Über die Sorge für das gemeinsame Haus Enzyklika von Papst Franziskus Zusammenstellung von Br.

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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 2

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 3

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 4

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 5

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 6

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 7

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 8

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 9

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 10

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 11

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 12

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 13

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 14

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 15

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 16

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 17

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 18

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 19

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 20

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 21

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 22

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 23

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 24

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 25

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 26

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 27

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 28

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 29

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 31

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 32

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 33

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 34

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 35

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 36

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 37

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 38

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 39

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 41

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 42

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 44

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 45

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 46

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 47

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 48

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 49

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 50

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 51

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 52

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 53

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 54

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 55

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 56

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 57

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 58

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 59

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 60

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 61

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 62

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 63

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 65

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 66

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 67

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 68

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 69

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 70

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 71

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 72

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 73

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 74

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 75

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 76

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 77

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 78

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 79

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 80

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 81

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 82

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 83

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 84

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 85

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 86

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 87

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 88

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 89

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 90

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 91

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 93

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 95

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 96

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


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Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 98

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 99

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 100

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 101

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 102

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 103

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 104

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 105

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 106

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 107

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 108

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 109

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 110

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 111

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 112

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 113

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 114

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 115

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 116

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 117

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 118

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 119

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 120

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 121

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 122

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.


Slide 123

Über die Sorge für das gemeinsame Haus
Enzyklika von Papst Franziskus

Zusammenstellung von Br. Stefan Federbusch ofm

Inhalt dieser Powerpoint
 Langversion: Nach dem Inhaltsverzeichnis jeweils eine






Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des
Kapitels [Folien 3-53]
Der franziskanische Rahmen [Folien 54-64]
Kritische Würdigung: Anfragen und
Diskussionspunkte [Folien 65-83]
Kurzversion: Themen der Enzyklika - Stichwortartige
Präsentation der einzelnen Kapitel [84-120]
Gebete des Papstes [121-123]

Veröffentlichung
Vorstellung am 18. Juni 2015 durch:
 Kardinal Peter Turkson (Päpstlicher Rat Justitia et Pax)
 Giovanni Zizioulas (Orthodoxer Metropolit von Pergamo)
 Hans Joachim Schellenhuber (Gründer des Potsdam-

Institut für Klimafolgenforschung)
 Carolyn Wo (Leiterin der US-amerikanischen Catholic
Relif Services)
 Valeria Martano (Grundschullehrerin – Mitglied von San
Egidio)

Inhalt
VORWORT
OHNE TITEL

[1-16]

 Nichts von dieser Welt ist für uns gleichgültig
 Vereint in ein und derselben Sorge
 Der heilige Franziskus von Assisi
 Mein Aufruf

Inhalt Vorwort
 Papst Franziskus schreibt, dass die Schwester Erde aufschreit „wegen des
Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des
Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem
Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien,






berechtigt, sie auszuplündern.“ Er rechnet zu den „am meisten verwahrlosten und
misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde“ und
beklagt, dass „Wir vergessen, dass wir selber Erde sind“.
Er verweist auf das, was seine Vorgänger Johannes XXIII., Paul VI., Johannes Paul
II. und Benedikt XVI. in ihren jeweiligen Enzykliken zum Thema gesagt haben.
P. Franziskus setzt einen starken ökumenischen Akzent, indem er den
orthodoxen Patriarch Bartholomäus zitiert, der gesagt hat, dass ein Verbrechen
gegen die Natur zu begehen Sünde sei.
Er stellt den hl. Franziskus als „das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit
gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte
ganzheitliche Ökologie“ dar.
„Angesichts der weltweiten Umweltschäden möchte ich mich jetzt an jeden
Menschen wenden, der auf diesem Planeten wohnt.“ P. Franziskus will die
„gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und
ganzheitlichen Entwicklung vereinen“ und lädt zu einem Dialog ein, wie wir die
Zukunft gestalten.

Aufruf von Papst Franziskus
 Zielgruppe: Alle Menschen
 Die dringende Herausforderung, unser gemeinsames Haus zu
schützen, schließt die Sorge ein, die gesamte Menschheitsfamilie in
der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung
zu vereinen, denn wir wissen, dass sich die Dinge ändern können.
[13]
 Ich lade dringlich zu einem neuen Dialog ein über die Art und
Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten. Wir
brauchen ein Gespräch, das uns alle zusammenführt, denn die
Herausforderung der Umweltsituation, die wir erleben, und ihre
menschlichen Wurzeln interessieren und betreffen uns alle. [14]
 Die Haltungen, welche – selbst unter den Gläubigen – die
Lösungswege blockieren, reichen von der Leugnung des Problems
bis zur Gleichgültigkeit, zur bequemen Resignation oder zum
blinden Vertrauen auf die technischen Lösungen. Wir brauchen
eine neue universale Solidarität. [14]

Zentrale Themen der Enzyklika
 Zentralthemen:
 „Zentralthemen, welche die gesamte Enzyklika durchziehen.
Zum Beispiel: die enge Beziehung zwischen den Armen und
der Anfälligkeit des Planeten; die Überzeugung, dass in der
Welt alles miteinander verbunden ist; die Kritik am neuen
Machtmodell und den Formen der Macht, die aus der Technik
abgeleitet sind; die Einladung, nach einem anderen
Verständnis von Wirtschaft und Fortschritt zu suchen; der
Eigenwert eines jeden Geschöpfes; der menschliche Sinn der
Ökologie; die Notwendigkeit aufrichtiger und ehrlicher
Debatten; die schwere Verantwortung der internationalen
und lokalen Politik; die Wegwerfkultur und der Vorschlag
eines neuen Lebensstils.“ [16]

Inhalt
ERSTES KAPITEL
[17-61]
WAS UNSEREM HAUS WIDERFÄHRT
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Umweltverschmutzung und Klimawandel
Die Wasserfrage
Der Verlust der biologischen Vielfalt
Verschlechterung der Lebensqualität
und sozialer Niedergang
Weltweite soziale Ungerechtigkeit
Die Schwäche der Reaktionen
Die Verschiedenheit der Meinungen

Inhalt Kapitel I
Kapitel I stellt eine umfassende Analyse der
gegenwärtigen Umweltprobleme dar (20-42). Sie
reichen von Verschmutzung der Luft, Abfall (Müll)
und Wegwerfkultur (mangelnde Kreislaufsysteme),
über den Klimawandel, die Wasserfrage, den Verlust
der biologischen Vielfalt, der Gefährdung besonders
sensibler Gebiete wie des Amazonas bis zum Schutz
der Ozeane und Korallenbänke. Erörtert werden die
Chancen und Grenzen von Umweltverträglichkeitsprüfungen.

Inhalt Kapitel I
Es folgt eine Auflistung der Probleme, die sich aus der
Umweltschädigung für den Sozialbereich ergeben.
Benannt werden: das maßlose und ungeordnete
Wachsen vieler Städte und deren Folgen sowie die
Veränderungen durch die Medien und die digitale
Welt. Der Papst verknüpft die Umwelt- mit der
Gerechtigkeitsfrage: „Wir kommen jedoch heute nicht
umhin anzuerkennen, dass ein wirklich ökologischer
Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die
Umweltdiskussionen aufnehmen muss, um die Klage
der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde.“

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus verweist darauf, dass „‘eine wachsende
Bevölkerung mit einer umfassenden und solidarischen
Entwicklung voll und ganz zu vereinbaren ist‘. Die
Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht dem
extremen und selektiven Konsumverhalten einiger
anzulasten, ist eine Art, sich den Problemen nicht zu
stellen.“ Begründet wird dies unter anderem damit,
dass ein Drittel aller Lebensmittel weggeschmissen
wird. „… Nahrung, die weggeworfen wird, gleichsam
vom Tisch des Armen […] geraubt wird“. [50]

Inhalt Kapitel I
Ausgehend von seiner Analyse kommt Papst Franziskus
zu dem Urteil, dass die Industrieländer des Nordens
eine „ökologische Schuld“ tragen:
„Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –
besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel
und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie
auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen
Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch
der natürlichen Ressourcen.“ [51]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus kritisiert dass die Auslandsverschuldung
der armen Länder zu einem Kontrollinstrument der
reichen Länder geworden ist. Er spricht von einem
strukturell perversen System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Als
Konsequenz verlangt er, „dass die entwickelten Länder zur
Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie den Konsum
nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten
bedürftigen Länder bringen, um politische Konzepte und
Programme für eine nachhaltige Entwicklung zu
unterstützen.“ In Bezug auf den Klimawandel spricht er
von diversifizierte[n] Verantwortlichkeiten. [52]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Schwäche der internationalen
politischen Reaktionen. Die Gründe sieht er in der
Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das
Finanzwesen und die Vergötterung des Marktes. Das
Bündnis von Wirtschaft und Technologie klammere alles
aus, was nicht zu seinen unmittelbaren Interessen gehört,
es manipuliere die Informationen und setze
Sonderinteressen über das Gemeinwohl. Er fordert ein
„Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen
enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet“,
eine leadership, die die Interessen der derzeitigen und der
kommenden Generationen berücksichtigt. [53-54]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus beklagt die Verdrängung der Probleme
auf allen Ebenen: „Diese ausweichende Haltung dient
uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und
Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise,
wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die
selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht,
sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht
anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen
auf und handelt, als ob nichts passieren werde.“ [59]

Inhalt Kapitel I
Papst Franziskus gesteht zu, dass es nicht nur einen
Lösungsweg gibt und dass es nicht Sache der Kirche
ist, endgültige Vorschläge zu machen. Es sei weder der
Weg, alles durch Technik lösen zu wollen („Mythos des
Fortschritts“,) noch völlig ohne jede Art von Eingriff.
Klar ist jedoch, „dass das gegenwärtige weltweite System
unter verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist,
denn wir haben aufgehört, an den Zweck
menschlichen Handelns zu denken.“ [60]

Inhalt
ZWEITES KAPITEL
[62DAS EVANGELIUM VON DER SCHÖPFUNG
I.
II.
III.
IV.

V.
VI.
VII.

Das Licht, das der Glaube bietet
Die Weisheit der biblischen Erzählungen
Das Geheimnis des Universums
Die Botschaft eines jeden Geschöpfes in der
Harmonie der gesamten Schöpfung
Eine universale Gemeinschaft
Die gemeinsame Bestimmung der Güter
Der Blick Jesu

Inhalt Kapitel II
Im zweiten Kapitel macht Papst Franziskus klar, dass die
Bewahrung der Schöpfung Bestandteil des Glaubens ist. Er
verdeutlicht dies mit einem Durchgang durch die biblischen
Schriften. Durch die Anmaßung, sein zu wollen wie Gott, kam es
zum Bruch („Sünde“) in der Harmonie mit der Schöpfung. Die
unermessliche Würde des Menschen beinhaltet kein
Herrschertum über die Schöpfung [65-66]
Die Schöpfungsgeschichte beinhaltet den Auftrag, „den Garten der
Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während
„bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist
mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten,
bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung
verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen
und der Natur ein.“ [67]

Inhalt Kapitel II
Konkret bedeutet dies:
• die Verbundenheit von allem zu erspüren
• die Gesetze der Natur und die empfindlichen
Gleichgewichte unter den Geschöpfen auf dieser Welt
zu respektieren
• den Eigenwert alles Geschaffenen anzuerkennen
• Die Dinge nicht gegen ihre Ordnung zu gebrauchen
• den Fortbestand der Erde zu sichern

Inhalt Kapitel II
Es folgen Hinweise auf Kain und Abel, Noah, das
Sabbatgebot, die Psalmen und die Propheten.
Papst Franziskus verweist darauf, dass die Schöpfung in der
Ordnung der Liebe angesiedelt ist. „Die Liebe Gottes ist der
fundamentale Beweggrund der gesamten Schöpfung.“ Die
Natur wird einerseits entmythologisiert, der Mensch
andererseits in Verantwortung genommen. Beide
Gesichtspunkte gestatten, mit dem „modernen Mythos
vom unbegrenzten materiellen Fortschritt Schluss zu
machen“. [78]
„Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes,
die durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt
des universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden
ist.“ [83]

Inhalt Kapitel II
Papst Franziskus spricht von einer „universale[n] Familie“, einer
„sublime[n] Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen,
liebevollen und demütigen Respekt bewegt“ (89), bei der „nichts
und niemand aus dieser Geschwisterlichkeit ausgeschlossen“ ist.
[92]
Er betont noch einmal den Zusammenhang zwischen dem Einsatz
für die Bewahrung der Schöpfung und dem Einsatz für die
Armen: „Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen
Wesen in der Natur kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im
Herzen eine Zärtlichkeit, ein Mitleid und eine Sorge um die
Menschen vorhanden ist.“
„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die
Umwelt gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen
und einem ständigen Engagement angesichts der Probleme der
Gesellschaft verbunden ist.“ [91]

Inhalt Kapitel II
Die praktische Konsequenz, die Papst Franziskus daraus
ableitet, ist die, dass der gesamte ökologische Ansatz
eine soziale Perspektive einzubeziehen habe, der die
Grundrechte derer berücksichtigt, die am meisten
übergangen werden. Das Prinzip der Unterordnung
des Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung
der Güter bedeutet, dass es immer mit einer „sozialen
Hypothek“ belastet ist und zugunsten des
Gemeinwohls einzusetzen ist. [93]
Das Kapitel endet mit dem „Blick Jesu“. [96-100]

Inhalt
DRITTES KAPITEL
DIE MENSCHLICHE WURZEL DER
ÖKOLOGISCHEN KRISE
I.
II.
III.

Die Technologie: Kreativität und Macht
Die Globalisierung des technokratischen
Paradigmas
Krise und Auswirkungen des modernen
Anthropozentrismus

Inhalt Kapitel III
Im dritten Kapitel beschreibt Papst Franziskus die
menschlichen Ursachen der Umweltkrise. Er sieht sie in
dem technokratischen Paradigma.
Es beinhalte eine Technik des Besitzens, des Beherrschens
und des Umgestaltens. Durch die Entwicklung der Technik
(Nuklearenergie, Biotechnologie, Informatik usw.) hat der
Mensch enorm viel Macht bekommen, wird aber nicht zu
deren richtigen Gebrauch erzogen. Die Umweltkrise ist ein
Zeichen des Reduktionismus, der die Welt lediglich als
Produkt der Ausbeutung betrachtet. [101-107]

Inhalt Kapitel III
Das technokratischen Paradigma beinhaltet die Idee eines
unendlichen und grenzenlosen Wachstums… Dieses
Wachstum setzt aber die Lüge bezüglich der unbegrenzten
Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus, die dazu
führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus
„auszupressen“. [106]
„Das technokratische Paradigma tendiert auch dazu, die
Wirtschaft und die Politik zu beherrschen. Die Wirtschaft
nimmt jede technologische Entwicklung im Hinblick auf
den Ertrag an, ohne auf mögliche negative Auswirkungen
für den Menschen zu achten. Die Finanzen ersticken die
Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der weltweiten
Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung.“ [109]

Inhalt Kapitel III
Da der Markt von sich aus keine ganzheitliche Entwicklung
des Menschen und keine soziale Inklusion gewährleistet,
fordert der Papst zum Widerstand gegen den Vormarsch
des technokratischen Paradigmas auf und zur Befreiung
von diesem Modell [111-112].
„Was gerade vor sich geht, stellt uns vor die Dringlichkeit, in
einer mutigen kulturellen Revolution voranzuschreiten.
Niemand verlangt, in die Zeit der Höhlenmenschen
zurückzukehren, es ist aber unerlässlich, einen kleineren
Gang einzulegen, um die Wirklichkeit auf andere Weise zu
betrachten, die positiven und nachhaltigen Fortschritte zu
sammeln und zugleich die Werte und die großen Ziele
wiederzugewinnen, die durch einen hemmungslosen
Größenwahn vernichtet wurden.“ [114]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus sieht hinter dem technokratischen
Paragigma einen modernen Antropozentrismus, der in
seiner Maßlosigkeit die technische Vernunft über die
Wirklichkeit gestellt hab e. „Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als
absoluter Herrscher auftritt, bricht seine
Existenzgrundlage selbst zusammen.“ Folge: „Es wird
keine neue Beziehung zur Natur geben ohne einen
neuen Menschen. Es gibt keine Ökologie ohne eine
angemessene Anthropologie.“ [115-117]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus analysiert, dass sich „mit der Allgegenwart
des technokratischen Paradigmas und der Verherrlichung
der grenzenlosen menschlichen Macht in den Menschen
dieser Relativismus entwickelt, bei dem alles irrelevant
wird, wenn es nicht den unmittelbaren eigenen Interessen
dient.“ [122] Diese Art von Relativismus führt sowohl zur
Ausbeutung von Menschen wie auch der Natur.
Diese Haltung führt dazu, keine objektive Wahrheit oder
keine allgemein gültigen Prinzipien mehr anzuerkennen
und die Gesetze nur als willkürlichen Zwang und als
Hindernisse anzusehen, die es zu umgehen gilt. [123]

Inhalt Kapitel III
Papst Franziskus betont den Wert der Arbeit: „Die Arbeit ist
eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des Lebens auf
dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den
Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten
abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels
Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen.“ [123]
Um Arbeitsplätze zu schaffen, ist „eine Wirtschaft zu
fördern, welche die Produktionsvielfalt und die
Unternehmerkreativität begünstigt.“ Insbesondere gilt dies
für die „große Mannigfaltigkeit an kleinbäuerlichen
Systemen für die Erzeugung von Lebensmitteln“. [129]

Inhalt Kapitel III
In der Frage der Tierversuche zitiert Papst Franziskus
den Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim
sind, „wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und
dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu
retten“. [130]
In Bezug auf gentechnisch veränderte Pflanzen oder
Tiere sei es schwierig ein Urteil zu fällen. Es brauche
Raum für Diskussionen und Zugang zu zuverlässigen
Informationen. Er spricht sich gegen Experimente an
lebenden menschlichen Embryonen aus. [133-136]

Inhalt
VIERTES KAPITEL
EINE GANZHEITLICHE ÖKOLOGIE

I.
II.
III.
IV.
V.

Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie
Die Kulturökologie
Die Ökologie des Alltagslebens
Das Prinzip des Gemeinwohls
Die generationenübergreifende Gerechtigkeit

Inhalt Kapitel IV
Das vierte Kapitel widmet sich der Frage einer ganzheitlichen
Ökologie. Auch hier wieder zum Einstieg der bereits
genannte Zusammenhang zwischen Schutz der Natur und
Schutz des Menschen: „Entscheidend ist es, ganzheitliche
Lösungen zu suchen, welche die Wechselwirkungen der
Natursysteme untereinander und mit den Sozialsystemen
berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen nebeneinander,
eine der Umwelt und eine der Gesellschaft, sondern eine
einzige und komplexe sozio-ökologische Krise. Die Wege
zur Lösung erfordern einen ganzheitlichen Zugang, um die
Armut zu bekämpfen, den Ausgeschlossenen ihre Würde
zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu
kümmern.“ [139]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Einbeziehung der Forschung in akademischer Freiheit
[140]
• eine Wirtschaftsökologie, die den Umweltschutz als
Bestandteil von Entwicklungsprozessen betreibt [141]
• eine Sozialökologie für die Institutionen [142]
• eine Kulturökologie zur Pflege der kulturellen,
historischen und künstlerischen Reichtümer [143]
• die Achtung der Rechte der Völker und Kulturen, wie sie
soziokulturell gewachsen sind [144] – Rechte der
Ureinwohner [146]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die ganzheitliche Verbesserung der menschlichen
Lebensqualität [147]
• die Pflege der öffentlichen Plätze, das Panorama und die
urbanen Bezugspunkte [150]
• die Behebung der Wohnungsnot [152]
• die Verbesserung öffentlicher Verkehrsmittel [153]
• Infrastruktur für ländliche Gebiete [154]
• Beziehung des Lebens des Menschen zu dem moralischen
Gesetz, das in seine eigene Natur eingeschrieben ist [155]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus fordert:
• die Förderung des Gemeinwohls mit den Faktoren
Subsidiarität, sozialer Friede und distributive Gerechtigkeit
[157], verbunden mit einem Appell zur Solidarität und einer
vorrangigen Option für die Ärmsten [158]
• Solidarität zwischen den Generationen [159], denn:
• „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der
Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten
derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil, da
er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden kann, wie es
bereits periodisch in verschiedenen Regionen geschieht.“
[160]

Inhalt Kapitel IV
Papst Franziskus beendet das Kapitel mit einer weiteren
nachgeschobenen Analyse:
„Die Schwierigkeit, diese Herausforderung ernst zu nehmen,
hängt mit dem ethischen und kulturellen Verfall
zusammen, der den ökologischen begleitet. Der
postmoderne Mensch läuft ständig Gefahr, zutiefst
individualistisch zu werden, und viele soziale Probleme
sind mit dem gegenwärtigen egoistischen Immediatismus
verbunden, mit den Krisen der familiären und sozialen
Bindungen, mit den Schwierigkeiten, den Mitmenschen
anzuerkennen.“ [162]

Inhalt
FÜNFTES KAPITEL
EINIGE LEITLINIEN FÜR ORIENTIERUNG UND HANDLUNG
I.
II.
III.
IV.
V.

Der Umweltdialog in der internationalen Politik
Der Dialog im Hinblick auf neue nationale und lokale
politische Konzepte
Dialog und Transparenz in den
Entscheidungsprozessen
Politik und Wirtschaft im Dialog für die volle
menschliche Entfaltung
Die Religionen im Dialog mit den Wissenschaften

Inhalt Kapitel V
Im fünften Kapitel stellt Papst Franziskus einige Leitlinien
zum Handeln auf:
Es braucht einen weltweiten gemeinsamen Plan und Konsens
in Bezug auf nachhaltige Landwirtschaft,
Ressourcenverbrauch, Energieeffizienz, Trinkwasser,
Kohlenstoffreduktion usw. [164-165]
Er benennt Stationen der Umweltbewegung wie den
Erdgipfel in Rio 1992, die Basler Konvention über die
gefährlichen Abfälle, das Washingtoner
Artenschutzübereinkommen, das Wiener Übereinkommen
zum Schutz der Ozonschicht sowie seine Umsetzung durch
das Montrealer Protokoll [166-168]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Klimawandel kritisiert Papst Franziskus:
• die Internationalisierung der Umweltkosten [170]
• den Emissionshandel [171]
Er fordert:
• Internationale Vereinbarungen und globale
Rahmenbestimmungen [173]
• ein System der Verwaltung der Ozeane [174]
• eine Vereinbarung über die Regelungen der Ordnungsund Strukturpolitik für den gesamten Bereich des
sogenannten „globalen Gemeinwohls“ [174]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• stärkere und wirkkräftig organisierte internationale
Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen
• eine echte politische Weltautorität [175]
• Rechtssetzungen innerhalb der Staaten [176]
• Über Nichtregierungsorganisationen und intermediäre
Verbände muss die Gesellschaft die Regierungen
verpflichten, rigorosere Vorschriften, Vorgehensweisen
und Kontrollen zu entwickeln [179]

Inhalt Kapitel V
Er fordert:
• Individuelle Lösungen für jedes Land [180]
• Kontinuität auch bei Regierungswechseln [181]
• Transparente politische Entscheidungsprozesse [183]
• Umweltverträglichkeitsprüfungen von Beginn an [184]
• Einbeziehung der unmittelbar Betroffenen [185]
• Prinzip der Vorbeugung [186]
• „Noch einmal betone ich, dass die Kirche nicht beansprucht,

die wissenschaftlichen Fragen zu lösen, noch die Politik zu
ersetzen, doch ich fordere zu einer ehrlichen und
transparenten Debatte auf, damit Sonderbedürfnisse oder
Ideologien nicht das Gemeinwohl schädigen.“ [188]

Inhalt Kapitel V
Für den Bereich Politik und Wirtschaft fordert Papst
Franziskus:
• „Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen,
und diese darf sich nicht dem Diktat und dem
effizienzorientierten Paradigma der Technokratie
unterwerfen. Im Hinblick auf das Gemeinwohl besteht für
uns heute die dringende Notwendigkeit, dass Politik und
Wirtschaft sich im Dialog entschieden in den Dienst des
Lebens stellen, besonders in den des menschlichen
Lebens.“ [189]
• Den Abschied von der magischen Auffassung des Marktes,
die zu der Vorstellung neigt, dass sich die Probleme allein
mit dem Anstieg der Gewinne der Betriebe oder der
Einzelpersonen lösen [190]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus stellt fest, dass die Verlangsamung
eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt
und Entwicklung geben kann [191] und fordert dazu
auf, Formen nachhaltiger und gerechter Entwicklung
zu finden [192]. Angesichts des „unersättlichen und
unverantwortlichen Wachstums, das jahrzehntelang
stattgefunden hat“, bedarf es in einigen Teilen der Welt
eine gewisse Rezession [Wachstums] zu akzeptieren
und Hilfen zu geben, damit in anderen Teilen ein
gesunder Aufschwung stattfinden kann. [193]

Inhalt Kapitel V
Nach Meinung des Papstes hilft keine Mittelweg
zwischen Umweltschutz und Fortschritt, sondern nur
eine Neudefinition des Fortschritts [194] jenseits von
Markt und planwirtschaftlich geführtem Staat [195].
Es braucht einen neuen, ganzheitlichen Ansatz, der in
einem interdisziplinären Dialog gefunden wird.
„Denn es reicht nicht, oberflächliche ökologische
Überlegungen einzubeziehen, während man nicht die
Logik infrage stellt, die der gegenwärtigen Kultur
zugrunde liegt.“ [197]

Inhalt Kapitel V
Papst Franziskus appelliert an die Glaubenden, in
Übereinstimmung mit ihrem Glauben zu leben und ihm
nicht mit ihrem Tun zu widersprechen.
„Der größte Teil der Bewohner des Planeten bezeichnet sich als
Glaubende, und das müsste die Religionen veranlassen, einen
Dialog miteinander aufzunehmen, der auf die Schonung der
Natur, die Verteidigung der Armen und den Aufbau eines
Netzes der gegenseitigen Achtung und der
Geschwisterlichkeit ausgerichtet ist.
Dringend ist auch ein Dialog unter den Wissenschaften selbst,
denn jede von ihnen pflegt sich in die Grenzen ihrer eigenen
Sprache zurückzuziehen, und die Spezialisierung neigt dazu,
sich in Abschottung und in eine Verabsolutierung des
eigenen Wissens zu verwandeln.“ [201]

Inhalt
SECHSTES KAPITEL
ÖKOLOGISCHE ERZIEHUNG UND SPIRITUALITÄT
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.

Auf einen anderen Lebensstil setzen
Erziehung zum Bündnis zwischen der Menschheit und der
Umwelt
Die ökologische Umkehr
Freude und Frieden
Liebe im zivilen und politischen Bereich
Sakramentale Zeichen und die Feiertagsruhe
Die Trinität und die Beziehung zwischen den Geschöpfen
Die Königin der ganzen Schöpfung
Jenseits der Sonne

Inhalt Kapitel VI
Im sechsten und letzten Kapitel geht es zunächst um die
ökologische Erziehung. Papst Franziskus, stellt fest: Die
Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das Bewusstsein des
gemeinsamen Ursprungs, einer wechselseitigen Zugehörigkeit
und einer von allen geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein
würde die Entwicklung neuer Überzeugungen,
Verhaltensweisen und Lebensformen erlauben.“ [202]
Er kritisiert das derzeitige Konsumverhalten: „Der zwanghafte
Konsumismus ist das subjektive Spiegelbild des technoökonomischen Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des
Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge,
die er kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]. Die
„Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann –
vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur
Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.“ [204]

Inhalt Kapitel VI
Der Mensch hat die Fähigkeit, sich zu ändern. Da Kaufen immer
auch eine moralische Handlung ist, gibt es durch Boykotte
bestimmter Produkte die Möglichkeit, Druck auszuüben. [206]
Die Überwindung des Individualismus ermöglicht einen
alternativen Lebensstil. [208]
„Die Umwelterziehung soll die Kritik an den auf der
instrumentellen Vernunft beruhenden „Mythen“ der Moderne
(Individualismus, undefinierter Fortschritt, Konkurrenz,
Konsumismus, regelloser Markt) einschließen und auch die
verschiedenen Ebenen des ökologischen Gleichgewichts
zurückzugewinnen: das innere Gleichgewicht mit sich selbst,
das solidarische mit den anderen, das natürliche mit allen
Lebewesen und das geistliche mit Gott. Die Umwelterziehung
müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf
das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische
Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt. [209]

Inhalt Kapitel VI
Für Papst Franziskus bedarf es eines Bewusstseinswandels und
ökologischer Tugenden, um zu einer echten Haltung der
Bewahrung der Schöpfung zu kommen. [211]
„Es ist Sache der Politik und der verschiedenen Vereinigungen,
sich um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemühen.
Auch der Kirche kommt diese Aufgabe zu. Alle christlichen
Gemeinschaften haben bei dieser Erziehung eine wichtige Rolle
zu erfüllen. Ich hoffe auch, dass in unseren Seminaren und den
Ausbildungsstätten der Orden zu einer verantwortlichen
Genügsamkeit, zur dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur
Achtsamkeit gegenüber der Schwäche der Armen und der
Umwelt erzogen wird.“ [214]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus stellt einige Leitlinien einer ökologischen
Spiritualität vor: die Umweltkrise ist für ihn ein Aufruf zu einer
tiefgreifenden inneren Umkehr [217]. Persönlich, aber ebenso
kollektiv, denn: „Auf soziale Probleme muss mit Netzen der
Gemeinschaft reagiert werden“ [219]
Er benennt vier Grundeinstellungen der Umkehr: Dankbarkeit
und Unentgeltlichkeit, Verzicht und Großzügigkeit, liebevolles
Bewusstsein, nicht von den anderen Geschöpfen getrennt zu
sein, sondern mit den anderen Wesen des Universums eine
wertvolle allumfassende Gemeinschaft zu bilden, sowie seine
Kreativität zu entfalten und seine Begeisterung zu steigern, um
die Dramen der Welt zu lösen [220]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus wünscht sich einen prophetischen und
kontemplativen Lebensstil, der fähig ist, sich zutiefst zu freuen,
ohne auf Konsum versessen zu sein. Es handelt sich um die
Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. [222]
Für ihn ist Genügsamkeit befreiend. [223] Zu ihr gehört, den
inneren Frieden (wieder) zu gewinnen und sich Zeit zu
nehmen, im Einklang mit der Schöpfung zu leben. [225] Es geht
um gelassene Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt [226] und um
Dankbarkeit für die empfangenen Gaben [227].
„Eine ganzheitliche Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen
Gesten gemacht, die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des
Egoismus durchbrechen.“ [230]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist auf die Sakramente als „eine
bevorzugte Weise, in der die Natur von Gott angenommen
wird und sich in Vermittlung des übernatürlichen Lebens
verwandelt.“ [235]
„In der Eucharistie findet die Schöpfung ihre größte
Erhöhung…, wenn der menschgewordene Gott selbst so
weit geht, sich von seinem Geschöpf verzehren zu lassen.“
[236]
Der Sonntag als Tag der Ruhe als „eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“ [237]

Inhalt Kapitel VI
Papst Franziskus verweist darauf, dass die „gesamte Wirklichkeit
(und somit jedes Geschöpf) in ihrem Innern eine eigentlich
trinitarische Prägung besitzt“ [239]
In einem Abschnitt werden jeweils Maria („Maria, die Mutter, die
für Jesus sorgte, sorgt jetzt mit mütterlicher Liebe und mit
Schmerz für diese verletzte Welt“ [241]) und Josef gewürdigt
[242]
Die Enzyklika endet mit dem eschatologischen Ausblick: „Das
ewige Leben wird ein miteinander erlebtes Staunen sein, wo
jedes Geschöpf in leuchtender Verklärung seinen Platz
einnehmen und etwas haben wird, um es den endgültig
befreiten Armen zu bringen“ [243] sowie zwei Gebeten.

Der franziskanische Rahmen
 Aufhänger Sonnengesang

 “Laudato si’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr”,

sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem
schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser
gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir
das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns
in ihre Arme schließt: “Gelobt seist du, mein Herr,
durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält
und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und
bunte Blumen und Kräuter.“ [1]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes

Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als
eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof
von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die
Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch
gelebte ganzheitliche Ökologie ist. Er ist der heilige Patron all derer, die im
Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen
Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der
Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten. Er liebte
die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe
und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in
Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen,
mit der Natur und mit sich selbst lebte. An ihm wird man gewahr, bis zu
welchem Punkt die Sorge um die Natur, die Gerechtigkeit gegenüber den
Armen, das Engagement für die Gesellschaft und der innere Friede untrennbar
miteinander verbunden sind. [10]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Sein Zeugnis zeigt uns auch, dass eine ganzheitliche Ökologie

eine Offenheit gegenüber Kategorien verlangt, die über die
Sprache der Mathematik oder der Biologie hinausgehen und
uns mit dem Eigentlichen des Menschen verbinden. Wie es
uns geht, wenn wir uns in einen Menschen verlieben, so war
jedes Mal, wenn er die Sonne, den Mond oder die kleinsten
Tiere bewunderte, seine Reaktion die, zu singen und die
anderen Geschöpfe in sein Lob einzubeziehen. Er trat mit der
gesamten Schöpfung in Verbindung und predigte sogar den
Blumen „und lud sie zum Lob des Herrn ein, wie wenn sie
vernunftbegabte Wesen wären“. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Seine Reaktion war weit mehr als eine intellektuelle Bewertung oder ein wirtschaftliches
Kalkül, denn für ihn war jedes Geschöpf eine Schwester oder ein Bruder, ihm verbunden durch
die Bande zärtlicher Liebe. Deshalb fühlte er sich berufen, alles zu hüten, was existiert. Sein
Jünger, der heilige Bonaventura, erzählte: „Eingedenk dessen, dass alle Geschöpfe ihren
letzten Ursprung in Gott haben, war er von noch überschwänglicherer Zuneigung zu ihnen
erfüllt. Auch die kleinsten Geschöpfe nannte er deshalb Bruder und Schwester.“ Diese
Überzeugung darf nicht als irrationaler Romantizismus herabgewürdigt werden, denn sie hat
Konsequenzen für die Optionen, die unser Verhalten bestimmen. Wenn wir uns der Natur und
der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in
unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit
sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen
Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze
zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden
Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des
heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein
Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der
Herrschaft zu verwandeln. [11]

Der franziskanische Rahmen
 Vorbild Franziskus
 Andererseits legt der heilige Franziskus uns in Treue zur Heiligen Schrift nahe,
die Natur als ein prächtiges Buch zu erkennen, in dem Gott zu uns spricht und
einen Abglanz seiner Schönheit und Güte aufscheinen lässt: „Von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen“ (Weish
13,5), und „seine unsichtbare Wirklichkeit [wird] an den Werken der Schöpfung
mit der Vernunft wahrgenommen, seine ewige Macht und Gottheit“ (Röm
1,20). Deshalb forderte Franziskus, im Konvent immer einen Teil des Gartens

unbebaut zu lassen, damit dort die wilden Kräuter wüchsen und die, welche sie
bewunderten, ihren Blick zu Gott, dem Schöpfer solcher Schönheit erheben
könnten. Die Welt ist mehr als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges
Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten. [12]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Harmonie mit der Schöpfung
 Die Harmonie zwischen dem Schöpfer, der Menschheit und der gesamten
Schöpfung wurde zerstört durch unsere Anmaßung, den Platz Gottes
einzunehmen, da wir uns geweigert haben anzuerkennen, dass wir begrenzte
Geschöpfe sind. Diese Tatsache verfälschte auch den Auftrag, uns die Erde zu
„unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28) und sie zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen
2,15). Als Folge verwandelte sich die ursprünglich harmonische Beziehung
zwischen dem Menschen und der Natur in einen Konflikt (vgl. Gen 3,17-19).

Darum ist es bedeutungsvoll, dass die Harmonie, in der der heilige Franziskus
von Assisi mit allen Geschöpfen lebte, als eine Heilung jenes Bruches
interpretiert wurde. Der heilige Bonaventura sagte, dass Franziskus, „da er mit
allen Geschöpfen in Frieden war“, wieder in „den Zustand vor der Ursünde“
gelangte. [66]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Sonnengesang (87) und Verbundenheit (91)
 Ein Empfinden inniger Verbundenheit mit den anderen Wesen in der Natur
kann nicht echt sein, wenn nicht zugleich im Herzen eine Zärtlichkeit, ein

Mitleid und eine Sorge um die Menschen vorhanden ist. Die Ungereimtheit
dessen, der gegen den Handel mit vom Aussterben bedrohten Tieren kämpft,
aber angesichts des Menschenhandels völlig gleichgültig bleibt, die Armen
nicht beachtet oder darauf beharrt, andere Menschen zu ruinieren, die ihm
missfallen, ist offensichtlich. Das bringt den Sinn des Kampfes für die Umwelt
in Gefahr. Es ist kein Zufall, dass der heilige Franziskus in dem Hymnus, in
dem er Gott durch dessen Geschöpfe preist, hinzufügt: „Gelobt seist du, mein
Herr, durch jene, die verzeihen um deiner Liebe willen.“ Alles ist miteinander
verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt gefordert, die mit einer echten
Liebe zu den Menschen und einem ständigen Engagement angesichts der
Probleme der Gesellschaft verbunden ist. [91]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Arbeit
 Jede Form von Arbeit setzt eine Vorstellung über die

Beziehung voraus, die der Mensch mit dem anderen
aufnehmen kann und muss. Die christliche Spiritualität
hat zusammen mit dem betrachtenden Staunen über die
Geschöpfe, wie wir es beim heiligen Franziskus von Assisi
finden, auch ein tiefes gesundes Verständnis der Arbeit
entwickelt, wie wir es zum Beispiel im Leben des seligen
Charles de Foucauld und seiner Jünger antreffen
können.[125]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Wir erinnern an das Vorbild des heiligen Franziskus von

Assisi, um eine gesunde Beziehung zur Schöpfung als eine
Dimension der vollständigen Umkehr des Menschen
vorzuschlagen. Das schließt auch ein, die eigenen Fehler,
Sünden, Laster oder Nachlässigkeiten einzugestehen und
sie von Herzen zu bereuen, sich von innen her zu ändern.
[218]

Der franziskanische Rahmen
 Franziskus: Umkehr

 Ich lade alle Christen ein, diese Dimension ihrer Umkehr

zu verdeutlichen, indem sie zulassen, dass die Kraft und
das Licht der empfangenen Gnade sich auch auf ihre
Beziehung zu den anderen Geschöpfen und zu der Welt,
die sie umgibt, erstrecken und jene sublime
Geschwisterlichkeit mit der gesamten Schöpfung
hervorrufen, die der heilige Franziskus in so leuchtender
Weise lebte.[221]

Franziskanische Akzente
 Franziskanisches Schöpfungsverständnis
 Umwelt als Mitwelt
 Verbundenheit alles geschaffenen untereinander
 Geschwisterlichkeit
 Perspektive der Armen
 Verknüpfung Umwelt- mit Gerechtigkeitsfrage
 „Ökologische Schuld“ der Industrieländer
 Universale Solidarität
 Veränderte Wirtschaftsweise (Wachstumsrücknahme)
 Veränderter Lebensstil

Kritische Würdigung
 Aspekt 1: Franziskanischer Background
 Die Enzyklika atmet durch und durch franziskanischen
Geist. Sie greift mit den Punkten „Schöpfungsverständnis“ und „Perspektive der Armen“ zwei zentrale
franziskanische Gedanken auf. Franz von Assisi wird 9
Mal erwähnt und als Vorbild dargestellt, in dem sich die
Thesen von Papst Franziskus kristallisieren. Aus
franziskanischer Perspektive ist es ein Glücksfall, dass
der Papst auch hier nach dem Motto verfährt „Nomen
est omen“ und die franziskanische Spiritualität päpstlich
„geadelt“ wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Enzyklika ist die erste, die sich explizit dem Thema
Bewahrung der Schöpfung widmet. Die Auslegung der
Schöpfungsgeschichte entspricht heutiger moderner
Theologie. Papst Franziskus wendet sich gegen das
kreationistische Verständnis einer wortwörtlichen
Auslegung der Bibel und spricht von der „symbolischen
und narrativen Sprache“ der Schöpfungserzählungen. Er
grenzt sich somit klar von bestimmten konservativen
Strömungen (etwa in den USA) ab.

Kritische Würdigung
 Aspekt 2: Theologie
 Die Darstellung des Papstes und die Reaktion der
Medien zeigt, dass das moderne Verständnis durchaus
noch nicht überall angekommen ist und als
innerkirchlicher Paradigmenwechsel an der Basis zu
verwurzeln ist. Das vermeintliche christliche
Selbstverständnis vom „Beherrscher der Schöpfung“ hat
zur kapitalistischen Gesinnung und der mit ihr
verbundenen ausbeuterischen Haltung gegenüber der
Natur beigetragen. Das Verständnis der kosmischen
Verbundenheit mit allem Geschaffenen findet sich
stärker in den asiatischen Religionen.

Kritische Würdigung
 Aspekt 3: Nachhaltigkeit / Gerechtigkeit
 Die Enzyklika koppelt die Umweltfrage mit der
Gerechtigkeitsfrage. Verständlich nicht nur aus der
lateinamerikanischen Erfahrungswelt des Papstes.
Nachhaltigkeit wird heute verstanden als Zusammenspiel von
Ökologie, Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit. Von daher
kann die soziale Frage nicht ausgeklammert bleiben. In LS
taucht der Leitbegriff „Armut“ / „arm“ 63x auf. Die
Bewahrung der Schöpfung kann nur mit den Armen, nicht
gegen sie gelingen. Der Begriff der Nachhaltigkeit taucht
explizit nicht als Nomen, lediglich als Adjektiv 19x auf, wird
aber implizit in der Enzyklika vorausgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 4: Anthropologie
 Papst Franziskus macht deutlich, dass das Gelingen
ökologischer Bemühungen von einer anderen
Anthropologie abhängt. Ein fehlgeleiteter
Anthropozentrismus ist zu korrigieren. Der Begriff der
„Humanökologie“ wird in verschiedene Richtungen
entfaltet. Die Frage ist hier (wie auch schon in Evangelii
gaudium), ob der Papst nicht von einem zu negativen
Menschenbild ausgeht und seine Sicht von einer zu
kulturpessimistischen Grundhaltung geprägt ist.

Kritische Würdigung
 Aspekt 5: Relativismus
 Papst Franziskus führt in seiner Analyse die (alle)
Fehlentwicklungen auf den Relativismus zurück. Hinter
der kapitalistischen Denkweise, hinter dem
„Einweggebrauch“ stehe dieselbe relativistische
Denkweise wie bei Kinderschändern, Sklavenhaltern
und organisierter Kriminalität. Ein solch pauschales
eindimensionales Begründungsmuster verhindert eher
den geforderten Dialog als dass es ihn fördert.

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Der häufigste Leitbegriff in LS ist „Technik“ (97x), dies
in Kombination mit Machtkritik (67x). Papst Franziskus
führt in seiner Analyse die Umweltkrise auf das
technokratische Paradigma zurück. Zwar würdigt er
bestimmte technische Fortschritte, fordert aber seine
Abschaffung und eine kulturelle Revolution. Es bleibt
die Frage, wie viel Technik brauchen wir zur
Bewältigung der Umweltkrise und wie setzen wir sie
innerhalb eines neuen Wirtschaftsmodells ein?

Kritische Würdigung
 Aspekt 6: Technokratisches Paradigma
 Ein Beispiel für die Kritik insbesondere aus
rechtskonservativen Kreisen:
„Immer wieder verbinden sich die klassisch-katholischen
Vorbehalte gegen eine ordoliberale Wirtschafts- und
Gesellschaftsordnung mit den üblichen Verurteilungen aller
möglichen Ismen von Anthropozentrismus über
Konsumismus bis Hedonismus zu einem moralinsauren
Gebräu. Versatzstücke von Verelendungs- und
Weltverschwörungstheorien machen dieses ökologische
Manifest mitunter ungenießbar“
[Daniel Deckers in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2015]

Kritische Würdigung
 Aspekt 7: Wachstumskritik
 Papst Franziskus kritisiert noch massiver als ein
Evangelii gaudium „perverse“ System-Logiken (52 / 197)
und das Wachstumsmodell. Er fordert für die reichen
Industrieländer eine Wachstumsrücknahme
(„Regression“), um den ärmeren Ländern eine
Entwicklung zu ermöglichen. Ohne eine Verringerung
des Ressourcenverbrauchs ist langfristig kein Schutz der
Schöpfung möglich. Dies erfordert eine massive
Veränderung unseres Lebensstils. Die spannende Frage
ist, wie viele Menschen in den Industrieländern dazu
bereit sind.

Kritische Würdigung
 Aspekt 8: Wirtschaftsmodell
 Papst Franziskus fordert wie in Evangelii gaudium ein
neues Wirtschaftsmodell, das jenseits von
Neoliberalismus mit seinem freien Markt und gelenkter
sozialistischer Planwirtschaft liegt. Ein wesentliches
Kriterium ist die Gemeinwohlorientierung. Das
Privateigentum hat sich wieder auf das Gemeinwohl hin
zu ordnen. Ein neues Wirtschaftssystem ist im
Zusammenspiel aller Wissenschaftsrichtungen und
gesellschaftlichen Kräfte zu entwickeln.

Kritische Würdigung
 Aspekt 9: Ganzheitliche Ökologie
 Ähnlich der Forderung nach einer „ganzheitlichen
Entwicklung“ (Populorum progessio 1967) geht es Papst
Franziskus um eine „ganzheitliche Ökologie“, verstanden als
komplexes Beziehungsgeschehen. Die komplexe sozioökologische Krise kann nur bewältigt werden, wenn Natur
und Mensch gleichermaßen in den Blick kommen. Die
jeweiligen kulturellen Hintergründe sind für unterschiedliche
Lösungswege zu berücksichtigen. Es fällt auf, dass die
„Frauenfrage“ als wesentlicher Faktor sowohl der sozialen
Gerechtigkeit wie der Umweltgerechtigkeit an keiner Stelle
thematisiert wird.

Kritische Würdigung
 Aspekt 10: Politik
 Papst Franziskus fordert von der Politik, dass sie wieder
den Primat über die Wirtschaft und das Finanzwesen
gewinnt. Er kritisiert massiv, dass es nach der
Finanzkrise von 2008 kaum Veränderungen gegeben
hat. Für den Bereich Umweltschutz fordert er globale
Institutionen, die auch das Recht zu Sanktionen haben,
da sich die einzelnen Staaten als zu schwach erweisen,
geeignete Maßnahmen durchzusetzen. Die Frage ist,
wer die geforderte Weltautorität einsetzen kann.

Kritische Würdigung
 Aspekt 11: Bevölkerungswachstum
 Papst Franziskus verweist zurecht darauf, dass eine hohe
Geburtenrate nicht allein für ökologische und soziale
Probleme verantwortlich gemacht werden kann. Es
stimmt auch, dass unser Planet noch mehr als die
derzeitige Bevölkerung ernähren kann. Dennoch sind
die Tragfähigkeit der Erde und mit ihr die vorhandenen
natürlichen Ressourcen begrenzt. Es bedarf einer
Bevölkerungsentwicklung, die eine bestimmte Grenze
nicht überschreitet. Wie dies gelingen kann, ist
miteinander zu diskutieren.

Kritische Würdigung
 Aspekt 12: Klimawandel
 Papst Franziskus schließt sich gegen die „Klimaskeptiker“
ausdrücklich der großen Mehrheit der wissenschaftlichen
Studien an, die den Klimawandel für menschengemacht
(anthropogen) halten. Das Klima als Kollektivgut bedarf
durch entsprechende Steuerungsinstrumente des Schutzes
der gesamten Weltgemeinschaft, wobei es unterschiedliche
Grade von Verantwortung gibt. Die Hauptverursacher haben
einen größeren Beitrag zur Bewältigung des Problems zu
leisten. Kritisch ist zu fragen, ob der Emissionszertifikatehandel tatsächlich so negativ ist wie vom Papst dargestellt
(171). Menschen, die aufgrund ökologischer Degradation ihre
Lebensräume verlassen müssen, sollen als Flüchtlinge mit
entsprechendem rechtlichem Status anerkannt werden.

Kritische Würdigung
 Aspekt 13: Dialog

Es fällt auf, dass im Kapitel 5 in allen Überschriften das
Wort „Dialog“ auftaucht. In LS insgesamt 23x. Der
Papst beansprucht nicht die Lösung aller Fragen. Er
ruft zum Dialog auf mit den Wissenschaften und
innerhalb der Religionen. Er greift auf zahlreiche
Äußerungen verschiedener Bischofskonferenzen
zurück (21 Zitate) und verdeutlicht lokale wie globale
Notwendigkeiten gleichermaßen. Er spricht staatliche
und nichtstaatliche Akteure gleichermaßen an.

Kritische Würdigung
 Aspekt 14: Lebensstil und Konsummuster

Der Papst übt massive Kritik an den Konsummustern
großer Teile der reichen Bevölkerungsschichten (das
Wort Konsum wird 55x verwendet). Lebensstilfragen
sind keine rein persönliche Sache, sondern ein
verantwortlicher Beitrag zur Überlebensfähigkeit des
gemeinsamen Hauses Erde. Die zahlreichen konkreten
Handlungsmöglichkeiten, sind in Teilen bei uns zur
Selbstverständlichkeit geworden, in vielen Ländern
aber nur höchst rudimentär umgesetzt.

Kritische Würdigung
 Aspekt 15: Bewusstseinsbildung

Zurecht weist der Papst darauf hin, dass Gesetze
allein für Veränderungen nicht ausreichen. Es
bedarf einer veränderten Haltung und Einstellung.
Die ökologischen Tugenden sind über die Familie,
die Schule, die Politik und kirchliche
Einrichtungen einzuüben.
Diesen Bewusstseinswandel zu fördern, darin liegt
eine der zentralen Konsequenzen der Enzyklika
für die Ländern mit „ökologischer Schuld“.

Kritische Würdigung
 Aspekt 16: Spiritualität

Der Papst spricht von einer ökologischen Spiritualität
und vier Grundeinstellungen der Umkehr:
Dankbarkeit, Verzicht, Verbundenheit und Kreativität.
Einfachheit und Achtsamkeit sind Werte, die alle
Religionen teilen. Die Frage ist, in wie weit sie intern
gelebt werden und wie sie auch als säkulare Werte für
„religiös Unmusikalische“ zu vermitteln sind, in wie
weit Genügsamkeit tatsächlich auf breiter Basis als
befreiend erlebt wird.

Kritische Würdigung
 Ausblick: Spur der Hoffnung

„Während die Menschheit des post-industriellen
Zeitalters vielleicht als eine der verantwortungslosesten der Geschichte in der Erinnerung bleiben
wird, ist zu hoffen, dass die Menschheit vom
Anfang des 21. Jahrhunderts in die Erinnerung
eingehen kann, weil sie großherzig ihre
schwerwiegende Verantwortung auf sich
genommen hat.“ [165]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Intensivierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen [18]
 steigende Sensibilität für die Umwelt [19]
 Luftschadstoffe [20]
 Gefährliche Abfälle – Müll – Bioakkumulation [21]
 Wegwerfkultur [22]
 Klimawandel [23-26]
 Erschöpfung natürlicher Ressourcen [27]
 Sauberes Trinkwasser - Privatisierung [28-30]
 Anstieg der Nahrungsmittelpreise [31]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Verlust biologischer Vielfalt [32-34]
 Umweltverträglichkeitsprüfungen [35-36]
 Präferierte Schutzgebiete (Amazonas / Kongobecken)

[37-38]
 Monokulturen [39]
 Ozeane / Korallenbänke [40-41]
 Investitionen in Forschung [42]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Negative soziale Auswirkungen: Wachsen der Städte,

Privatisierung von Land, soziale Ausschließung, Gewalt
usw. [43-46]


„Zeichen, die zeigen, dass das Wachstum der letzten beiden
Jahrhunderte nicht in allen seinen Aspekten einen wahren
ganzheitlichen Fortschritt und eine Besserung der
Lebensqualität bedeutet hat. Einige dieser Zeichen sind
zugleich Symptome eines wirklichen sozialen Niedergangs“ [46]

 Einfluss der Medien und der digitalen Welt[47]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auswirkungen auf die Schwächsten des Planeten [48]
 „Wir kommen jedoch heute nicht umhin anzuerkennen, dass ein
wirklich ökologischer Ansatz sich immer in einen sozialen Ansatz
verwandelt, der die Gerechtigkeit in die Umweltdiskussionen
aufnehmen muss, um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die
Klage der Erde.“ [49]
 Bevölkerungswachstum
 „… muss auch anerkannt werden, dass eine wachsende Bevölkerung
mit einer umfassenden und solidarischen Entwicklung voll und ganz
zu vereinbaren ist“. Die Schuld dem Bevölkerungszuwachs und nicht
dem extremen und selektiven Konsumverhalten einiger anzulasten, ist
eine Art, sich den Problemen nicht zu stellen.“ [50]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Ethik der internationalen Beziehungen

 „Denn es gibt eine wirkliche „ökologische Schuld“ –

besonders zwischen dem Norden und dem Süden – im
Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und
deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch
mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern
praktizierten unproportionierten Verbrauch der
natürlichen Ressourcen.“ [48]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Auslandsverschuldung der armen Länder als

Kontrollinstrument


Der Erdboden der Armen im Süden ist fruchtbar und wenig
umweltgeschädigt, doch in den Besitz dieser Güter und Ressourcen zu
gelangen, um ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen, ist ihnen
verwehrt durch ein strukturell perverses System von kommerziellen
Beziehungen und Eigentumsverhältnissen. Es ist notwendig, dass die
entwickelten Länder zur Lösung dieser Schuld beitragen, indem sie
den Konsum nicht erneuerbarer Energie in bedeutendem Maß
einschränken und Hilfsmittel in die am meisten bedürftigen Länder
bringen, um politische Konzepte und Programme für eine nachhaltige
Entwicklung zu unterstützen. [52]

 Klimawandel: diversifizierte Verantwortlichkeiten

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Leadership / Rechtssystem [53]

 Schwäche der internationalen politischen Reaktion [54]
 Klimaanlagen [55]
 Fortführung des Systems [56]
 Neue Kriege [57]
 „… wuchert eine oberflächliche oder scheinbare Ökologie,

die eine gewisse Schläfrigkeit und eine leichtfertige
Verantwortungslosigkeit unterstützt.“ [59]

Themen der Enzyklika
 Kapitel I – Was unserem Haus widerfährt:
 Mythos des Fortschritts / Mensch jede Art von Fortschritt

verbieten – „Zwischen diesen beiden Extremen müssten
mögliche zukünftige Szenerien erdacht werden, denn es gibt
nicht nur einen einzigen Lösungsweg.“ [60]
 „In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der
Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht,
dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den
Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die
Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert.“
 „… ist sicher, dass das gegenwärtige weltweite System unter
verschiedenen Gesichtspunkten unhaltbar ist, denn wir haben
aufgehört, an den Zweck menschlichen Handelns zu denken…“
[61]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Dialog Wissenschaft-Religion [62-64]

 Würde des Menschen [65]
 Schöpfungsgeschichte [66]
 Auftrag, Erde zu hüten [67]
 Schöpfungsordnung respektieren – fehlgeleiteter

Anthropozentrismus [68-69]
 Kain und Abel / Noah [70]
 Schabbatgebot [71]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Psalmen [72]

 Propheten [73]
 Babylonische Gefangenschaft [74]
 Figur des Vaters als Schöpfer [75]
 Schöpfung als Plan der Liebe Gottes [76-77]

 Entmythologisierung – Verantwortung des Menschen [78-82]
 „Das Ziel des Laufs des Universum liegt in der Fülle Gottes, die

durch den auferstandenen Christus – den Angelpunkt des
universalen Reifungsprozesses – schon erreicht worden ist“ [83]

Themen der Enzyklika
 Kapitel II – Evangelium von der Schöpfung:
 Schöpfung als Liebkosung Gottes [84-88]



Sonnengesang [87]
Entwicklung der „ökologischen Tugenden“ [88]

 Alles Geschaffene ist eine universale Familie [89]
 Wut über Ungerechtigkeit [90]




„Alles ist miteinander verbunden. Darum ist eine Sorge für die Umwelt
gefordert, die mit einer echten Liebe zu den Menschen und einem
ständigen Engagement angesichts der Probleme der Gesellschaft
verbunden ist.“ [91]
„Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind drei absolut
miteinander verbundene Themen, die nicht getrennt und einzeln
behandelt werden können, ohne erneut in Reduktionismus zu fallen.“ [92]

 Gemeinwohlorientierung des Privateigentums [93-95]
 Der Blick Jesu [96-100]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 vorherrschendes technokratisches Paradigma [101-105]


„Tatsache ist, dass „der moderne Mensch nicht zum richtigen Gebrauch der Macht
erzogen wird“, denn das enorme technologische Wachstum ging nicht mit einer
Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einher.“
[105]

 eindimensionales Paradigma




„Nach diesem Paradigma tritt eine Auffassung des Subjekts hervor, das im
Verlauf des logisch-rationalen Prozesses das außen liegende Objekt
allmählich umfasst und es so besitzt. Dieses Subjekt entfaltet sich, indem
es die wissenschaftliche Methode mit ihren Versuchen aufstellt, die schon
explizit eine Technik des Besitzens, des Beherrschens und des
Umgestaltens ist. ..
Von da aus gelangt man leicht zur Idee eines unendlichen und
grenzenlosen Wachstums, das die Ökonomen, Finanzexperten und
Technologen so sehr begeisterte. Dieses Wachstum setzt aber die Lüge
bezüglich der unbegrenzten Verfügbarkeit der Güter des Planeten voraus,
die dazu führt, ihn bis zur Grenze und darüber hinaus „auszupressen“.“
[106]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Reduktionismus [107-108]
 Technokratisches Prinzip beherrscht Wirtschaft und Politik

[109]


„Die Finanzen ersticken die Realwirtschaft. Man hat die Lektionen der
weltweiten Finanzkrise nicht gelernt, und nur sehr langsam lernt man
die Lektionen der Umweltschädigung… Der Markt von sich aus
gewährleistet aber nicht die ganzheitliche Entwicklung des Menschen
und die soziale Inklusion“ [109]

 Sinn für Gesamtheit geht verloren [110]
 Widerstand gegen den Vormarsch des technokratischen

Paradigmas - Befreiung vom… - kulturelle Revolution [111-114]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Anthropozentrismus hat technische Vernunft über die

Wirklichkeit gestellt [115-116]


„Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für
unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter
Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage selbst
zusammen.“ [117]

 Kein Biozentrismus: „Es wird keine neue Beziehung zur

Natur geben ohne einen neuen Menschen. Es gibt keine
Ökologie ohne eine angemessene Anthropologie.“ [118]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Wichtigkeit von Beziehungen [119]
 „Denn man kann nicht eine Beziehung zur Umwelt

geltend machen, die von den Beziehungen zu den
anderen Menschen und zu Gott isoliert ist. Es wäre ein als
ökologische Schönheit getarnter romantischer
Individualismus und ein stickiges Eingeschlossensein in
der Immanenz.“ [119]
 Abtreibung [120]
 Entwicklung einer neuen Synthese [121]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Praktischer Relativismus führt zu fehlgeleitetem

Lebensstil [122-123] Problematische Vergleiche!
 Wert der Arbeit [124-128]


„Die Arbeit ist eine Notwendigkeit, sie ist Teil des Sinns des
Lebens auf dieser Erde, Weg der Reifung, der menschlichen
Entwicklung und der persönlichen Verwirklichung. Den Armen
mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine
provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen.
Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein
würdiges Leben zu ermöglichen.“ [128]

 Vorrang kleinbäuerlicher Systeme [129]

Themen der Enzyklika
 Kapitel III – Menschliche Wurzel:
 Tierversuche [130-131]
 Biotechnologie – gentechnisch veränderte Pflanzen -

Zugang zu Informationen[132-135]
 Experimente mit Embryonen [136]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 „ganzheitliche Lösungen suchen, welche die







Wechselwirkungen der Natursysteme untereinander und mit
den Sozialsystemen berücksichtigen. Es gibt nicht zwei Krisen
nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft,
sondern eine einzige und komplexe sozio-ökologische Krise.“
[137-139]
Rolle der Forschung [140]
Nachhaltige Entwicklung [141]
Sozialökologie [142]
Kulturökologie [143-146]
Besonderer Blick auf Ureinwohner [146]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 ganzheitliche Verbesserung der menschlichen







Lebensqualität [147]
Humanökologie [148-152]
Verkehr [153]
moralisches Gesetz, das in die eigene Natur des Menschen
eingeschrieben ist [154]
Gemeinwohl – Subsidiarität – sozialer Friede –
distributive Gerechtigkeit [176-177]
Appell zur Solidarität und in eine vorrangige Option für
die Ärmsten [178]

Themen der Enzyklika
 Kapitel IV – Ganzheitliche Ökologie:
 Solidarität zwischen den Generationen [159]
 „Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und

der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des
Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige
Lebensstil, da er unhaltbar ist, nur in Katastrophen enden
kann…“ [161]
 Individualismus – Immediatismus - „Krisen der
familiären und sozialen Bindungen, mit den
Schwierigkeiten, den Mitmenschen anzuerkennen“[162]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Gemeinsamer Plan - internationale leaderships [164]
 Maßnahmen zum Klimaschutz [165]
 Weltweite Ökobewegungen [166]

 Konferenz Rio 1992 [167]
 Basler Konvention über die gefährlichen Abfälle /

Washingtoner Artenschutzübereinkommen / Wiener
Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht [168]
 Internationalisierung der Umweltkosten [169]
 Ablehnung des An- und Verkaufs von
„Emissionszertifikaten“ [171]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Korruptionsbekämpfung [172]
 internationaler Vereinbarungen - globale

Rahmenbestimmungen [173]
 Verwaltung der Ozeane - Vereinbarung über die
Regelungen der Ordnungs- und Strukturpolitik für den
gesamten Bereich des sogenannten „globalen
Gemeinwohls“ [174]
 verantwortlichere weltweite Reaktion, die darin besteht,
gleichzeitig sowohl die Reduzierung der
Umweltverschmutzung als auch die Entwicklung der
armen Länder und Regionen in Angriff zu nehmen [175]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 stärkere und wirkkräftig organisierte internationale






Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die
durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen
gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet
sind, Sanktionen zu verhängen [175]
Forderung einer echten politischen Weltautorität [175]
Regelungen innerhalb der Staaten [176-181]
Transparente politische Prozesse [182]
Umweltverträglichkeitsprüfung – Einbeziehung der
Betroffenen vor Ort [183]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Prinzip der Vorbeugung – Umkehrung der Beweislast

[186]
 Politik und Wirtschaft sollen sich im Dialog entschieden
in den Dienst des Lebens stellen – Kritik, dass das
Problem der Realökonomie nicht in Angriff genommen
wurde [187]
 Umwelt kann nicht durch bloße Kostennutzenrechnung
geschützt werden [188]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Wir müssen uns jedoch davon überzeugen, dass die

Verlangsamung eines gewissen Rhythmus von Produktion und
Konsum Anlass zu einer anderen Art von Fortschritt und
Entwicklung geben kann. Die Anstrengungen für eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein
nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig
andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann. Wenn wir nicht
engstirnig sind, können wir entdecken, dass die vielseitige
Gestaltung einer mehr innovativen und weniger
umweltschädlichen Produktion rentabler sein kann. Es geht
darum, den Weg für andere Möglichkeiten zu öffnen, die nicht
etwa bedeuten, die Kreativität des Menschen und seinen Sinn
für Fortschritt zu bremsen, sondern diese Energie auf neue
Anliegen hin auszurichten.“ [191]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 kluge und rentable Formen von Wiederverwertung,

Umfunktionierung und Recycling schaffen; er könnte die
Energieeffizienz der Städte verbessern… Formen nachhaltiger und
gerechter Entwicklung [192]
 „Wenn in einigen Fällen die nachhaltige Entwicklung neue Formen
des Wachstums mit sich bringen wird, muss man immerhin in
anderen Fällen angesichts des unersättlichen und unverantwortlichen
Wachstums, das jahrzehntelang stattgefunden hat, auch daran
denken, die Gangart ein wenig zu verlangsamen, indem man einige
vernünftige Grenzen setzt und sogar umkehrt, bevor es zu spät ist.
Wir wissen, dass das Verhalten derer, die mehr und mehr
konsumieren und zerstören, während andere noch nicht
entsprechend ihrer Menschenwürde leben können, unvertretbar ist.
Darum ist die Stunde gekommen, in einigen Teilen der Welt eine
gewisse Rezession zu akzeptieren und Hilfen zu geben, damit in
anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“ [193]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Es genügt nicht, die Pflege der Natur mit dem finanziellen

Ertrag oder die Bewahrung der Umwelt mit dem
Fortschritt in einem Mittelweg zu vereinbaren. In diesem
Zusammenhang sind die Mittelwege nur eine kleine
Verzögerung des Zusammenbruchs. Es geht schlicht
darum, den Fortschritt neu zu definieren. Eine
technologische und wirtschaftliche Entwicklung, die
nicht eine bessere Welt und eine im Ganzen höhere
Lebensqualität hinterlässt, kann nicht als Fortschritt
betrachtet werden. [194]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 „Das Prinzip der Gewinnmaximierung… ist eine Verzerrung des

Wirtschaftsbegriffs… Als ethisch könnte nur ein Verhalten
betrachtet werden, in dem „die wirtschaftlichen und sozialen
Kosten für die Benutzung der allgemeinen Umweltressourcen
offen dargelegt sowie von den Nutznießern voll getragen
werden und nicht von anderen Völkern oder zukünftigen
Generationen.“ [194]
 „Wir brauchen eine Politik, deren Denken einen weiten
Horizont umfasst und die einem neuen, ganzheitlichen Ansatz
zum Durchbruch verhilft, indem sie die verschiedenen Aspekte
der Krise in einen interdisziplinären Dialog aufnimmt. [197]

Themen der Enzyklika
 Kapitel V – Leitlinien für Handlung:
 Ethische Grundsätze sind immer kontextuell [199]
 Appell an Gläubige [200]
 Religionen veranlassen, einen Dialog miteinander

aufzunehmen, der auf die Schonung der Natur, die
Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der
gegenseitigen Achtung und der Geschwisterlichkeit
ausgerichtet ist. [201]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Die Menschheit muss sich ändern: „Es fehlt das

Bewusstsein des gemeinsamen Ursprungs, einer
wechselseitigen Zugehörigkeit und einer von allen
geteilten Zukunft. Dieses Grundbewusstsein würde die
Entwicklung neuer Überzeugungen, Verhaltensweisen
und Lebensformen erlauben.“ [202]
 Konsumverhalten: „Der zwanghafte Konsumismus ist das
subjektive Spiegelbild des techno-ökonomischen
Paradigmas.“ [203] „Während das Herz des Menschen
immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er
kaufen, besitzen und konsumieren kann.“ [204]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Verbraucherinitiativen – Boykott von Produkten [206]
 Erd-Charta [207]
 Achtsamkeit [208]
 neue Gewohnheiten - erzieherische Herausforderung [209] –

Umwelterziehung [210] – Motivation [211]
 Konkretionen: Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und
Papier, die Einschränkung des Wasserverbrauchs, die Trennung
der Abfälle, nur so viel kochen, wie man vernünftigerweise
essen kann, die anderen Lebewesen sorgsam behandeln,
öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder ein Fahrzeug mit
mehreren Personen teilen, Bäume pflanzen, unnötige Lampen
ausschalten, Dinge wieder verwerten [211]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Ökologische Erziehung:
 Schule – Katechese - Bedeutung der Familie [213]
 Sensibilisierung der Bevölkerung durch Kirche und

Politik - Seminare und Ausbildungsstätten der Orden:
Erziehung zu einer verantwortlichen Genügsamkeit, zur
dankerfüllten Betrachtung der Welt und zur Achtsamkeit
gegenüber der Schwäche der Armen und der Umwelt [214]
 ästhetische Erziehung [215]
 Denkmuster beeinflussen die Verhaltensweisen [215]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Leitlinien ökologischer Spiritualität [216]
 Aufruf zu einer tiefgreifenden inneren Umkehr [217]
 Gemeinschaftliche Umkehr [219]
 „An erster Stelle schließt es Dankbarkeit und Unentgeltlichkeit

ein, das heißt ein Erkennen der Welt als ein von der Liebe des
himmlischen Vaters erhaltenes Geschenk. Daraus folgt, dass
man Verzicht übt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und
großzügig handelt, auch wenn niemand es sieht oder
anerkennt.“ [220]
 mit den anderen Wesen des Universums eine wertvolle
allumfassende Gemeinschaft bilden [220]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 prophetischer und kontemplativer Lebensstil, der fähig

ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu
sein… Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger
mehr ist“. [222]
 Befreiende Genügsamkeit [223]
 „Der innere Friede der Menschen hat viel zu tun mit der
Pflege der Ökologie und mit dem Gemeinwohl, denn
wenn er authentisch gelebt wird, spiegelt er sich in einem
ausgeglichenen Lebensstil wider, verbunden mit einer
Fähigkeit zum Staunen, die zur Vertiefung des Lebens
führt.“ [225]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Zeit nehmen – gelassene Aufmerksamkeit [225-226]
 Danksagung zu den Mahlzeiten [227]
 Universale Geschwisterlichkeit [228]
 Kleiner Weg der hl. Terese von Lisieux: Eine ganzheitliche

Ökologie ist auch aus einfachen alltäglichen Gesten gemacht,
die die Logik der Gewalt, der Ausnutzung, des Egoismus
durchbrechen. [230]
 „Die Sakramente sind eine bevorzugte Weise, in der die Natur
von Gott angenommen wird und sich in Vermittlung des
übernatürlichen Lebens verwandelt. Über das kultische
Geschehen sind wir eingeladen, die Welt auf einer anderen
Ebene zu umarmen.“ [235]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Eucharistie: „Vereint mit dem in der Eucharistie

gegenwärtigen inkarnierten Sohn sagt der gesamte
Kosmos Gott Dank.“ [236]
 Sonntag: Dimension der Empfänglichkeit und der
Unentgeltlichkeit – „Die Ruhe ist eine Ausweitung des
Blickfeldes, die erlaubt, wieder die Rechte der anderen zu
erkennen“. [237]
 Trinitarischer Zugang: gesamte Wirklichkeit besitzt in
ihrem Innern eine trinitarische Prägung [239]

Themen der Enzyklika
 Kapitel VI – Spiritualität:
 Maria: Mutter und Königin der ganzen Schöpfung [241]
 Josef [242]
 Ewiges Leben [243]
 Zwei Gebete [246]

Gebet für die Erde
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der
Erde. Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu
betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Wir preisen dich, Vater, mit allen Geschöpfen,

die aus deiner machtvollen Hand hervorgegangen sind.
Dein sind sie und erfüllt von deiner Gegenwart und Zärtlichkeit.
Gelobt seist du.
 Sohn Gottes, Jesus, durch dich wurde alles erschaffen.
In Marias Mutterschoß nahmst du menschliche Gestalt an;
du wurdest Teil dieser Erde und sahst diese Welt mit menschlichen Augen.
Jetzt lebst du in jedem Geschöpf mit deiner Herrlichkeit als Auferstandener.
Gelobt seist du.
 Heiliger Geist, mit deinem Licht wendest du diese Welt der Liebe des Vaters
zu und begleitest die Wehklage der Schöpfung;
du lebst auch in unseren Herzen, um uns zum Guten anzutreiben.
Gelobt seist du.
 O Gott, dreifaltig Einer,
du kostbare Gemeinschaft unendlicher Liebe, lehre uns, dich zu betrachten
in der Schönheit des Universums, wo uns alles von dir spricht.
Erwecke unseren Lobpreis und unseren Dank
für jedes Wesen, das du erschaffen hast.
Schenke uns die Gnade, uns innig vereint zu fühlen mit allem, was ist.

Christliches Gebet mit der Schöpfung
 Gott der Liebe,

zeige uns unseren Platz in dieser Welt
als Werkzeuge deiner Liebe zu allen Wesen dieser Erde,
denn keines von ihnen wird von dir vergessen.
Erleuchte, die Macht und Reichtum besitzen,
damit sie sich hüten vor der Sünde der Gleichgültigkeit,
das Gemeinwohl lieben, die Schwachen fördern
und für diese Welt sorgen, die wir bewohnen.
Die Armen und die Erde flehen,
Herr, ergreife uns mit deiner Macht und deinem Licht,
um alles Leben zu schützen, um eine bessere Zukunft
vorzubereiten, damit dein Reich komme,
das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens,
der Liebe und der Schönheit.
Gelobt seist du. Amen.