Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt Innere Stadt WIEN 14.-16.5.2012 Bäckerstraße 20 Bäckerstraße 7 :Renaissancehof Hinter der Ruprechtkirche Was wir nicht wollten… Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für drei Tage.

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Transcript Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt Innere Stadt WIEN 14.-16.5.2012 Bäckerstraße 20 Bäckerstraße 7 :Renaissancehof Hinter der Ruprechtkirche Was wir nicht wollten… Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für drei Tage.

Slide 1

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 2

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 3

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 4

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 5

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 6

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 7

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 8

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 9

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 10

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 11

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 12

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 13

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten


Slide 14

Leopoldstadt, beim Karmelitermarkt

Innere Stadt

WIEN 14.-16.5.2012

Bäckerstraße 20

Bäckerstraße 7 :Renaissancehof

Hinter der Ruprechtkirche

Was wir nicht wollten…

Wir (Freundin Monika und ich) fuhren für

drei Tage nach Wien, ohne genau
zu wissen, was wir da wollten, aber mit genauen Vorstellungen, was wir
NICHT wollten:
Schloss Schönbrunn, Stephansdom, Heurigen in Grinzing, Cafe Aida,
Albertina, Staatsoper, Hofreitschule, Würstlprater…
kurz, all jene Sehenswürdigkeiten zu besehen, vor denen die Care Schlange
stehen, um die „Europainzehntagentouristen“ auszuspucken.

Ebenso wenig wollten wir Fotos machen, wie man sie auf
Google zu Tausenden findet (eine kleine Auswahl
oben/rechts). Deshalb ist auf den folgenden Seiten alles ein
bisschen schräg, ein bisschen ungewohnt vielleicht, in einer
„anderen Perspektive“… und wir können uns nicht rühmen,
DAS Wien gesehen zu haben.
Aber wir haben vieles gesehen, was wir unter keinen
Umständen missen möchten, hatten lustige Begegnungen
mit Einheimischen und weniger Einheimischen und durften
mehr als einmal herzhaft lachen.

Aussicht vom Hotel

Taborstraße: Stilwerk innen

Stilwerk außen

Eigentlich hatten wir ja gar kein Hotelzimmer und
von unserem vorübergehenden Zuhause im
Kreis18 sowas von keine Aussicht auf die Stadt,
denn dieses lag Richtung Hinterhof. Es war auch
alles eher ein Zufall, um nicht zu sagen ein
Missverständnis:

Irgendwie klappte das dann jedoch mit dem Geheimtipp
nicht so richtig, und wir landeten vor einem Lift des
Nobelhotels. Nun denn, auch gut, der fährt schließlich in den
18. Stock. Er fährt zwar – prinzipiell – aber nicht mit uns. Für
Fremde ist auf Etage 16 fertig lustig. Als wir gerade
enttäuscht den Knopf „E“ drücken wollten, stieg ein junger
Mann zu, ein waschechter Hotelgast und damit definitiv kein
waschechter Wiener. „Können Sie uns verraten, wie man in
den 18. Stock kommt?“ Er konnte, aber erst, nachdem wir die
Frage en français wiederholt hatten. Er zückte sogleich seine
Zimmerkarte, fuhr mit bretonischer élégance über den
Liftbutton und schon schwebten wir dem Stock der Begierde
entgegen. Erwartet wurden wir im „le LOFT“ von noblen
Garçons, die in noblen Gläsern noblen – und sündhaft teuren
– Orangensaft servierten und von einer grandiosen Aussicht
über Wien. Der Anblick der bunten Decke allerdings,
weswegen wir das Ganze inszeniert hatten, war aus der Nähe
und bei Tage eher ernüchternd.

Am Vorabend hatten wir einen Spaziergang

mit anschließender BimSightseeing-Tour zur Endstation der Nummer 2 unternommen und
waren dabei an einem sonderbar beleuchteten, modernen Hochhaus
vorbeigefahren.
Tags darauf landeten wir per Zufall wieder vor besagtem Gebäude,
welches STILWERK genannt wird und direkt an der Wien liegt; einerseits
gediegener Intérieurschuppen, andererseits noch gediegeneres Hotel,
ersterer öffentlich zugänglich, zweiteres eher nicht.
Monika wollte sich jedoch unbedingt diese Deckenbeleuchtung ansehen,
und die lag auf der nichtöffentlichen Seite. Sie fragte also kurzum einen
Angestellten, wie man denn da hoch komme in den 18. Stock. „Eigentlich
gar nicht“, war die offizielle Antwort; „durch die Tiefgarage“ der
inoffizielle Geheimtipp.

Aus- und Aufsicht von „le LOFT“

Das Lichtspiel-Zumpferl
Wundersame – und mitunter peinliche – Dinge
widerfahren einem in einem Land, dessen Sprache
man eigentlich zu verstehen glaubte:

Da ließen wir uns nach dem feinen Mittagessen im Schanigarten hinter

Ruprechtkirche

der ältesten Kirche Wiens (Ruprechtkirche, siehe Bilder) gespannt und
ohne böse Ahnung per Geocaching die Stadt zeigen, lasen
Informationen zum hohen Markt, dem ältesten Marktplatz Wiens, zu
einer Backgammon spielenden Kuh, der Ankeruhr und vielen anderen
Wiener Besonderheiten, und kurzum landeten wir im Stadtpark, wo es
galt, mit den gesammelten Informationen und Zahlen die finalen
Koordinaten zu errechnen. Letztere führten uns an eine vielbefahrene
Kreuzung vor dem Hilton, und der Hinweis zum finalen Versteck lautete
„Lichtspiel-Zumpferl“. Die Lichtsignalanlagen rund um die Kreuzung
erklärten somit 1/3 des Wortes – ok, großzügig interpretiert sogar 2/3 –
aber was in aller Welt ist ein Zumpferl? Nach längerer, erfolgloser
Suche beschlossen wir, ein einheimisches Mütterchen nach dem Begriff
zu fragen, denn alte Leute verstehen ja oft Dialektworte besser als
junge.
Doch da näherte sich ein junger, autochthon aussehender Herr mit
Kinderwagen, und wir befanden, ihm die alles entscheidende Frage
stellen zu können (wie sich später herausstellen sollte, war diese
Entscheidung auch goldrichtig).
Wir: „Guten Tag, kommen Sie von hier?“
Mann: „Näjää, nicht direekt.“
Wir: „Aber Sie verstehen den Dialekt hier.“
Mann: „Nätierlich. Was woll‘ns denn wiissen?“
Wir: „Wir müssten wissen, was ein Zumpferl ist.“
Mann (lacht, stutzt): „Warum woll‘ns des wiissen?“
Wir erklären bereitwillig, aber eigentlich könnte es ihm doch egal sein,
oder etwa nicht?
Mann: „Jä, ähm, des iss des kläine bäim Mann.“
Ach so, äh, alles klar. Danke auch nochmal.
Das Doserl, also der Geocache, war mit dieser Information dann rasch
gefunden, denn eine Ampel mit Zumpferl, die kann man einfach nicht
übersehen, oder?

Wandmalerei Bäckerstraße

Ankeruhr (eine Art „Zytglogge“)

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm I
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Vor dem
Narrenturm

Besuch der alten Backstube wollten wir uns – nicht
zuletzt aufgrund des garstigen Wetters – einem echten IndoorProgramm widmen. Was liegt da näher, als die Besichtigung des
Narrenturms, der früher die geschlossene Irrenanstalt
beherbergte?
Heute ist im Narrenturm das pathologische Museum mit all
seinen medizinischen Gräulichkeiten untergebracht. Im ersten
Raum gibt es alte 3D-Modelle von durch Syphilis und
Hauttuberkulose entstellten Körperteilen zu sehen, gefolgt von
Skeletten mit Wasserkopf und mehrfacher Skoliose,
Klumpfüßen und in Formalin eingelegte siamesische Zwillingsund anderen Föten, die an Außerirdische erinnern.
Als mein Magen ob solchen Anblicks langsam zu rebellieren
begann, sah ich mir dann lieber die alte Apotheke und den
Museumsshop an. Was es da nicht alles zu kaufen gibt! Neben
Fachliteratur werden Plüschtiere in Form von Grippe-, AIDSund anderen Viren, Kopfläusen, Krätze, Hausstaubmilben oder
Akne feilgeboten. Ich beschloss dann aber, meinem Sohn doch
keinen Fußpilz und auch kein pfeiffersches Drüsenfieber mit
nach Hause zu bringen, sondern das Geld dafür lieber in eine
meine Magennerven beruhigende heiße Schokolade zu
investieren.

Lange Gasse 34

Von Syphilis und Powidltatschkrln – ein Kontrastprogramm II
Am Mittwoch Nachmittag muteten wir unseren
Mägen ein Kontrastprogramm zu. Während der erste
Teil eher eine Entleerung begünstigte, sorgte der
zweite für ein wohliges Sättigungsgefühl:

Nach
Narrenturm

dem magennervenaufreibenden Besuch des Narrenturms –
auch Guglhupf genannt – wollten wir uns lieber noch ein etwas
beschaulicheres Museum ansehen, eines, das zwar auch mit
Backwerk zu tun hat, in dem aber noch gelebt und nicht
dahingesiecht wird.
Die alte Backstube an der langen Gasse 34 ist ein echter Geheimtipp,
und wir werden bei einem allfälligen zukünftigen Wienbesuch dort
sicher wieder vorbei schauen. Das Restaurant-Cafe ist gleichzeitig ein
Bäckermuseum und vom Toilettenspiegel bis zur Raumbeleuchtung
mit viel Liebe zum Detail eingerichtet.
Die Speisekarte lockte zwar nicht nur mit Köstlichkeiten aus der
Backstube, doch wir hielten uns angesichts der frühen Stunde – es
war erst viertel sechs (für uns Schweizer viertel nach fünf) – an die
Seite mit den Süßspeisen.
Der Apfelstrudel an der Theke erinnerte mich dann aber doch zu
sehr an die pathologischen... aber lassen wir das...
Jedenfalls entschied ich mich für eine mir bis anhin unbekannte, aber
wärmstens zu empfehlende Mehlspeise namens „Powidltaschl“, eine
Art Ravioli aus Kartoffel/Mehl-Teig, gefüllt mit Zwetschkenmus,
gewendet in Bröseln und Staubzucker. So was ähnliches wie
Marillenknödel, aber flach und ohne Marillen, sondern eben mit
Powidln (Zwetschken).
Jedenfalls beruhigte sich mein Magen ob dieser altwienerischen
Spezialität gepaart mit einem dampfenden Kakao zusehends, und
auch die regengepeinigten Schuhe und Strümpfe trockneten langsam
vor sich hin.

Lange Gasse 34

Powidltaschl - mmmhh

Alte Backstube

Das rauchende Minarett
Wie könnte man eine Stadt besser er-fahren als mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln? Bereits etwas müde vom
vielen Umherstreifen und durchgefroren infolge des
plötzlichen Wintereinbruchs mitten im Mai genossen
wir ein paar Fahrten mit der Bim bis zu deren
Endstationen und zurück.
„Spiegelbus“

Als

Erste wählten wir die Linie 37 Richtung Döbling. Auf unspektakuläre VorstadtMehrfamilienhäuser folgte ein Villenquartier dem nächsten, bis die Bim schließlich vor der
ägyptischen Botschaft ihrem Zenit entgegen kroch.
Nidsigend und linker Hand entdeckten wir zwischen den Häuserzeilen auf einmal einen riesigen,
jedoch schlanken Turm mit einer Kugel in dessen Mitte. Was mochte das sein? Irgendwie
erinnerte er uns an ein Minarett, obwohl der Bau derselben ja in der Schweiz per
Volksabstimmung verboten ist und wir also wenig minarettblickgewohnt sind.
So wie er auftauchte, verschwand der Turm hinter der nächsten Häuserfront, aber nur, um bald
darauf wieder zu erscheinen.
„Du, dä Siech rouchnet!“ rief Monika entsetzt, als das Objekt abermals ihr Blickfeld kreuzte.
Natürlich glaubte ich ihr kein Wort, warf aber trotzdem einen Blick auf den von ihr bereits
ausgebreiteten Stadtplan. Genau in besagter Richtung liegt laut Karte tatsächlich ein
rauchender Schornstein: die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Was sollte ich nun dazu sagen?
Hatte Monika etwa doch richtig gesehen?
Eine Antwort zu geben blieb mir insofern erspart, als eine junge Frau einige Sitze hinter uns
fragte, ob sie uns behilflich sein könne. Wir schilderten kurz unsere Beobachtung und sie
bestätigte mit einer simplen Erklärung Monikas Wahrnehmung. Bei besagtem Turm handelt es
sich um das von Friedrich Hundertwasser gestaltete thermische Kraftwerk bzw. eben die
Spittelauer Kehrichtverbrennung. Wienkennern war dies wahrscheinlich sogleich klar. Ich
jedoch erinnerte mich nur schemenhaft an einen Artikel, den ich irgendwann darüber gelesen
hatte. Peinlich, peinlich…

Müllverbrennungsanlage
Spittelau

Alte Bim

Durch die Häuser
Die meisten Touristen besuchen
Wien wegen dessen schönen
Gebäuden. Uns haben es vor allem
die Durchhäuser angetan.

Votivkirche: Gotteshaus mit Durchblick

Wir haben uns in Wien ein paar Kirchen
angeschaut, aber richtig beeindruckt hat
mich eigentlich nur die Votivkirche, ist
sie doch eine der einzigen, die ohne
Pomp und allzu viel Gold auskommt. Von
außen so filigran, dass man überall durch
den Turm hindurch sehen kann, innen
ebenso von schlanken Säulen gestützte
Gewölbe. Während mich in vielen
katholischen Kirchen jeweils ein
beklemmendes Gefühl beschleicht,
fühlte ich mich hier wunderbar leicht
und geborgen.

Mehr noch als die filigrane Architektur des
neugotischen Gotteshauses faszinierte mich
allerdings ein Spaziergang durch die
sogenannten „Durchhäuser“ im ersten
Wiener Bezirk. Zwar kennen wir so etwas
Ähnliches auch aus der Berner Altstadt, aber
anders als in Bern geht man hier nicht durch
eine schmale Gasse von einer Häuserzeile in
die nächste, sondern gelangt durch Türen
oder Torbögen in Hinterhöfe und kommt
durch einen weiteren Ausgang an einer
anderen Stelle wieder heraus. Mal sind diese
Höfe so groß, dass sie wie richtige öffentliche
Plätze wirken, mal scheinen sie fast
Privatgelände zu sein. Ohne die Gewissheit,
dass man da wirklich hinein gehen darf, hätte
ich mich wohl nicht überall getraut. Alle Höfe
werden liebevoll gepflegt, obwohl sich
hierher nur wenige Touristen zu verirren
scheinen.

Innenhof Blutgasse 9

Innenhof Blutgasse 9

Kuriositäten-Sammelsurium I

Namensschild an einer Sitzbank der Synagoge in
der Seitenstettengasse: nomen est omen??

Domgasse 8: Hier wohnte und starb
Franz Kolschitzky, der vermeintliche
Gründer des Wiener Kaffeehauses
und Erfinder des kleinen Braunen.
„Vermeintlich“, weil ihm ein
Armenier mit seinem Kaffeehaus an
der Rotenturmstraße 14 mit der
Idee einige Jahre zuvorgekommen
war.

Wiener Schnitzel, noch größer als bei
Figlmüller
Engerl mit Helm und Schwert
und Schild: eine gewöhnungsbedürftige Vorstellung

Kuriositäten-Sammelsurium II

Der Panther wurde im Rathauspark gesichtet!
Trompe l‘oeil in der Jesuitenkirche: Die Kuppel ist
ein Fake!

Ein Schaufenster voller Teddybären
Wiener Neuschwanstein

Postkartenautomat (Votivkirche)

Kuriositäten-Sammelsurium III

Rasen für die Städter
Gemalte und lebende Pferdefüße

Tagebuch: Tag 1

Montag, 14. Mai
Spaziergang durch den Pötzleinsdorfer Schlosspark

Einkaufen, Risotto kochen in der Unterkunft

Spaziergang durch den 18.Bezirk und Fahrt mit Bim Nr.2 bis Florisdorf
Kaffee und Kuchen mit Christina im Cafe Landtmann

Beginn Cache „der Tod ist ein Wiener“

Tagebuch: Tag 2

Dienstag, 15. Mai
2. Teil Cache „der Tod ist ein Wiener“
Besuch des Karmelitermarktes und der Leopoldkirche

Besichtigung der Ruprechtskirche (älteste Kirche Wiens)

Cache „die Backgammonkuh“
Führung in der Synagoge an der Seitenstettengasse

Orangensaft im le Loft beim Stilwerk
Konzert im Musikverein (Tetraktys Stringquartett mit Skalkottas,
Ginastera, Beethoven)

Gebratener Ziegenkäse von der glücklichen Ziege Arabella im
Kuchldragoner

Tagebuch: Tag 3

Mittwoch, 16. Mai
Besichtigung der Votivkirche

Naschmarkt bei Regen

Narrenturm

Schottenstift
Alte Backstube

Cache „die Durchhäuser“

Bim-Fahrten