dem das Evangelium entstanden ist.
Leben in der zweiten Generation nach dem Tod Jesu,
ausserhalb Palästinas (um 70 n. Chr.)
Es leben keine Augenzeugen mehr
Einige Traditionen – Gleichnisse, Jesusworte,
Wundererzählungen – reichen in die Zeit des historischen
Jesus zurück
Die LeserInnen bzw. HörerInnen sind überzeugt, dass
das, was Jesus gesagt und geatan hatte, für ihr eigenes
Leben von bleibender Bedeutung ist

Das Evangelium
• Ansporn zur Überlieferung nicht nur das Interesse am

Vergangenen, Faktischen, Historischen, sondern der
Glaube, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
behält
• „Das Markusevangelium – und das ist nicht nur
theologisch sondern auch literarisch gesehen das
Besondere an ihm - ist nicht die Geschichte eines
Verstorbenen, sondern eines Lebenden.“
• Der Verfasser nennt sein Buch „Evangelium“

Das Buch
• Markus ist ein (theologischer) Buch-Autor: verarbeitet








verschiedene Traditionen zu einem Buch!
Er schaut bei seinem Theologisieren nicht nur nach rückwärts,
sondern hat immer auch seine AdressatInnen vor Augen,
konkrete Menschen, konkrete christliche Gemeinden.
Der Anteil der Christusgläubigen an der Entstehung des
Markusevangeliums kann nicht hoch genug veranschlagt
werden.
Vielleicht auch deshalb wird nirgends der Name des Verfassers
genannt (erst im 2. Jh. Mit dem Namen Markus in Verbindung
gebracht)
Wie jedes Buch hat es einen Anfang, einen klaren Aufbau und
einen Schluss und ist deshalb auch als Ganzes überschaubar.

Die Geographie
• 1,2-13

• 1,14-15
• 1,16-8,21
• 8,22-26
• 8,27-10,45

• 10,46-52
• 11,1-15,39
• 15,40-41
• 15,42-16,8

Wüste
Übergang
Galiläa
blind  sehend
der Weg
blind  sehend
Jerusalem
Übergang
das Grab

Die Gliederung ist nicht nur geografischer Natur und hat sich
gewiss nicht zufällig so ergeben. Sie ist theologisch hoch
bedeutsam.

Die Chronologie
• Auch der chronologische Aufriss des Evangeliums ist

nicht zufällig und ist bedeutsam.
• Die Zeit spielt für das Markusevangelium eine
bedeutende Rolle: Mk 1,15
• Die Erzählzeit (≠ erzählte Zeit) wird zu einem sinnvoll
strukturierten Ablauf, zur Heilszeit
• Beispiel: Ausgehend von 16,1 (am ersten Tag der
Woche), lassen sich die Ereignisse in Jerusalem einfach
in einer Woche unterbringen, so dass der Einzug in
Jerusalem am ersten Tag der Woche (=Sonntag) zu
liegen kommt

Der Weg
• Das Evangelium ist in geografischer Hinsicht konzentrisch um den








Weg gegliedert. (8,27-10,45)
Abschnitt beginnt mit Bekenntnis des Petrus zum Messias Jesus
(8,27-30) und leitet am Schluss mit der Heilung des blinden
Bartimäus (10,46-52) zum Einzug in Jerusalem über (11,1ff.)
Jesus mit den Seinen auf dem Weg nach Jerusalem = Herzstück des
Evangeliums
Gliederung durch drei Leidens- und Auferstehungsankündigungen:
8,31-32; 9,30-32; 10,32-34
Hier wird etwas mit z.T. wörtlichen Übereinstimmungen den Jüngern
unterwegs „eingehämmert“, was offensichtlich nur schwer zu
verstehen und zu vermitteln ist
Das bleibende Unverständnis der Jünger wird gerahmt durch je eine
Blindenheilung! Sollen die LeserInnen eingeladen werden, wie
Bartimäus zu schreien, dass ihnen doch (endlich!) die Augen geöffnet
werden?

Der Sohn Gottes
An drei zentralen Stellen im Markusevangelium wird Jesus als Sohn
Gottes proklamiert:
> bei der Taufe (1,9-11) – anschl. Jesus in der Wüste
> bei der Verklärung (9,2-7) – anschl. Schweigegebot
In beiden Fällen scheint es, als ob Markus sich bewusst sei, dass er
hier - je nach Gottesvorstellung – Anlass zu schweren
Missverständnissen geben konnte
> unter dem Kreuz: Höhepunkt des Evg =
Proklamation des heidnischen Hauptmanns: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“ (Mak 15,39)
Erst jetzt, unter dem Kreuz, braucht Markus nichts mehr hinzuzufügen.
Erst jetzt und erst hier „stimmt“ das Bekenntnis zum Sohn Gottes.

Anfang und Ende
• „Anfang des Evangeliums Jesu Christi es Sohnes Gottes“ (Mk







1,1): Was bedeutet dieser Anfang? Was gehört dazu? Gehärt
zum Anfang auch noch die Zusammenfassung der ersten
Verkündigung Jesu in 1,14-15?
Welche Funktion haben diese ersten Verse? Sind sie eine Art
„Vorspiel“, „Prolog“ oder „Ouvertüre“?
Der Schluss des Evangeliums ist ebenfalls von grosser
Bedeutung
Markus 16,1-8 ist der ursprüngliche Schluss des Evangeliums.
Dass die in V17 verheissenen Begegnungen mit dem
Auferstandenen stattgefunden haben, erzählt das Evangelium
nicht mehr. Es endet mit der Furcht und dem Schweigen.
Eine Einladung an die (heutigen) LeserInnen, sich auf den Weg
nach „Galiläa“ zu machen um mit IHM den WEG je neu
aufzunehmen?

Der „Ort“
• Evangelium geschrieben als in Jerusalem der Tempel von den

Römern zerstört wurde (70 n. Chr.)
• Zeit, in der der Kaiser in Rom und sein Imperium göttliche Züge
annahmen
• Was das für das jüdische Volk und diejenigen, die sich zum
Messias Jesus bekannten, bedeutete kann man sich heute
kaum mehr vorstellen.
• Tempel („Ort Gottes“, vgl. Dtn 12,11 u.v.a.) und auch Kaiser
und Imperium sind keine Orte der Begegnung mit dem
Göttlichen (mehr).
„Könnte das Markusevangelium der Versuch sein, auf die Frage
nach dem ‚neuen‘ und ‚eigentlichen‘ Ort eine Antwort zu suchen?
Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn finden.“